Schäden nach indischen Angriffen auf Pakistan am Mittwoch

Indien greift Flugabwehrsysteme in Pakistan an

Donnerstag, 08. Mai 2025 | 18:40 Uhr

Von: APA/dpa/Reuters

Im verschärften Konflikt mit Pakistan hat Indien in der Nacht auf Donnerstag nach eigenen Angaben Flugabwehrsysteme an mehreren Orten des Nachbarlandes attackiert. Am späten Donnerstag waren dann in der Stadt Jammu im indischen Teil Kaschmirs Explosionen zu hören. International wächst die Sorge vor einer weiteren Eskalation der Spannungen zwischen beiden rivalisierenden Atommächten. Die EU-Staaten riefen beide Seiten zu einer sofortigen Deeskalation auf.

Die indische Regierung teilte mit, eines der pakistanischen Flugabwehrsysteme in der grenznahen Millionenstadt Lahore sei zerstört worden. Mit dem nächtlichen Beschuss habe das Militär auf den Versuch Pakistans reagiert, militärische Ziele im Norden und Westen Indiens, darunter in 15 Städten, mit Drohnen und Raketen zu treffen. Dies habe aber vereitelt werden können. Eine Bestätigung dafür aus Islamabad gab es zunächst nicht.

Aus Kreisen des indischen Militärs hieß es am Donnerstag, man vermute einen pakistanischen Drohnenangriff in der Region um Jammu. Am Nachthimmel über der Stadt waren rote Blitze und Geschosse zu sehen. Mehrere Teile von Jammu und die umliegenden Städte Akhnoor, Samba und Kathua seien unter Beschuss geraten, hieß es von indischer Seite: “Unsere Armeeeinrichtungen werden angegriffen, und zwar in fünf Bezirken der Region Jammu.”

Terroranschlag mit 26 Toten

Als Auslöser der aktuellen Spannungen gilt ein Terroranschlag vom 22. April im indischen Unionsterritorium Jammu und Kaschmir, bei dem 26 Menschen – überwiegend indische Touristen – getötet wurden. Neu-Delhi wirft Pakistan eine Beteiligung vor. Islamabad weist das zurück und forderte eine unabhängige Untersuchung. Die Grenzregion Kaschmir ist zwischen Pakistan und Indien geteilt, beide Länder beanspruchen aber das ganze Gebiet für sich.

Als Reaktion auf den Anschlag hatte das indische Militär in der Nacht auf Mittwoch Angriffe auf mehrere pakistanische Ziele geflogen. Nach Angaben Indiens wurden dabei mehrere “Terroristencamps” zerstört. Indien beschuldigte die Gegenseite, Granaten in der Kaschmir-Region über die Grenze hinweg abgefeuert zu haben. Pakistan selbst meldete den Abschuss von fünf indischen Kampfjets.

Pakistan meldet Drohnenabschuss

Am Donnerstag erklärte das pakistanische Militär, 25 indische Drohnen im eigenen Luftraum abgeschossen zu haben. Mindestens drei Drohnen wurden den Angaben nach über der Millionenstadt Rawalpindi abgefangen, die nur wenige Kilometer von der Hauptstadt Islamabad entfernt ist. In Rawalpindi befindet sich das Hauptquartier der pakistanischen Armee. “Die von den Streitkräften abgeschossenen indischen Drohnen sind Pakistans Kriegstrophäen”, sagte Informationsminister Attaullah Tarar.

Beide Seite melden Tote

Durch indische Angriffe kamen auf pakistanischer Seite nach Angaben des Militärs mehr als 30 Menschen ums Leben, 57 wurden demnach verletzt. Zudem seien durch den Abschuss der indischen Drohnen in der vergangenen Nacht durch die herabstürzenden Trümmerteile eine Person getötet und fünf verletzt worden, darunter vier Soldaten. Das indische Militär meldete 13 Tote durch pakistanischen Artilleriebeschuss in der vergangenen Nacht. Unter den Toten sei ein Soldat.

Nach Angaben der zivilen Luftfahrtbehörde in Pakistan wurden am Donnerstag zudem mehrere Flughäfen vorübergehend geschlossen. Demnach sei der Betrieb an den Flughäfen in den Millionenstädten Islamabad, Karachi, Lahore sowie in der nordöstlichen Stadt Sialkot nahe der indischen Grenze bis zum Abend oder teils länger eingestellt.

Mehrere Fluglinien strichen ihre Flüge Richtung Pakistan. Auch in Indien sind mehrere Flughäfen aufgrund der Spannungen mit dem Nachbarland geschlossen. Insgesamt seien 27 Flughäfen in den Grenzregionen betroffen, berichteten indische Medien. Die Schließung solle bis zum Samstag dauern.

Iran will vermitteln

Irans Außenminister Abbas Araghchi setzte nach einem Besuch in Pakistan Vermittlungsgespräche in Neu-Delhi fort: Er traf seinen indischen Kollegen Subrahmanyam Jaishankar, wie iranische Staatsmedien berichteten. Der Besuch sei länger geplant gewesen, sagte Araghchi bei seiner Ankunft. Daher stünden auch wirtschaftliche Themen auf der Agenda. Beide Länder unterzeichneten laut der staatlichen Nachrichtenagentur Irna drei Absichtserklärungen. “Unsere Region braucht Ruhe”, fügte er hinzu. Deshalb wolle der Iran auch vermitteln.

Die Ursprünge des nun wieder aufflammenden Konflikts reichen bis in die Kolonialzeit zurück. 1947 entließen die Briten den indischen Subkontinent in die Unabhängigkeit und teilten diesen auf. Aus der Teilung entstand neben dem überwiegend hinduistischen Indien der neue Staat Pakistan für Muslime. Die gewaltvoll verlaufene Teilung nährt bis heute eine erbitterte Rivalität. Seit ihrer Unabhängigkeit führten beide Länder drei Kriege gegeneinander, zwei davon um Kaschmir.

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