Von: mk
Neapel – Die Staatsanwaltschaft von Neapel ermittelt gegen vier Personen wegen Anstiftung zum Suizid in Zusammenhang mit der 31-jährigen Tiziana Cantone. Die Junge Frau hat sich nach monatelangem Cyber-Mobbing in der Wohnung ihrer Mutter erhängt.
Schuld daran sollen mehrere Videos mit sexuellem Inhalt sein, die die 31-Jährige im vergangenen Jahr an einige Bekannte verschickt hat – allerdings mit der klaren Bitte, die Aufnahmen für sich zu behalten. Gegen diese sogenannten “Freunde” wird nun ermittelt.
Die Videos, in denen Tiziana klar zu erkennen ist, landeten jedoch schnell im Internet und wurden in Italien bald sehr bekannt. Zehntausende Websites haben das Video aufgegriffen. Nach der Veröffentlichung verlor die 31-Jährige, die Tochter eines Barbetreibers in einer kleinen Gemeinde in der Provinz Neapel ist, ihre Arbeit.
Zudem wurde sie auf Facebook gemobbt, worauf sie unter Depressionen und Panikattacken litt. Die sensible und lebenslustige Frau wurde zum Schatten ihrer selbst.
Um der unseligen Geschichte ein Ende zu bereiten, versuchte Tiziana sogar, ihren Namen zu ändern, und sie zog in eine andere Region. Zwar ging sie siegreich aus dem Kampf hervor, bei dem sie versuchte, die Sex-Videos auf Facebook, YouTube und anderen Internetseiten entfernen zu lassen. Allerdings musste sie Prozessspesen in Höhe von 20.000 Euro zahlen.
Mit dem Fall befasst sich nicht nur die Justiz, sondern auch die Politik. Mit dem Erfolg sozialer Netzwerke hätten auch negative Effekte wie das Cybermobbing deutlich zugenommen. Oft sind jüngere Menschen und vor allem Frauen das Opfer.
Wichtig sei es vor allem, Kinder und Teenager zu schützen und diese zu befähigen, die Risiken bestimmter Handlungen im Internet zu erkennen, hieß es in Rom. Zugleich wurde auch die Forderung nach einem Gesetz zur Verteidigung des sogenannten „Rechts auf Vergessenwerden“ laut: Damit ist gemeint, dass digitale Informationen mit Personenbezug nicht dauerhaft online gespeichert werden und abrufbar sind.