Von: luk
Bozen – Die Südtiroler Grünen wollen dem “Ausverkauf der Heimat” mit einem Beschlussantrag entgegenwirken.
“Die aktuelle Entwicklung in Südtirol, vor allem in der Bergwelt, zeigt einen anhaltenden Trend zu Verbauung auf: Hotels werden immer größer, die Suiten geräumiger, die Wellnessbereiche ausgedehnter. Die Schutzhütten werden luxuriöser, die Speicherbecken riesiger. Lifte werden potenziert. Massenveranstaltungen boomen, allen Nachhaltigkeitsversprechen zum Trotz. Unsere für Ansässige und Weithergereiste gleichermaßen schöne Berge brauchen eigentlich keine Attraktionen. Sie sind selbst die Attraktion. Das bemerkt man auch, gerade in der Hochsaison. Anwohner:innen stöhnen über den Verkehr in den Tälern und auf den Passstraßen.” Die Grüne Fraktion zeichnet diese negative Entwicklung mit einer Reihe von Anfragen nach – und bringt Gegenvorschläge.
“In 26 Anfragen haben wir in dieser Legislaturperiode die Versprechen der Landesregierung zu Nachhaltigkeit und Landschaftsschutz auf die Probe gestellt. Insbesondere zielen unsere Nachfragen auf die Bereiche „Massenveranstaltungen“ und „Großbauprojekte“. Bei ersterem hat die Landesregierung vor allem für die Olympischen Spiele 2026 in Antholz Nachhaltigkeit geschworen und versprochen, keine Eingriffe in die Natur vorzunehmen: Unsere Nachforschungen haben jedoch ergeben, dass anlässlich Olympia vor allem neue Straßen gebaut und bestehende erneuert und erweitert werden. Der ungebrochene Großbauwahn lässt sich am Beispiel Rosengarten verdeutlichen. Naturschutz sei überaus wichtig, so die SVP-LegaSalvini-Regierung; konkret setzt man sich aber gegen die eindringlichen Empfehlungen aller Naturschutzverbände für die Eventisierung des Rosengartens ein: Aussichtsplattform, umstrittenes Liftprojekt und übertriebene Luxushütten inklusive. Die Antwort auf die Fragen, warum Wort und Tat so weit auseinanderklaffen, blieb uns die Landesregierung jedoch schuldig”, so die Grünen.
Die beiden Beschlussanträge der grünen Fraktion, die diese Woche im Landtag behandelt werden, betreffen ebenfalls die Bau- und Veranstaltungswut in Südtirol und zeigen auf, dass es auch anders ginge. Nämlich mit Bevölkerung und Natur und nicht gegen sie oder über sie hinweg.
1) Der Beschlussantrag 491/21 setzt es sich zum Ziel, den Bau eines Speicherbeckens auf dem Puflatsch auf der Seiseralm zu verhindern. Dort kommt eine sehr seltene Orchideenart, die Brunelle, vor. Dies macht Puflatsch nicht nur für Botaniker:innen und Orchideenliebhaber:innen zu einem ganz besonderen Ort. Doch das könnte bald der Vergangenheit angehören. Denn geplant ist, ein riesiges Speicherbecken zu bauen, dass den Orchideenvielfalt drastisch dezimieren würde. „Es gilt diesen sensiblen Lebensraum zu schützen. Akut, indem man den Bau dieses Speicherbeckens verhindert und langfristig, indem unter anderem ein ökologisch vertretbares Weidemanagement ausgearbeitet wird“, fasst Erstunterzeichner Hanspeter Staffler die nötigen Maßnahmen zusammen.
2) Der Beschlussantrag 499/21 betrifft die Großveranstaltungen, deren zwei in nächster Zeit anstehen (Olympia 2026 und Ski-WM 2029) und zu denen es große Vorbehalte gibt. „Umwelt- und Naturschützer:innen erheben Einspruch gegen weitere Infrastrukturen und Übervermarktung durch den voraussehbaren Werbeeffekt. Bürger:innen sorgen sich davor, während der Events überrollt und im Nachfeld zu Hotspots zu werden, in denen die Lebensqualität schwindet,“ fasst Erstunterzeichnerin Brigitte Foppa die Sorgen der Bevölkerung zusammen. „Die Miteinbeziehung der Gemeinderäte und der Bürger:innen ist gerade angesichts solcher Massenveranstaltungen unverzichtbar. Partizipation verbessert immer auch die Planung. Und sie zwingt die Veranstalter zu Reflexion und Transparenz.“
„Für uns sind die Südtiroler Berge gerade so richtig, wie sie sind. Viel mehr als Kristall, Glasturm oder weltweiten „Werbeboost“ benötigen sie unseren Schutz – Schutz davor, komplett ausverkauft zu werden,“ resümieren die Abgeordneten der Grünen Fraktion.