Unzählige Tote durch Waffengewalt

30.000 Palästinenser im Gaza-Krieg getötet – UNO: “Gemetzel”

Donnerstag, 29. Februar 2024 | 15:03 Uhr

Von: APA/dpa

Der UNO-Hochkommissar für Menschenrechte, Volker Türk, hat die anhaltenden Angriffe im Gazastreifen als “Gemetzel” bezeichnet. Die Zahl der getöteten Palästinenser stieg am Donnerstag auf über 30.000, wie die von der Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde bekanntgab. Kurz darauf hieß es, Israel habe Menschen angegriffen, die auf Hilfsgüter warteten. Bei dem Beschuss sollen 104 Menschen getötet und 760 verletzt worden sein. Die Angaben ließen sich nicht unabhängig überprüfen.

Die israelische Armee teilte mit, zahlreiche Bewohner hätten sich um einfahrende Lastwagen mit Hilfsgütern gedrängt, um diese zu plündern. Dutzende wurden demnach dabei etwa durch Rempeleien und Getrampel getötet und verletzt. Den Angaben zufolge wurden zudem auch Menschen von den Lastwagen überfahren. Auch diese Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig verifizieren.

Mehrere israelische Medien meldeten unter Berufung auf Armeekreise, ein Teil der Menge habe sich schließlich aus nicht genannter Ursache den Soldaten genähert, die die Einfuhr der Lkw koordinierten, und diese damit gefährdet. Demnach eröffnete das Militär deshalb das Feuer auf die Gruppe. Mehrere Medien meldeten unter Berufung auf die Armee zudem, dass bewaffnete Palästinenser auf einige der Lastwagen geschossen hätten. Das Militär habe zunächst Warnschüsse in die Luft abgegeben und auf die Beine derjenigen gefeuert, die sich den Soldaten trotzdem genähert hätten.

Die “Times of Israel” berichte, rund 30 Lastwagen seien am frühen Morgen an der Küste in der Stadt Gaza angekommen. Tausende Palästinenser rannten demnach auf die Transporter zu. Die Armee veröffentlichte ein Video, das den Ansturm zeigen soll.

Die humanitäre Lage im Gazastreifen ist katastrophal. Die Menge der Hilfslieferungen hat sich UNO-Angaben zufolge im Februar im Vergleich zum Vormonat halbiert. Vertreter der Vereinten Nationen warnen vor einem Hungertod Tausender Zivilisten. Bereits zuvor hat es Berichte über heftige Rangeleien um Hilfsgüter gegeben.

Seit Beginn der israelischen Militäroffensive im Oktober seien bis Donnerstag früh 30.035 Menschen getötet und 70.457 verwundet worden, teilte die Hamas-Gesundheitsbehörde mit. UNO-Menschenrechtskommissar Türk zitierte die Opferzahlen vor dem UNO-Menschenrechtsrat in Genf und sagte, Zehntausende würden zudem vermisst und seien vermutlich unter den Trümmern ihrer Häuser begraben. “Das ist ein Gemetzel.”

Die Hamas-Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen. Die Vereinten Nationen und andere Beobachter weisen aber darauf hin, dass sich die Zahlen der Behörde in der Vergangenheit als insgesamt glaubwürdig herausgestellt hätten. Die Angaben der Hamas-Gesundheitsbehörde unterscheiden nicht zwischen Zivilisten und bewaffneten Mitgliedern von Terrororganisationen. Israels Armee teilte auf Anfrage mit, rund “10.000 Terroristen” getötet zu haben.

Türk verurteilte erneut den Auslöser der israelischen Militäroffensive: die Massaker, die am 7. Oktober von palästinensischen Extremisten in Israel verübt wurden und das Verschleppen von Zivilisten als Geiseln in den Gazastreifen. Er verurteilte ebenfalls “die Brutalität der israelischen Reaktion”. “Der Krieg in Gaza muss beendet werden”, forderte Türk. “Alle Parteien haben eindeutige Verstöße gegen die internationalen Menschenrechte und das humanitäre Völkerrecht begangen, darunter auch Kriegsverbrechen und möglicherweise andere Verbrechen nach internationalem Recht. Es ist Zeit – längst überfällig – für Frieden, Aufklärung und Rechenschaftspflicht.”

Israel habe im Gazastreifen Tausende Tonnen Munition in dicht besiedelten Wohnvierteln eingesetzt. Darunter seien Waffen, die großräumig Schaden anrichteten, sagte Türk. Solche Waffen produzierten eine massive Druckwelle, die menschliche Organe zerreißen und tiefe Verbrennungen verursachen könnten. “In den vergangenen fünf Kriegsmonaten hat das Büro zahlreiche Vorfälle registriert, die auf Kriegsverbrechen der israelischen Streitkräfte hindeuten, sowie Hinweise darauf, dass die israelischen Streitkräfte wahllos oder unverhältnismäßig gezielt haben und damit gegen das humanitäre Völkerrecht verstoßen”, so Türk. Das Blockieren von Hilfslieferungen und damit der Einsatz von Hunger als Kriegsmethode könnten, wenn sie bewusst durchgeführt werden, womöglich Kriegsverbrechen sein.

Türk appellierte an beide Seiten, die Menschlichkeit auch auf der anderen Seite zu erkennen. “Es sind Menschen – Palästinenser und Israelis – die auf grausame Weise geschädigt werden”, sagte er.

