Von: mk
Bozen – Der alpine Raum steht unter Druck – mehr denn je. Neubau-Projekte wie die Kölner Hütte oder die Santnerpass Hütte, der weiter zunehmende Verkehr auf den Dolomitenpässen, das Vorhaben für die Errichtung des „Almdorf Schnals“ und die Legalisierung der Erschließung der Antersasc Alm seien allesamt aktuelle Beispiele dafür, erklärten der Alpenverein Südtirol, der CAI, der Dachverband für Natur- und Umweltschutz und der Heimatpflegeverband im Rahmen einer Pressekonferenz.
Schutzgebiete, Fachgutachten und Expertenkommissionen würden eine immer geringere Rolle immer eine geringere Rolle spielen. Die Vereine beanstanden die schwindende Wertschätzung der ursprünglichen, alpinen Natur- und Kulturlandschaften und bekommen Unterstützung von alpinistischer Seite, wie etwa von den „Huberbuam“ und Alex Walpoth.
Der Profibergsteiger und Natura 2000-Botschafter Alexander Huber spricht sich dafür aus, dass wir „nachhaltiges Erleben in der Natur entwickeln müssen“, denn „wir alle wissen, was wir mit den Alpen hier in der Mitte von Europa geschenkt bekommen haben“. Beim Thema Glasturm als Ersatz der Kölner Hütte wird Alexander Huber deutlich: „Das ist genau einer dieser Punkte, wo ich das Gefühl habe, dass wir versuchen aus den Alpen mehr zu machen als das, was sie sind. Dabei ist gerade die Natur der großartigste Baumeister und ich kann nichts damit anfangen, dass ein 22 Meter hoher Glasturm dann eine Eventlocation in der Mitte der Alpen sein soll. Von mir ein klares Nein zu solchen Projekten.“
Die mangelnde Wertschätzung der Projektwerber dieses Glasturms ergebe sich dabei nicht nur gegenüber dem alpinen Raum und dem unmittelbar angrenzenden UNESCO-Weltnaturerbe, sondern auch gegenüber der architektonisch wertvollen historischen Bausubstanz der derzeitigen Kölner Hütte. Dazu komme auch noch die Forderung der Projektwerber nach einer Unsumme an öffentlichen Geldern zusätzlich zu den ohnehin fürstlich geförderten Aufstiegsanlagen, erklären die Vereine.
Kritisiert wird auch das Verkehrschaos: Nicht nur in den urbanen Bereichen Südtirols drohe mittlerweile kontinuierlich der Verkehrskollaps, auch über die Passstraßen sich die Blechlawinen zunehmend zäher wälzen. Seit vielen Jahren hätten sich die unterzeichneten Verbände um eine Beruhigung des alpinen Raumes rund um die Passstraßen bemüht. Passiert sei bisher wenig. „Allein mit Verkehrszählungen wird man den Verkehr auf den Pässen nicht regeln können. Diese Entwicklung ist besonders für die im UNESCO-Weltnaturerbe-Gebiet liegenden Dolomitenpässe bedenklich. Wurde die Auszeichnung als Weltnaturerbe auch von den Umweltverbänden unterstützt, weil wir uns davon eine größere Sensibilität versprochen haben, so hat sich das UNESCO-Label vor allem als Marketing-Instrument entpuppt, mit dem der Andrang auf diese Gebiete erst so richtig angeheizt wurde“, erklären die Verbände.
Die UNESCO-Auszeichnung biete leider keinen wirksamen Schutz, den sich diese Gebiete verdient hätten. „Ähnlich negative Erfahrungen mussten wir gerade in letzter Zeit auch mit Schutzkategorien wie Naturparken oder Natura2000-Gebieten machen. Was sind diese Ausweisungen denn noch wert, wenn es für Projekte und Bau-Vorhaben keinen wirklichen Unterschied mehr macht, ob diese außerhalb oder innerhalb eines solchen Schutzgebietes realisiert werden? Ähnlich beliebig scheinen auch die Fachgutachten und Verträglichkeitsprüfungen zu sein. Bestes Beispiel hierzu ist der Fall Antersasc, bei dem zuerst die Politik trotz negativer Gutachten in einem dreifach geschützten Gebiet (Natura2000, Naturpark, UNESCO) die Erschließung mittels Zufahrtsstraße beschließt und nach einem Rechtsstreit das Projekt vom Staatsrat definitiv genehmigt wird“, so die Verbände.