Von: mk
Bozen – Vor gut zwei Jahren stellten sich die Alpenvereine AVS und CAI und die Umweltorganisationen Dachverband für Natur- und Umweltschutz und Heimatpflegeverband gegen den Glasturm am Rosengarten auf 2.300 Meter Höhe neben der Kölner Hütte. Auch die Stiftung Dolomiten Unesco Welterbe lehnte das Bauwerk an diesem sensiblen Standort ab. Unter den Mitgliedern der Landesregierung herrschte hingegen Uneinigkeit, wie der Südtiroler Alpenverein einer Aussendung erklärt. „Zwei Jahre später ist der Glasturm jedoch nicht von der Bildfläche verschwunden, im Gegenteil: Er kehrt zurück. Diesmal ist er noch gewaltiger, noch exponierter und noch besser sichtbar. Und: Die erst kürzlich sanierte Kölner Hütte muss dafür Platz machen“, so der AVS:
Alpenverein Südtirol, CAI Alto Adige, Dachverband für Natur- und Umweltschutz und Heimatpflegeverband Südtirol hatten sich 2019 aus mehreren Gründen negativ zum damals geplanten Glasturm (TTD) geäußert. Hauptkritikpunkt war: Der Rosengarten ist eine Attraktion an sich und braucht keine Inszenierung durch eine künstliche Landmarke, er hat bereits seinen kulturellen, spirituellen und ökologischen Eigenwert.
Nun hat die Latemar Karersee GmbH ein neues Projekt ausgearbeitet. Anstatt die Kölner Hütte miteinzubeziehen, ist geplant sie komplett abzureißen. An ihre Stelle soll ein Glasturm treten. Für die Alpin- und Umweltverbände stellt dies nichts weiter als einen wenig originellen Abklatsch des vor zwei Jahren präsentierten und als Besucherzentrum betitelten „TTD – Touch the Dolomites“ dar. Das „Schreckgespenst“ der Alpin- und Umweltverbände und auch vieler Eggentaler und Südtiroler kehre nun noch auffälliger, in der Lage noch exponierter und vor allem größer als zuvor zurück.
Der geplante Glasbau würde mehr als 20 Meter aus dem alpinen Gelände ragen und sieben Stockwerke umfassen, samt auskragendem Restaurationsbereich und Panoramaterrasse. Damit würde ein ganzjährig erreichbares Bergrestaurant für das Ski- und Wandergebiet mit hochpreisigen, durchsichtigen Panoramazimmern das aus der Schutzhüttentradition gewachsene Kölner Hütte ersetzen. Der Glasturm soll über unterirdische Rolltreppen, Aufzüge und Galerien mit der neuen unterirdischen Seilbahnstation der Kabinenbahn König Laurin und dem bestehenden Gastronomiebetrieb Laurins Lounge verbunden werden, wofür massive Erdbewegungen notwendig werden. Wie sensibel das Gelände in dieser Höhe ist, habee der Erdrutsch im Juli 2020 bereits gezeigt, so der AVS.
„Schönheit und Einzigartigkeit des Dolomiten Welterbes respektieren“
Der wissenschaftliche Beirat der Stiftung Dolomiten Unesco Welterbe habe 2019 den Glasturm als massive Störung und als Fremdkörper mit negativen Auswirkungen auf den ästhetischen und touristischen Wert des Weltnaturerbes beurteilt. „Er sprach sich dafür aus, die bestehende Kölner Hütte in das Konzept einzubeziehen und einen Architekturwettbewerb auszuschreiben, um die maximale bauliche Qualität an diesem besonderen Ort zu erreichen. Zugleich machte er aber auch klar, dass es ausreichen würde, an dieser Eintrittspforte in die Dolomiten einen einfachen Informationspunkt zum Welterbe zu errichten, um auf die die Schönheit und Einzigartigkeit des Dolomiten-Gebietes aufmerksam zu machen“, so der AVS.
Aus Sicht von Alpenverein Südtirol, CAI Alto Adige, Dachverband für Natur- und Umweltschutz und Heimatpflegeverband Südtirol hat die Latemar Carezza GmbH die Ratschläge der Stiftung Dolomiten Unesco Welterbe missachtet. Für die Verbände kommt dieses Projekt einer Urbanisierung der Berge gleich. Für sie ist klar, dass dieser Neubau dazu dient, eine neue Attraktion für das Skigebiet Karersee/Carezza zu schaffen und dadurch die neue Kabinenbahn auszulasten. Das Projekt verkenne, dass ein möglichst unberührtes Weltnaturerbe Dolomiten der eigentliche Schatz ist, von dem wir alle, allen voran auch Tourismus und Wirtschaft, profitieren. Der Rosengarten sei eine Attraktion an sich und brauche keine Inszenierung durch eine künstliche Landmarke wie dem Glasturm bzw. einem „Glashotel“.
PPP im öffentlichen Interesse?
Neu am vorliegenden Projekt ist, dass es als PPP-Projekt – einer öffentlich-privaten Partnerschaft – zwischen Autonomer Provinz Bozen und Latemar Karersee GmbH abgewickelt werden soll. Die Laufzeit der Konzession für Bau und Führung ist für 35 Jahre vorgesehen bei Baukosten von 13 Millionen Euro. Für die Alpenvereine und Umweltorganisationen stellt sich die Frage, ob diese Partnerschaft im öffentlichen Interesse ist oder sich das Land damit nicht in eine riskante Abhängigkeit begibt. „Ist es in Zeiten knapper öffentlicher Geldmittel sinnvoll, eine erst kürzlich sanierte Hütte abzureißen, um sie mit einem Glasturm zu ersetzen?“, fragt sich der AVS