Weg zur Staatsbürgerschaft muss mit Integration Hand in Hand gehen – ein Kommentar

Berechtigte Sorge um die Heimat ist kein Rassismus

Donnerstag, 19. Juni 2025 | 01:54 Uhr

Von: ka

Rom/Bozen – Nach dem erwartungsgemäßen krachenden Scheitern der fünf Referenden staunte Italien über die einzige Provinz, in der entgegen dem italienischen Trend die fünfte Referendumsfrage, nämlich die zur Reform der Staatsbürgerschaft, überwiegend mit „Nein“ beantwortet wurde.

Am Tag nach der Wahl stellte die Lokalausgabe des Corriere della Sera die provokante Frage, ob die Südtiroler Rassisten seien, die ihren „neuen Landsleuten” nicht gönnen, bereits nach fünf statt nach zehn Jahren legalem Aufenthalt in Italien die italienische Staatsbürgerschaft beantragen zu können.

ANSA/ANGELO CARCONI

Einer der Angesprochenen, der Bürgermeister von Kastelbell-Tschars, Gustav Tappeiner, stritt dies vehement ab und betonte, dass die rund 150 Ausländer in seiner Gemeinde sehr gut integriert seien. Laut Tappeiner liege die Erklärung vielmehr in „einer Verbundenheit, einer Liebe für die eigene Heimat, die nicht an irgendjemanden verkauft werden sollte“.

Tappeiner zufolge sei die Verkürzung der Frist von zehn auf fünf Jahre vielleicht zu stark gewesen. „Vielleicht zeigen meine Mitbürger auf diese Weise einfach eine gesunde Verbundenheit mit ihrem Heimatland“, fasste der Bürgermeister das Stimmverhalten der Wähler seiner Gemeinde zusammen.

IDM/Alex Moling

Die Ansichten des Bürgermeisters von Kastelbell-Tschars sind nachvollziehbar. Die Südtiroler sind keine Rassisten. Die Initiatoren des Referendums haben jedoch die Ängste der Wähler vor fehlender Integrationswilligkeit unterschätzt. Grundsätzlich haben die Südtiroler nichts dagegen, dass der Paketbote, die Kellnerin, der Maurer oder die Pflegehelferin, die zu uns gekommen sind, hier arbeiten, Steuern zahlen und eine oder gar beide Sprachen gelernt haben, „neue Südtiroler” werden dürfen. Ihnen fehlt jedoch das Vertrauen in strenge und wasserdichte Regeln.

IDM Südtirol-Alto Adige/Frieder Blickle

Nicht wenige Menschen sorgen sich um die Zukunft ihrer Heimat. Viele sind sicherlich der Meinung, dass es unter den Antragstellern zu viele gibt, denen nicht bewusst ist, dass sie in der Bringschuld sind.

Die Staatsbürgerschaft ist wertvoll und macht Neubürger zu Mitgliedern mit allen Rechten und Pflichten unseres Gemeinwesens. Die Einheimischen dürften sich wünschen, dass der Weg des „neuen Südtirolers” zur Staatsbürgerschaft mit seiner Integration Hand in Hand geht. Solange das nicht klar ist, dürfen sich die Befürworter einer Lockerung nicht wundern, wenn die Wähler mit „Nein” stimmen oder der Abstimmung fernbleiben. Berechtigte Sorge um die Heimat ist kein Rassismus!

Bezirk: Bozen

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