Von: APA/dpa/AFP
Für die geplante Ausweitung des Gaza-Kriegs muss Israel laut einem Medienbericht bis zu 100.000 Reservisten mobilisieren. Die israelische Zeitung “Yediot Ahronot” berichtete, es handelte sich dabei um eine Schätzung auf Basis von Einsatzplänen, die Generalstabschef Eyal Zamir am Mittwoch genehmigt hatte. Israel setzte am Donnerstag seine Angriffe auf den Gazstreifen fort. Laut des von der Hamas kontrollierten Zivilschutzes wurden dabei mindestens 17 Menschen getötet.
Der Zivilschutz warf der israelischen Armee vor, dabei auch sechs Menschen getötet zu haben, die auf Hilfsgüter gewartet hätten. Die israelische Armee äußerte sich zunächst nicht zu den Angaben.
“Die israelischen Besatzungstruppen verstärken ihre Angriffe auf Seitun”, ein Viertel der Stadt Gaza, erklärte ein Zivilschutzsprecher. “Seit vier aufeinanderfolgenden Tagen ist das Gebiet einer Militäroperation ausgesetzt, die zahlreiche Tote und Verletzte zur Folge hat.” Viele Menschen könnten die Stadtviertel aufgrund von Artilleriefeuer nicht verlassen.
Auch die Anwohnerin Maram Kaschko sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Angriffe auf Seitun hätten in den vergangenen vier Tagen zugenommen. “Mein Neffe, seine Frau und ihre Kinder wurden bei einem Bombenangriff getötet.”
Einnahme von Gaza-Stadt geplant
Der Plan folgt einem Beschluss des Sicherheitskabinetts von vergangener Woche, nachdem indirekte Verhandlungen mit der islamistischen Hamas über eine neue Waffenruhe und die Freilassung der Geiseln erfolglos geblieben waren.
Israels neuer Kriegsplan sieht laut Ministerpräsident Benjamin Netanyahu neben der Einnahme der Stadt Gaza auch die Zerschlagung der Hamas in den zentralen Flüchtlingslagern des Gazastreifens vor.
In den kommenden Tagen sollen nach Angaben der Zeitung weitere Beratungen über das konkrete Vorgehen stattfinden. Die beteiligten Divisionen und Brigaden sollten in Kürze eingewiesen werden.
Kämpfe könnten bis weit ins kommende Jahr andauern
Es werde damit gerechnet, dass Kämpfe mit der Hamas in der Stadt Gaza, besonders in Hochhausvierteln im Westen der Küstenstadt, sowie in anderen nördlichen Teilen des Gazastreifens noch bis weit ins Jahr 2026 andauern könnten, schrieb das Blatt.
Vergangene Woche hatte der Generalstabschef vor einer vollständigen Eroberung des Gazastreifens gewarnt. Er verwies auf Personalmangel und die Erschöpfung der eingesetzten Soldaten. Außerdem gefährde ein Eindringen der Armee in die Stadt Gaza, wo Geiseln vermutet werden, das Leben der Entführten. Das Sicherheitskabinett wies seine Bedenken jedoch zurück.
Es wird damit gerechnet, dass eine Ausweitung des Gaza-Krieges die ohnehin katastrophale Lage der Zivilbevölkerung in dem blockierten Küstenstreifen noch verschlimmern wird. Die Stadt Gaza ist das größte Bevölkerungszentrum im nördlichen Teil des Küstengebiets. Rund eine Million Palästinenser leben dort dicht gedrängt – rund die Hälfte der Gesamtbevölkerung. Israel wird für seine Kriegsführung im Gazastreifen international immer schärfer kritisiert.
Extreme Hitze verschärft Notlage im Gazastreifen
Neben der katastrophalen humanitären Lage im Gazastreifen leiden die Menschen dort unter extremer Hitze. “Wir wohnen in einem Nylonzelt – es ist wie ein Ofen. Tagsüber können wir nicht darin bleiben, es gibt keine Belüftung”, sagte die 40-jährige Palästinenserin Umm Chaled Abu Dschasar der AFP. “Die Hitze verstärkt unser tägliches Leiden nur.”
Die Hamas und ihre Verbündeten hatten mit ihrem brutalen Großangriff auf Israel am 7. Oktober 2023 den Krieg im Gazastreifen ausgelöst. Dabei wurden nach israelischen Angaben mehr als 1200 Menschen getötet, 251 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Fast zwei Jahre danach halten die Islamisten im Gazastreifen noch immer 49 Geiseln in ihrer Gewalt. Nur 22 von ihnen sind nach Einschätzung der israelischen Armee noch am Leben.
Laut Hamas-Behörden bisher knapp 62.000 Tote durch israelische Angriffe
Israel geht seit dem Hamas-Angriff massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben der Hamas-Behörden bisher mehr als 61.700 Menschen getötet. Die Angaben lassen sich nicht unabhängig überprüfen, werden von den Vereinten Nationen aber als realistisch eingestuft.
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