Von: Ivd
Kursk – Bei der ukrainischen Offensive auf die russische Grenzstadt Kursk soll es laut russischer Darstellung zu Angriffen auf zivile Ziele gekommen sein. Berichte, denen zufolge der Putin-freundliche Kriegsberichterstatter Jewgeni Poddubnyj ums Leben kam, dementierte Moskau. Allerdings räumte das Regime ein, dass sich der Putin-Freund „in einem äußerst ernsten Zustand“ befindet. Unterdessen verhängte der Gouverneur von Kursk den Ausnahmezustand in der Region.
Am Mittwoch, dem 7. August, eskalierte die Lage an der russisch-ukrainischen Grenze, als die Ukraine eine umfassende Gegenoffensive im Grenzgebiet Kursk startete. Rund 1.000 Soldaten sollen laut russischen Berichten in die Region eingedrungen sein. Kremlchef Wladimir Putin bezeichnete den Angriff als schwere Provokation und verurteilte den „Terrorakt gegen die Zivilbevölkerung“ und sprach von einer „schweren Provokation“.
Wichtiger Putin-Propagandist verletzt
Bei den Gefechten kam es zu mehreren Opfern. Fünf Zivilisten wurden getötet und über 30 verletzt, Tausende flüchteten aus der Region. Besonders brisant: Einer der wichtigsten Propagandisten Putins, Jewgeni Poddubnyj, wurde schwer verwundet. Berichten zufolge wurde sein Fahrzeug bei einem Drohnenangriff getroffen. Darstellungen über seinen Tod wurden jedoch vom russischen Staatsfernsehen dementiert. Angeblich sei er mit schweren Verbrennungen in ein nahe gelegenes Krankenhaus eingeliefert worden.
Poddubnyj, der als Kriegsberichterstatter für den Sender VGTRK tätig ist und für seine pro-russische Berichterstattung bekannt ist, befindet sich laut Berichten in einem „äußerst ernsten Zustand“. Poddubnyj gilt als eine Schlüsselfigur in Putins Desinformationskampagne. Seit Jahren berichtet er aus Kriegsgebieten und liefert dem russischen Staatsfernsehen VGTRK anti-ukrainische Propaganda. Für seine Berichterstattung und seine Rolle in Putins Wahlkampfteam wurde er mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Tapferkeitsorden im Jahr 2014.
Ausnahmezustand in Kursk
Angesichts der Kämpfe verhängte der Übergangsgouverneur von Kursk, Alexej Smirnow, den Ausnahmezustand. Er sprach von einer „schwierigen Situation“ und leitete Maßnahmen zur Bekämpfung feindlicher Kräfte ein. Der Schutz des nahe gelegenen Atomkraftwerks Kursk wurde verstärkt, zusätzliche Truppen zur Bekämpfung von Sabotage- und Aufklärungstrupps wurden mobilisiert.
There are several images and videos of dozens of Russian soldiers being captured by Ukrainian Forces 🇺🇦 in the Kursk Region of Russia in the past two days
Well over 100 Russian soldiers are reported to have surrender in Kursk pic.twitter.com/WcT7Coftab
— Ukraine Battle Map (@ukraine_map) August 7, 2024
Smirnow berichtete, dass er in der Nacht mit Putin telefoniert habe, der die Lage persönlich unter Kontrolle nehmen wolle. Unterdessen wurden Notunterkünfte für die geflüchteten Einwohner eingerichtet, in denen auch psychologische Unterstützung angeboten wird.
Zukunft der Region ungewiss
Die Lage bleibt angespannt, die ukrainische Armee erwartet eine Intensivierung der Kämpfe in der Ostukraine. Besonders die Region um die Stadt Wowtschansk im Gebiet Charkiw steht im Fokus. Auch in Donezk wurde von starken Kämpfen berichtet, insbesondere um die Stadt Torezk und die Ortschaft Nju-Jork (New York).
Während die Kämpfe weiter toben, bleibt die Zukunft der Region ungewiss. Beide Seiten melden Erfolge und Verluste, während die internationale Gemeinschaft die Entwicklungen mit Besorgnis verfolgt. Auch westliche Militäranalysten bewerten die ukrainische Aktion durchaus kritisch. Für einen Ablenkungsversuch sei die Aktion zu wenig umfassend, der Versuch, Land als Verhandlungsmasse einzunehmen, sei Zeitverschwendung, weil die Ukrainer das Gebiet nicht halten können. Auch ob sich Russland durch die Aktion zu Friedensgesprächen bewegen lässt, bleibt mehr als fraglich.
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