Von: mk
Bozen – An die Verbraucherzentrale Südtirol (VZS) wenden sich seit Wochen viele besorgte und verunsicherte Eltern. Daher haben wir uns die Frage gestellt, ob das nur einzelne Stimmen sind oder ob es der Meinung eines größeren Teils der Bevölkerung entspricht. Darüber hinaus geht es um ein besseres Verständnis dafür, welche Wünsche und Bedürfnisse die Eltern haben und was die VZS dazu beitragen kann, diese Bedürfnisse abzudecken.
Deshalb wurde in Zusammenarbeit mit dem Forschungsinstitut APOLLIS eine kurze, schnelle Umfrage zum Thema durchgeführt. Dabei wurde im August 2017 eine systematische Stichprobe von 200 Müttern und Vätern mittels standardisiertem Fragebogen persönlich befragt. Diese Stichprobe spiegelt die Zusammensetzung aller Südtiroler Familien mit impfpflichtigen Kindern nach Sprachgruppe, Wohngegend, Bildungsgrad usw. wider, ist jedoch nur eingeschränkt repräsentativ, d.h. sie vermag Tendenzen aufzuzeigen, die Prozentangaben dürfen jedoch nur als ungefähre Größenordnung des jeweiligen Phänomens gelesen werden.
Ziemlich eindeutig fällt die Einstellung der Befragten zu den Pflichtimpfungen für Kinder aus: 70 Prozent stehen dem Impfen positiv gegenüber, doch die Mehrheit lehnt den gesetzlichen Zwang ab.
Damit lassen sich in Bezug auf die Thematik drei Gruppen von Eltern unterscheiden. Die größte darunter ist sowohl für das Impfen als auch für die Entscheidungsfreiheit der Eltern nach entsprechender Aufklärung („Liberale Impfbefürworter“).
Andere Eltern, überdurchschnittlich oft italienischsprachige, sind mit der gesetzlichen Impfpflicht samt Sanktionen einverstanden. Auch hohe Schulbildung und ein Gesundheitsberuf erhöhen die Wahrscheinlichkeit, den Impfzwang gutzuheißen („Befürworter Impfzwang“).
Schließlich gibt es eine kleinere, vorwiegend deutschsprachige Gruppe von Eltern, die dem verpflichtenden Durchimpfen skeptisch bis ablehnend gegenüberstehen („Impfskeptiker“).
Der wissenschaftliche Leiter der Studie, Hermann Atz von APOLLIS, kommentiert das erhobene Meinungsbild wie folgt: „Der überraschend und ohne vorbereitende Kampagne eingeführte Impfzwang hat in Südtirol vor allem bei deutschsprachigen Eltern zu Irritation geführt. Obwohl auch sie mehrheitlich den Nutzen von Impfungen sehen, möchten sie selbst entscheiden können, ob, wann und gegen welche Krankheiten ihre Kinder geimpft werden. Eine rigide Durchsetzung des Zwanges könnte daher zu Abwehrreaktionen vieler Eltern führen, die dem gesundheitspolitischen Anliegen des Gesetzes wenig dienlich sind.“
Was die Information betrifft, fühlen sich alle 3 Gruppen von Eltern zu einem erheblichen Teil (35 bis 45 Prozent) wenig bis gar nicht über die Vor- und Nachteile von Kinderimpfungen informiert. Ganz allgemein wird die bisherige Informationsarbeit von Seiten der Gesundheitsdienste recht kritisch bewertet, am schärfsten – aus nachvollziehbaren Gründen – von den Impfskeptikern. Deshalb plädiert eine große Mehrheit dafür, dass sich unabhängige Organisationen, wie die Verbraucherzentrale Südtirol, noch mehr dafür einsetzen, damit Eltern ausreichend und objektiv über die Vor- und Nachteile von Kinderimpfungen informiert werden.
Diesbezüglich meint der Geschäftsführer der VZS, Walther Andreaus: „Wenn man unabhängige Organisationen, mit entsprechenden Ressourcen, in die Lage versetzt, dem Anliegen der betroffenen Eltern gerecht zu werden, so stehen diese sicherlich zur Verfügung.“