Die israelische Botschafterin verteidigte das Vorgehen Israels. Ihr Land sei im Krieg gegen eine Terrororganisation. Das Schlachtfeld in Gaza habe die Hamas kreiert. Weil die Kämpfer sich hinter Zivilisten versteckten, habe Israel keine andere Wahl, als dort anzugreifen. Israel setze alles daran, das humanitäre Völkerrecht einzuhalten, etwa durch Warnungen vor Luftschlägen an die Bevölkerung.

Der palästinensische Botschafter sagte, Kinder und Frauen, die verzweifelt anstünden, um etwas zu Essen zu bekommen, würden bombardiert. Er warf Israel Genozid vor. Er verurteilte die Anschläge vom 7. Oktober. Die Zeitrechnung habe aber nicht am 7. Oktober begonnen. Israel unterdrücke die Palästinenser seit Jahrzehnten.

Die Diplomaten aus Dutzenden Ländern im Saal zeigten keine Reaktion auf den Redebeitrag der israelischen Botschafterin, die mit zwei freigelassenen Geiseln im Saal des UNO-Menschenrechtsrats war. Nach der Rede des palästinensischen Vertreters gab es dagegen lang anhaltenden Applaus.

Auslöser des Gaza-Krieges war das schlimmste Massaker in der Geschichte Israels, das Terroristen der islamistischen Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober in Israel nahe der Grenze zu Gaza verübt hatten. Auf israelischer Seite sind mehr als 1.200 Menschen getötet worden, darunter mindestens 850 Zivilisten, rund 250 Menschen wurden in den Gazastreifen verschleppt. Seitdem führt die israelische Armee massive Angriffe im Gazastreifen aus, erklärtes Ziel ist die Vernichtung der Hamas.

Kommentare
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Aurelius
Aurelius
Kinig
4 Monate 27 Tage

und das töten geht weiter das auf das Konto Israels

Paladin
Paladin
Universalgelehrter
4 Monate 27 Tage

Raketenangriffe, Vergewaltigungen, Ermordungen und Verschleppung von Geiseln gehen weiter auf das Konto der Hamas.

pfaelzerwald
4 Monate 27 Tage

Was war nochmal die Ursache für den “aktuellen ” Krieg?

Paladin
Paladin
Universalgelehrter
4 Monate 27 Tage

Die letzte, unmittelbare Ursache war ein Angriff der Hamas auf friedlich feiernde Zivilisten im Rahmen eines Festivals. Jugendliche, darunter viele Frauen und Mädchen wurden systematisch ermordet, vergewaltigt und verschleppt. Die genauen Ursachen des gesamten Konflikts reichen sehr weit zurück und sprengen den Rahmen der Kommentarfunktion. Lässt sich aber alles recherchieren, wenn man denn wirklich Interesse hat sich in die Problematik einzulesen.

OrtlerNord
OrtlerNord
Universalgelehrter
4 Monate 27 Tage

Pfälzer…
noch mal für die komplett verblendete
HAMAS ist die Terrororganisation von Iran……..
ermordet werden überwiegend palästinensische Zivilbevölkerung!

Paladin
Paladin
Universalgelehrter
4 Monate 27 Tage
@ON: Gefährliches Halbwissen: Die Hamas ist eine palästinensische sunnitisch-islamistische Organisation, die von 41 Staaten als terroristische Vereinigung eingestuft wird. Das erklärte Ziel der Hamas ist es, den Staat Israel zu vernichten. 2006, ein Jahr nach Israels Rückzug aus dem Gazastreifen, erhielt die Hamas bei den bislang letzten freien Parlamentswahlen in den palästinensischen Autonomiegebieten die Mehrheit der Wählerstimmen im Gazastreifen. Die Hamas ist also eine frei gewählte Regierung. Natürlich ist es tragisch, dass die Zivilbevölkerung leidet, das ist es immer, aber sie haben sich diese “Regierung” frei gewählt und unterstützen somit den systematischen Terror. Zum Vergleich: Nazi-Deutschland im 2. WK. Das… Weiterlesen »
OrtlerNord
OrtlerNord
Universalgelehrter
4 Monate 27 Tage

@Paladin
Zur Klarstellung
Die Hamas wird hauptsächlich vom Iran und Katar finanziert.
Die Wahlen waren so frei wie in Russland und damit ganz sicher nicht frei.
Die Wahlen waren vor 18 Jahren das heißt die heute 35 Jährige haben damals nicht gewählt und werden von Netanjahu Truppe ermordet und sonst gar nichts.
Der Zuspruch der Hamas von der Bevölkerung ist nach dem Angriff auf den Gazastreifen durch Netanjahu von 12 auf über 40 Prozent gestiegen weil sie sehen wie unschuldige Zivilbevölkerung ERMORDET werden.

DerForrest1
DerForrest1
Grünschnabel
4 Monate 27 Tage

Für jeden toten Israeli gibt es min. 20 Tote Palästinenser. Das war auch
schon früher so. 

Die
Gegenschläge Israels, töteten immer mehr Menschen wie die Anschläge der Hamas
und dennoch geht es nicht in die Köpfe der Palästinenser, dass die Hamas schuld
an den Ganzen ist. Das die Hilfsgelder nie bei der normalen Bevölkerung ankommen…

Das Leid ist
natürlich wieder Nährboden für die radikalen Gruppierungen und es werden wieder
neue Anschläge verübt… 

Es ist ein
Teufelskreis, der wahrscheinlich nie enden wird.  

Austragen
dürfen den Kampf meisten nur die Unschuldigen.
Bevor die eigene Bevölkerung, beider Seiten, sich nicht gegen den Terror stellt, wird sich nichts ändern.

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