Supermarktleiterin verbietet Kassiererinnen Gang auf die Toilette – VIDEO

“Vier Stunden? Ihr haltet den Urin zurück und geht nicht mehr ins Bad!”

Sonntag, 23. Juni 2024 | 08:00 Uhr

Von: ka

Brandizzo – Die WhatsApp-Nachricht, die die Kassiererinnen des Supermarkts der MD-Kette von Brandizzo in der Nähe von Turin von ihrer Filialleiterin an einem Tag Anfangs Juni erhielten, ist an Arroganz und Unmenschlichkeit kaum mehr zu übertreffen. „Ihr habt vier Stunden Zeit? In diesen Stunden haltet ihr den Urin zurück, ins Bad geht ihr nicht mehr!“, lautete diese „nette Einleitung“, die noch von einer ganzen Reihe von Schimpfwörtern und persönlichen Angriffen garniert war.

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Die Nachricht der Leiterin sollte eigentlich den Kreis der Kassiererinnen des MD-Supermarkts nicht verlassen, aber nachdem das Unternehmen wiederholt die Forderungen der Gewerkschaften nach einem Treffen ignoriert hatte, beschlossen einige Angestellte, bei denen es sich fast ausnahmslos um Frauen und Mütter handelt, die in Teilzeit arbeiten, die Nachrichten der WhatsApp-Gruppe zu veröffentlichen.

Die Veröffentlichung der betreffenden WhatsApp-Sprachnachricht zwang das Unternehmen MD, das in ganz Italien zahlreiche Supermärkte betreibt, sich des Falls anzunehmen. Die Führung der Supermarktkette distanzierte sich vom Inhalt der Nachricht und beschloss, die betreffende Filialleiterin, die 42-jährige Luana Perna, für fünf Tage von der Arbeit zu suspendieren. Das Unternehmen teilte zudem mit, dass die 42-Jährige im Rahmen einer Sitzung zugeben habe, eine Dummheit begangen zu haben, und sich für ihr Verhalten, das „nach einem Moment der Nervosität“ erfolgt wäre, entschuldigt habe.

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Der Gewerkschaft ist das zu wenig. Wie Arbeitnehmervertreter der Gewerkschaft Uiltucs von Ivrea mitteilen, soll der Inhalt und der Ton der WhatsApp-Sprachnachricht allgemein das Arbeitsklima widerspiegeln, das im Supermarkt der MD-Kette von Brandizzo herrscht. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, hielten mehrere Mitarbeiterinnen vor dem Supermarkt eine Protestkundgebung ab.

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In einem Interview beteuert Luana Perna, den Angestellten nie den Gang auf die Toilette verboten oder die entsprechenden Türen zugesperrt zu haben. Nach mehreren Diebstählen habe sie lediglich die Tür zum Umkleideraum verschlossen. „Als ich die Nachricht gesprochen habe, war ich außer mir. Ich gebe zu, dass ich mich vielleicht im Ton vergriffen habe, aber das ist mein Charakter. Ich wollte aber keine der Angestellten beleidigen“, so Luana Perna gegenüber dem Turiner Tagblatt La Stampa. „Die Gewerkschaft hat ihnen gesagt, dass sie auf die Toilette gehen können, wann immer sie wollen, ohne mich zu benachrichtigen. Aber ich muss diejenige, die an der Kasse sitzt, ersetzen oder die Kasse schließen“, fügt die 42-Jährige hinzu.

Ihre späteren Aussagen stehen aber im Widerspruch zur verschickten WhatsApp-Sprachnachricht. Neben dem Verbot, während der gesamten Arbeitsschicht die Toilette aufzusuchen, könnten ihr weitere Schimpfwörter und Drohungen – wie etwa „Macht euch ins Höschen“ und „Ich werde kontrollieren, wie oft ihr pissen geht“, vor Gericht teuer zu stehen kommen.

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Wenn sich die Wogen im MD-Supermarkt von Brandizzo nicht wieder glätten und es zwischen der Filialleiterin und den Vertretern der Angestellten zu keiner gütlichen Einigung kommt, scheint der Gang zum Richter vorprogrammiert.