Von: Ivd
Campo Ascolano – In der Nacht auf heute sind vor dem Haus des bekannten italienischen Enthüllungsjournalisten Sigfrido Ranucci zwei Autos durch mutmaßliche Sprengsätze explodiert. Der Vorfall ereignete sich in Campo Ascolano, einem Vorort südlich von Rom. Auch das Fahrzeug seiner Tochter wurde bei dem Anschlag beschädigt.
„Zwei Explosionen haben unsere Autos zerstört – die Detonation war so stark, dass das ganze Viertel bebte“, schrieb Ranucci auf seinen Social-Media-Kanälen und teilte dazu ein Video der Zerstörung. Seine Tochter sei nur wenige Minuten vor der Explosion am Wagen vorbeigegangen. „Sie hätte tot sein können“, so der sichtlich erschütterte Journalist.
Anschlag auf Ranuccis Journalismus?
Die Redaktion der Fernsehsendung „Report“, die Ranucci moderiert, spricht von einem gezielten Anschlag. Ein Sprengsatz sei direkt unter dem Auto des Journalisten platziert worden. Die Wucht der Explosion beschädigte nicht nur das zweite Familienauto, sondern auch ein angrenzendes Wohngebäude. „Jeder, der sich zum Zeitpunkt der Explosion in der Nähe aufgehalten hätte, hätte tot sein können“, heißt es in einer Stellungnahme der Redaktion.
Die Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen eingeleitet. Ob der Anschlag mit Ranuccis journalistischer Arbeit zusammenhängt, ist bislang unklar. Der Journalist gilt als einer der profiliertesten Investigativreporter Italiens. Seine Sendung „Report“ auf RAI 3 deckt regelmäßig Korruption, Mafia-Verstrickungen und politische Skandale auf.
Breite Solidarität aus Politik und Medien
Ministerpräsidentin Giorgia Meloni verurteilte den Einschüchterungsversuch auf das Schärfste und bekundete Ranucci ihre volle Solidarität. Auch die Journalistengewerkschaft Usigrai zeigte sich erschüttert: „Ein Anschlag, der uns in die dunkelsten Jahre zurückversetzt“, heißt es in einer Stellungnahme. Die Gewerkschaft forderte ein Ende der „Kampagnen des Hasses gegen investigativen Journalismus“ und bezeichnete den Vorfall als alarmierenden Tiefpunkt für die Pressefreiheit in Italien.
Die Südtiroler Senatorin Julia Unterberger und ihr Stellvertreter Luigi Spagnolli verurteilten die Tat als „inakzeptablen Angriff auf den Mut eines Journalisten“. Sie forderten die Behörden auf, die Verantwortlichen schnellstmöglich zur Rechenschaft zu ziehen.
Das Redaktionskomitee von Rai Südtirol bekräftigte seine volle Unterstützung für den Kollegen. In einer Stellungnahme bedauert das Komitee dass kritischer Journalismus in Italien zunehmend an den Rand gedrängt werde. Die Arbeit von Sigfrido Ranucci und seinem Team sei maßgeblich für die Berichterstattung über Hintergrundgeschichten und Themen von öffentlichem Interesse verantwortlich. Man sei sicher, dass sich weder Ranucci noch die Redaktion einschüchtern lassen würden.
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