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Besonderer Schutz

Dienstag, 11. November 2025 | 01:39 Uhr

Von: mk

Bozen – Nicht zuletzt die Diskussion um Tennis-Star Jannik Sinner zeigt: Die Identität als Südtiroler in Italien ist nach wie vor kein einfaches Thema. Vor allem heimische Sportler werden von italienischen Medien akribisch unter die Lupe genommen, um zu prüfen, wie gern sie für die Trikolore antreten. Im Zweifelsfall muss die Mameli-Hymne vor laufender Kamera geträllert werden. Dabei vergessen viele, dass kulturelle und sprachliche Vielfalt in einem Staat kein Makel, sondern ein Reichtum ist.

Zu dumm nur, dass das nicht jeder versteht. Erst kürzlich hat sich der italienische Journalist und Influencer Roberto Parodi in einem Video abfällig über die deutsche Sprache in Südtirol geäußert.

Doch damit nicht genug: Das Ministerratspräsidium hat eine Ausschreibung über 1,4 Millionen Euro veröffentlicht, um einige sogenannte „hervorragende Italiener“ zu würdigen. Unter ihnen findet sich auch Giovanni Gentile, Bildungsminister während des Faschismus, dessen Schulreform zu den zentralen Instrumenten der erzwungenen Italianisierung Südtirols gehörte. Die deutsche Sprache wurde zu seiner Zeit an den Schulen verboten.

Südtirol ist zwar Teil Italiens, doch das Land hat sich seit dem Zweiten Weltkrieg seine Autonomie hart erkämpft. Auch heute gilt noch: Um zu überleben, braucht die deutsche Minderheit besonderen Schutz – vor allem, wenn es in Rom an der nötigen Sensibilität fehlt.

Minderheitenschutz fängt bei der Sprache an. In diese Richtung gehen auch die Bemühungen einer SVP-internen Arbeitsgruppe Stärkung des deutschen Kindergartens und der Schule sowie der Sprachkompetenz. Insgesamt wurden sechs Maßnahmen erarbeitet. Welche davon in der schulischen Realität umsetzbar sind, muss sich noch zeigen. Trotzdem ist der Vorstoß ein wichtiger Schritt.

Bezirk: Bozen

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