STF: „Befreiung vom Faschismus ist überfällig“

25. April: Nicht allen ist nach Feiern zumute

Mittwoch, 25. April 2018 | 08:51 Uhr

Bozen – Angesichts des Tages der Befreiung am 25. April wiederholt die Süd-Tiroler Freiheit ihre Forderung nach der Umbenennung des Bozner Siegesplatzes in Antifaschismus-Platz. Diese Forderung hat die Süd-Tiroler Freiheit bereits 2014 in einem Gespräch mit dem damaligen Bozner Bürgermeister sowie mit dem Vizebürgermeister erhoben.

„All jene politischen Kräfte, die sich vom Faschismus distanzieren, sind eingeladen, Selbiges auch im Zusammenhang mit dessen Symbolik, die bis heute allgegenwärtig ist, zu tun“, schreiben Cristian Kollmann und Peter Brachetti von der STF-Ortsgruppe Bozen.

Eine Befreiung vom Faschismus sei längt überfällig und erst dann verwirklicht, wenn die bis heute ideologisch aufgeladene faschistische Architektur aus dem öffentlichen Raum verschwindet oder zumindest kompromisslos entideologisiert sei und die faschistischen Bezeichnungen wie Siegesplatz aus dem amtlichen Gebrauch entfernt seien.

Freiheitliche: „Ein Grund zum Nachdenken“

Der 25. April sei für Südtiroler eigentlich der 3. Mai und könne wohl nicht als „Tag der Befreiung“ gefeiert werden, erklärt der Freiheitliche Bezirksobmann des Unterlandes, Arno Mall. „Der 3. Mai ist ein Tag, an dem uns das Selbstbestimmungsrecht zum zweiten Mal durch bewusstes Verfälschen von Tatsachen vorenthalten wurde. Es wird Zeit die Geschehnisse von damals und die Folgen für dieses Land aufzuarbeiten!“, erklären die Freiheitlichen.

Den 25.April nur als Tag der Befreiung zu feiern, werde den Geschehnissen jener Zeit nicht gerecht. „In Südtirol muss daran erinnert werden, dass der 25. April auch der Tag war, an dem die italienische Herrschaft über unser Land zurückkam. Damit wurde das demokratische Selbstbestimmungsrecht erneut verweigert und das Unrecht der Landesteilung hatte weiter Bestand“, so Mall

Bereits 1943 sei das italienische Befreiungskomitee CLNAI in Südtirol aktiv geworden. „Dieser importierte Widerstand wollte nicht nur der Demokratie zum Sieg zu verhelfen, sondern hatte das klare Ziel Südtirol für Italien für die Zeit nach dem 2. Weltkrieg zu sichern. Und zwar mit allen Mitteln – auch mit dem der Gewalt“, erklärt Mall.

Hätten sich die Südtiroler tatsächlich in einer freien demokratischen Abstimmung ihren politischen Status bestimmen können, sähe heute vieles anders aus, ist Mall überzeugt.

Die Einseitigkeit der Betrachtung durch das offizielle Südtirol könne nicht darüber hinwegtäuschen, dass diese Kräfte nicht im Sinne der ansässigen Bevölkerung handelten und wenige Stunden vor dem Einmarsch der Alliierten vollendete Tatsachen schufen.

„Was sie wirklich im Sinn hatten, zeigte sich sehr schnell: Bereits Ende 1946 waren über 90 Prozent der öffentlichen Stellen wieder von Italienern besetzt, in vielen Fällen auch von ehemaligen Faschisten. Umgehend wird die italienische Massenzuwanderung, die zwei Jahre unterbrochen war, fortgesetzt. Bis in die 70-er Jahre hinein betreibt Italien eine offen minderheitenfeindliche Politik. Deutsch Südtiroler werden in allen Bereichen benachteiligt und zum Teil schikaniert. Mit allen schmerzhaften und traumatischen Folgen, die in den 60er Jahren ihren tragischen Höhepunkt fanden!, betont Mall.

„Im Bewusstsein der deutschen Bevölkerung war der 25. April nie ein Tag der Befreiung. Zu Recht! Es täte diesem Land gut, das Ende des 2. Weltkrieges differenzierter zu betrachten. Dazu müssten aber die nationalistischen Attitüden des Zentralstaates beiseitegeschoben werden und Südtirols offizielle Politik endlich couragierter auftreten und sich nicht in die Konformität der Betrachtung jener Tage zwingen lassen“, erklären die Freiheitlichen abschließend.

BürgerUnion: „Tag der Befreiung ist in Südtirol Geschichtslüge“

Als eine Geschichtslüge bezeichnen die beiden BürgerUnion-Funktionäre Dietmar Zwerger und Stefan Taber den Tag der Befreiung vom Faschismus. “Solange Südtirol immer noch vollgepflastert mit faschistischen Symbolen ist, an denen Kranzniederlegungen stattfinden, hat dieser Tag keinerlei Bedeutung”, so Parteiobmann-Stellvertreter Zwerger und Generalsekretär Taber.

“Die vielen faschistischen Relikte zeugen von einer versäumten Politik und zeigen auf, dass die Befreiung des Faschismus noch nicht überall angekommen ist”, so Zwerger in einer Aussendung der BürgerUnion.

“In einem Land, in dem bei sportlichen Ereignissen die Mussolini-Fahne in den Himmel gestreckt wird, durch Fan-Chöre die Tiroler verspottet werden, Kränze an Faschistentempel feierlich niedergelegt werden, auf dem Gerichtsplatz ein Duce hoch zu Ross den römischen Gruß praktiziert und wo ein Kapuziner-Wastl an den ‚Sieg‘ über hunderttausend durch Giftgas getöteten Abessinier erinnern soll, ist ein Tag der Befreiung an Doppelmoral kaum zu übertreffen. Enttäuschend, dass wir in der heutigen Zeit nicht weiter sind”, so Stefan Taber.

Die BürgerUnion fordert in einer Aussendung die Schleifung aller faschistischen Relikte in Südtirol. Erst wenn alle faschistischen Tempel und Erinnerungen auf Südtiroler Boden verschwunden sind, könne ein echter Tag der Befreiung gefeiert werden.

Von: mk

Bezirk: Bozen