„Mangel an Respekt für Menschen, die krank sind und sterben“ – VIDEO

Widerlich: Corona-Leugner verbreiten Fake Videos leerer Krankenhäuser

Sonntag, 01. November 2020 | 08:05 Uhr

Mailand – Im Netz werden immer häufiger Videos verbreitet, die leere Krankenhäuser zeigen. Mit diesen besonders über einschlägige Gruppen in den sozialen Netzwerken im Umlauf gebrachten Bildern und Videos, die sich leicht als Fake News entlarven lassen, wollen Corona-Leugner „beweisen“, dass die Überfüllung der Spitäler durch Covid-19-Patienten in Wirklichkeit gar nicht existiert.

Ärzte und Pflegekräfte, die aufgrund der rapide zunehmenden Anzahl von Covid-19-Patienten unter immer stärkeren Arbeitsdruck leiden, machen diese über Videos verbreitete Fake News sprachlos. „Sie haben einen Mangel an Respekt für Menschen, die krank sind und sterben“, so eine Ärztin.

ANSA/GIUSEPPE LAMI

Die in den sozialen Netzwerken über einschlägige Gruppen sehr gut organisierten Corona-Leugner arbeiten präzise und mit Methode. Sie fürchten nicht, Lügen gestraft zu werden, weil sie ihre Bilder und Videos mit Ort, Datum und Uhrzeit versehen, indem sie die Linse ihres Smartphones kurz auf das Titelbild einer Zeitung oder auf einen Kassenbon schwenken. Diese Fotos und Videos werden kurze Zeit später online gestellt und viele Male geteilt.

GIMBE

Zu denen, die diese Videos verbreiten, gehört auch das Mitglied des Regionalrates der mittelitalienischen Region Latium, Davide Barillari. Davide Barillari, der im April aus der Fünf-Sterne-Bewegung ausgeschlossen worden war, rief über Twitter alle Nutzer dazu auf, ihm „alle glaubwürdigen Fotos und Videos zukommen zu lassen, die leere Notaufnahmen und Abteilungen von italienischen Krankenhäusern zeigen“. Nach dem Erhalt von vielen Videos veröffentlichte Davide Barillari, der sich selbst als „Visionär und Häretiker“ bezeichnet, ein aus vielen Fotos leerer Abteilungen zusammengesetztes Mehrfachbild.

ANSA/FILIPPO VENEZIA

„Dutzende von Videos, die in den letzten Stunden in Krankenhäusern und Notaufnahmen gedreht wurden, zeigen eine ganz andere Realität als die, die vom Regime und seinen unterwürfigen Medien verbreitet wird. Wem sollen wir glauben?“, so die beiden Sätze, die auf dem Mehrfachbild prangen.

Facebook/Giulia Grillo

Das gleiche Mehrfachbild – diesmal aber mit dem in großen roten Balkenlettern aufgetragenen Wort „FALSO“ (Falsch, Anmerkung der Redaktion) – erschien am Freitag auf der Facebook-Seite der ehemaligen Gesundheitsministerin und Abgeordneten der Fünf-Sterne-Bewegung Giulia Grillo. „Das Tamtam falscher Nachrichten und Täuschungen über die Lage in den italienischen Notaufnahmen steht für das widerlichste Kapitel vom Beginn der Pandemie bis heute. Es gibt eine Grenze zwischen ‚harmloser‘ Verschwörung und vollständiger Verfälschung der Realität mit fast gänzlich oder vollständig umstürzlerischen Kehrseiten“, so Giulia Grillo auf Facebook.

Die Videos der Corona-Leugner, die „beweisen“ sollen, dass die Überfüllung der Spitäler durch Covid-19-Patienten gar nicht existiere, lassen sich in Wirklichkeit leicht als Fake News entlarven. Ein „berühmtes“, im Mailänder Krankenhaus „Sacco“ gedrehtes Video, das eine leere Erste Hilfe Abteilung zeigen soll, zeigt in Wahrheit einen Wartesaal, der den Angehörigen der Patienten gewidmet ist. Er ist deshalb leer, weil seit dem Ausbruch der Coronaepidemie Besuche nicht möglich sind. Ein anderes längeres Video sollte mit dem angeblichen Fehlen von vor dem Krankenhaus ankommenden Ambulanzen beweisen, dass die Corona-Notlage aufgebauscht werde. Schade nur, dass die Krankenwagen mit SARS-CoV-2-positiven Patienten aus Sicherheitsgründen einen anderen Weg in das Krankenhaus nehmen. Auch andere ähnliche Videos erwiesen sich bei näherem Hinsehen als Fake News.

ANSA/MATTEO BAZZI

Ärzte und Pflegekräfte, die aufgrund der rapide zunehmenden Anzahl von Covid-19-Patienten unter immer stärkeren Arbeitsdruck leiden, machen diese Fake News sprachlos. Auf die Videos angesprochen fasste eine Ärztin, die am Krankenhaus „Sacco“ von Mailand arbeitet, Annamaria Brambilla, ihre ganze Enttäuschung in folgende Worte:

„Abgesehen von der Tatsache, dass unsere Arbeit und die Opferbereitschaft des gesamten Krankenhauspersonals nicht respektiert werden, ist das, was uns am meisten schmerzt der Mangel an Respekt für Menschen, die krank sind und sterben. Und das sind sehr viele. Das muss Mailand wissen“, so eine enttäuschte Annamaria Brambilla.

Von: ka