Mattle: "Ein Wegbereiter für das heutige Tirol"

Alois Partl wird 95: Der Übergangslandeshauptmann

Freitag, 12. Januar 2024 | 08:05 Uhr

Innsbruck – Tirols Altlandeshauptmann Alois Partl (ÖVP) begeht einen “Halbrunden”: Morgen, Samstag (13. Jänner), wird der Mann, der das Bundesland von 1987 bis 1993 regierte, 95 Jahre alt. Partl war ein Übergangslandeshauptmann und in gewissem Sinne der Abwickler bzw. Verwalter der Ära seines Vorgängers, des legendären Langzeitlandeshauptmannes Eduard Wallnöfer. Einer Zeit absoluter schwarzer Dominanz und bäuerlicher Prägung. Partl blieb ein Unvollendeter, mit beachtlicher Karriere.

Das Desaster fand noch zu Lebzeiten des Patriarchen Wallnöfer statt: Als die Tiroler ÖVP mit ihrem Spitzenkandidaten und Landeshauptmann Alois Partl bei der Landtagswahl am 12. März 1989 für damalige Verhältnisse beinahe ins Bodenlose abstürzte – von 64,64 auf 48,72 Prozent, ein Minus von 15,92 – hatte Eduard Wallnöfer noch drei Tage zu leben. Am 15. März starb der Ahnherr der Tiroler ÖVP, unter dem Zweidrittelmehrheiten über zwei Jahrzehnte beinahe eine Selbstverständlichkeit waren.

Alois Partl hatte die Ära Wallnöfer abgewickelt, die Landtagswahl markierte das Ende der übermächtigen Dominanz der Tiroler Volkspartei. Ergebnisse über 50 Prozent blieben fortan unerreicht, wenngleich die eingeheimsten 48 Prozent heutzutage zu ungeahnten schwarzen Jubelstürmen führen würden und von der politischen Realität mittlerweile meilenweit entfernt sind. Die Wahl bedeutete auch den Abschied von bäuerlicher (Partei)-Macht, Partl verwaltete den Übergang in die Moderne, den Wallnöfer mit seinen Reformen mitbefördert hatte. Die (politische) Zeit war eine andere geworden. Mit dem Innsbrucker Parteitag 1986 hatte der Siegeszug Jörg Haiders auf Bundesebene begonnen, der sich auch auf Länderebene niederschlug und den freiheitlichen Landesparteien Flügel verlieh. Hinzu kam – wenngleich mit deutlich geringerem stimmenmäßigem Niederschlag – das Aufkommen der Grünen. Die wachsende Transitproblematik trug ihr übriges zur Wahlniederlage bei. Partls einzige Wahl als schwarzer Frontmann mündete in ein Debakel. Es konnte zwar noch die absolute Mehrheit an Mandaten, nicht jedoch an Stimmen gehalten werden.

Partl war ein Kind der Wallnöfer-Ära. Im Jahr 1970 hatte der Übervater den studierten Doktor der Bodenkultur bereits in die Tiroler Landesregierung geholt, wo er als Landesrat unter anderem für die Gemeinden, Bereiche der Landwirtschaft, der Forstwirtschaft und für den Umweltschutz zuständig war. 1987 wurde der Bergbauernsohn und Bauernbündler schließlich ÖVP-Landesparteiobmann und Nachfolger Wallnöfers als Landeshauptmann, nachdem sich dieser nach 24 Jahren krankheitsbedingt zurückgezogen hatte.

Wie Jahre später Herwig van Staa vermochte Partl keine Ära zu begründen. Es war die Ungnade der zu späten “Machtergreifung”. Zudem blieb der Makel des Debakels von 1989 haften. Verdienste erwarb sich Partl unter anderem durch erste Bemühungen um eine “Europaregion Tirol”, im Eintreten für den Transitvertrag, beim Abschluss des Südtiroler Autonomiepaketes. Partl verkörperte ein starkes Tiroler Landesbewusstsein, an die Aura des Landesvaters Wallnöfer reichte er aber nicht heran.

