Von: APA/Reuters/dpa
Wenige Stunden vor einem Treffen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj mit US-Präsident Donald Trump im Weißen Haus sind bei russischen Angriffen in der Ukraine 14 Menschen getötet worden. Das teilte der ukrainische Innenminister Ihor Klymenko am Montag mit. Die russische Seite vermeldete, der Vizekommandant des Leningrader Wehrbezirks, Generalleutnant Esedulla Abatschew, sei schwer verwundet worden. Offenbar mussten Amputationen vorgenommen werden.
Sieben Tote gab es laut Ukraines Innenminister Klymenko in den frühen Morgenstunden bei einem Drohnenangriff in der Stadt Charkiw im Nordosten des Landes getötet, unter ihnen zwei Kinder. Die russischen Drohnen zerstörten demnach große Teile eines fünfstöckigen Wohngebäudes, auf mindestens drei Etagen brachen demnach Feuer aus. 23 Menschen wurden bei dem Drohnenangriff verletzt, elf weitere bei einem Raketenangriff auf die Stadt.
Bei einem Angriff in der Region Saporischschja im Süden des Landes wurden nach Aussage des Innenministers drei Menschen getötet und 23 weitere verletzt. Russische Truppen griffen zudem zwei Orte an der Front in der ostukrainischen Region Donezk an. In den Dörfern Dobropillja und Kostjantyniwka wurden Behörden zufolge vier Menschen getötet.
Dauerbeschuss durch russische Armee
Die Kleinstadt Dobropillja steht seit einigen Tagen unter Dauerbeschuss, seit die russische Armee an der Front in Donezk vorgerückt ist. Sie liegt nördlich der Stadt Pokrowsk, die als wichtiges logistisches Drehkreuz der ukrainischen Armee gilt. Russische Drohnenangriffe lösten in der südlichen Region Odessa zudem Brände an der Energieinfrastruktur aus, die nach Angaben der Behörden vor Ort rasch gelöscht wurden.
Die ukrainische Luftwaffe teilte mit, Russland habe in der Nacht landesweit 140 Drohnen und vier Raketen gestartet. Dies sei der schwerste Angriff seit dem 4. August gewesen. Auch aus den Regionen Saporischschja, Odessa und Sumy wurden Einschläge gemeldet. Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha schrieb auf der Plattform X, Russland sei eine “mörderische Kriegsmaschine”, die durch transatlantische Einheit und Druck gestoppt werden müsse.
Luftalarm in Kiew
Am Nachmittag wurde in der Hauptstadt Kiew Luftalarm ausgelöst. Das berichteten AFP-Reporter vor Ort. Die ukrainische Luftwaffe teilte mit, im ganzen Land sei wegen drohender russischer Angriffe Luftalarm ausgelöst worden.
Russland erklärt, nicht gezielt Zivilisten anzugreifen. Eine Stellungnahme aus Moskau zu den jüngsten Angriffen lag zunächst aber nicht vor. Die Ukraine wird seit fast dreieinhalb Jahren von Russland mit Krieg überzogen.
Ranghoher russischer General schwer verletzt
Von russischer Seite wurde aber bekannt gegeben, dass der Vizekommandant des Leningrader Wehrbezirks, Generalleutnant Esedulla Abatschew, schwere Verletzungen erlitten habe. Abatschew sei seit den ersten Kriegstagen an der Front, schrieb das Oberhaupt der russischen Teilrepublik Dagestan, Sergej Melikow, auf Telegram. “Er hat mehrere wichtige Kommandantenposten innegehabt, war aber immer ganz vorn, an den verantwortungsvollsten und daher gefährlichsten Frontabschnitten.” Abatschew ist gebürtiger Dagestaner.
Melikow gab keine Details zu der Verletzung bekannt und teilte nur mit, dass der 57-Jährige in “einem der besten Militärhospitäler des Landes” behandelt werde. Nach Angaben des ukrainischen Militärgeheimdienstes HUR mussten dem General mehrere Gliedmaßen amputiert werden. Der HUR beanspruchte die Verwundung als eigenen Erfolg durch einen Schlag gegen eine Militärkolonne in der westrussischen Region Kursk. Abatschew ist nicht der erste ranghohe russische Offizier, der im Krieg gegen die Ukraine zu Schaden gekommen ist. Bestätigt wurde bisher der Tod von zwölf Offizieren im Generalsrang.
Der Leningrader Wehrbezirk wurde 2024 auf Befehl von Kremlchef Wladimir Putin wieder erschaffen und umfasst alle Regionen Nordwestrusslands bis zum Uralgebirge. Russlands nördliche Metropole St. Petersburg hieß zu sowjetischen Zeiten Leningrad, in einigen amtlichen Bezeichnungen lebt dieser Name fort.
Selensky mit europäischen Politikern in Washington
In Washington empfängt US-Präsident Trump am Montag den ukrainischen Staatschef Selenskyj und europäische Spitzenpolitiker. Es geht dabei um Pläne für ein mögliches Kriegsende, die Trump von seinem Gipfel mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin am Freitag in Alaska mitgebracht hat.
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