Von: ka
Falcade – Venetiens Wintersportorte schlagen Alarm. Zum Leidwesen, dass wie in vielen anderen Alpenregionen auch Mangel an Service- und Küchenpersonal für die Hotels und Restaurants herrscht, kommt neuerdings hinzu, dass auch Ski- und Snowboardlehrer immer schwieriger aufzutreiben sind.
Die Gründe für diese Misere sind kein Geheimnis. Für junge Leute, die sich für diesen eigentlich angesehenen Beruf entscheiden, ist der Verdienst zu gering und die Ausbildung zu teuer und zu zeitaufwendig. Im Gegensatz zu den „alten Hasen“, die nach und nach die Ski an den Nagel hängen, sind die Jungen oft nur mehr dazu bereit, an den Wochenenden auf der Piste zu arbeiten. Aus dem Winter-Fulltime-Job ist ein Nebenjob für Universitätsstudenten geworden.
Früher genossen die Skilehrer hohes Ansehen. Wie in den Dolomitentälern Venetiens berichtet wird, war ihr Körperbau so felsig wie die Zacken der Dolomitenberge, zu denen sie von der Piste aus aufschauten. Auf der Piste war ihr Wort Gesetz. In den Wintersportorten wird auch gemunkelt, dass manch Touristin, die eigentlich nur das Skifahren erlernen wollte, ihr Herz an einen dieser stattlichen Männer verlor.
Heute hingegen ist alles anders. Zu den „Veci“ – den „alten Hasen“ unter den Skilehrern – die dem Wetter und dem Lauf der Zeit trotzen, gesellt sich neuerdings eine kleine Heerschar von jungen Leuten, von denen nur die wenigsten dazu bereit sind, die ganze Saison, die rund vier Monate dauert, durchzuarbeiten. Die meisten können nur am Samstag und Sonntag einspringen oder bestenfalls für wenige Wochen auf der Piste arbeiten.
„An Bewerbern fehlt es nicht, aber es gibt immer weniger Skilehrer, die den ganzen Winter über bleiben. Viele junge Skilehrer sind auch Universitätsstudenten, was sie daran hindert, über die ganze Saison hinweg auf der Piste zu bleiben. Für uns ist das ein großes Problem. Die Studenten können oft nur zu den Wochenenden kommen, aber wir und die gesamte Tourismusbranche brauchen Leute, die den Skilehrerberuf auch vom Montag bis zum Freitag ausüben können“, so der Leiter der Ski- und Snowboardschule von Falcade, Fulvio Valt, gegenüber dem Corriere del Veneto.
Fulvio Valt betont, dass das Niveau sehr hoch ist. Mehr noch als die „Veci“ kann die neue Garde von Skilehrern und Skilehrerinnen auf eine jahrelange Ausbildung zurückblicken, während der Tausende von Pistenkilometern absolviert und Hunderte von Stangen umkurvt wurden. Einige junge Leute, die in den Dolomitentälern beheimatet sind, sind leidenschaftliche Skilehrer, aber insgesamt nimmt die Zahl der Talbewohner, die neu in den Beruf einsteigen, leider stetig ab.
Einer der Gründe ist, dass von der finanziellen Seite her der Beruf lange nicht mehr so lukrativ ist wie früher. Die Skilehrer, die als Freiberufler 30 bis 40 Prozent ihres Einkommens als Steuern abgeben müssen, verdienen durchschnittlich nur mehr 1.500 bis 2.000 Euro im Monat.
Die Tatsache, dass die Skilehrer die Kosten für ihre Ausrüstung, den Skipass, die Sportbekleidung und verschiedene Versicherungen selbst tragen müssen, führt dazu, dass dieser früher angesehene Beruf heute nur mehr als eine Art Nebenjob betrachtet wird. Da sie auch noch ihre Unterkunftskosten selbst bestreiten müssen, sind Skilehrer, die von auswärts kommen, besonders schlecht dran.
Hinzu kommt, dass die Ausbildung sehr zeitaufwendig und teuer ist. „Um heute Skilehrer zu werden, muss man mindestens zehn Jahre lang Leistungssport betreiben, was sehr viel Geld kostet. Allein der neunzigtägige Abschlusskurs schlägt sich mit fünfzehntausend Euro zu Buche. Eine Familie, die ihren jungen Sprössling zum Skileistungssport heranführen will, gibt für die Ausrüstung, die Mitgliedschaft in einem Skiclub, die Skipässe und für die Aufenthalte in den Leistungssportzentren der verschiedenen Wintersportorte im Laufe der Jahre schätzungsweise zwischen achtzig- und hunderttausend Euro aus“, zählt der Leiter der Ski- und Snowboardschule von Falcade alle Kosten auf. Diesen Aufwand zu betreiben und diese Ausgaben zu stemmen, um am Ende „nur“ Ski- und Snowboardlehrer zu sein, tun sich immer weniger Jugendliche und Familien an.
Zuletzt – so Fulvio Valt – gibt es auch noch jene kleine, aber erlesene Gruppe von Skilehrern, die keiner der 42 Skischulen Venetiens angehören und ihren eigenen Kundenstamm betreuen. Aber die Zeiten, als sich die VIPs Italiens und der halben Welt in Cortina ihr Stelldichein gaben, sind längst vorbei. „Früher mussten die Schülerinnen und Schüler mit ihren Zweimeterbrettern tagelang langweile Übungen absolvieren. Heute fühlt sich jeder, der ein paar Lektionen hinter sich hat, dazu bereit, die Piste hinunterzubrettern, was dazu führt, dass die Pisten- und Bergretter mehr Arbeit als die Skilehrer haben“, denkt Fulvio Valt an die „gute alte Zeit“ zurück.