Ab 1991 begann seine “Regentschaft” bereits zu bröckeln, es kam zu einer Machtteilung in der Tiroler ÖVP. Landesrat Wendelin Weingartner wurde Parteichef, der Wirtschaftsbündler und Banker signalisierte Aufbruch und Modernisierung. Innerparteiliches Rumoren war die Folge. Im Oktober 1992 gab Partl schließlich bekannt, bei der Landtagswahl 1994 nicht mehr als Spitzenkandidat anzutreten und sein Amt wenige Monate vor der Wahl zu verlassen. Einige Monate zuvor hatte er noch erklärt, für eine weitere Kandidatur zur Verfügung zu stehen. Weingartner wurde zum neuen Spitzenkandidaten gekürt. Am 24. September 1993 war Partls Zeit als Landeschef abgelaufen, Weingartner wurde vom Landtag zum Nachfolger gewählt – und blieb es neun Jahre lang.

In der Öffentlichkeit hielt sich Partl fortan mit Kommentaren zum politischen Tagesgeschehen zurück, ein “Balkon-Muppet” wurde nicht aus ihm. Ansonsten zeigt sich der Träger des Goldenen Ehrenrings des Landes, der höchsten Auszeichnung Tirols, aber regelmäßig bei öffentlichen Anlässen. Etwa zuletzt bei der konstituierenden Landtagssitzung nach der Landtagswahl im Oktober 2022.

Zu seinem 90. Geburtstag hatte das offizielle Tirol unter Federführung des damaligen Landeschefs und mittlerweile ebenfalls Altlandeshauptmannes Günther Platter noch einen “Landesüblichen Empfang” mit Schützen und Musikkapelle für den rüstigen Partl in dessen Wohnort Lans bei Innsbruck veranstaltet. Die gesamte Landesregierung hatte dem Jubilar seine Aufwartung gemacht. Ein “Landesüblicher Empfang” in diesem Umfang wird diesmal zwar nicht stattfinden, hieß es aus der Tiroler ÖVP. Aber den Altlandeschef erwartet am Samstag nichtsdestotrotz ein Ständchen der Musikkapelle Lans sowie eine “Ehrensalve” der Schützen. Und auch Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) wird es sich nicht nehmen lassen, Partl persönlich zu gratulieren. “Alois Partl war jener Landeshauptmann, der die Volkspartei geöffnet und in eine moderne Bündestruktur überführt hat. Mit seinen Reformen war er damals definitiv am Puls der Zeit und ein Wegbereiter für das heutige Tirol. Seine unermüdlichen Verdienste für unser Land sind unvergessen”, lobte ihn der Landeschef schon einmal im Vorfeld gegenüber der APA.

Alois Partl kam am 13. Jänner 1929 als zweites von sechs Kindern einer Bergbauernfamilie in Afling bei Kematen (Bezirk Innsbruck-Land) zur Welt. Der Jubilar ist verheiratet und Vater zweier Söhne und einer Tochter. Zu seinen Steckenpferden zählten Zeit seines Lebens das Bergsteigen und Skifahren, die Jägerei und das Filmen in der Natur.

1955 schloss Partl sein Studium an der Hochschule für Bodenkultur in Wien mit dem Diplomingenieur ab. Ein Jahr später promovierte er zum Doktor der Bodenkultur. 1957 trat Partl als Referent für Fragen der Wirtschafts- und Handelspolitik in den Dienst der Präsidentenkonferenz der Landeslandwirtschaftskammern Österreichs in Wien, wo er sich acht Jahre lang den Interessen der österreichischen Landwirtschaft im Rahmen der internationalen wirtschaftlichen Zusammenarbeit widmete. 1965 führte Partl die Berufung zum Stellvertreter des Kammeramtsdirektors der Tiroler Landeslandwirtschaftskammer zurück in die Heimat. 1970 holte ihn Wallnöfer dann in die Landesregierung, sein politischer Aufstieg begann.

Von: apa

Kommentare
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Zugspitze947
4 Monate 3 Tage

❤ lichen Glückwunsch und Gesundheit wünschen wir 🙂 👌

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