Kein Kontakt zur Schwester

Wiedergutmachungsverfahren für Benno Neumair: Zwei Tanten stimmen zu

Dienstag, 11. November 2025 | 09:05 Uhr

Von: mk

Bozen/Verona – Benno Neumair, der wegen des Doppelmordes an seinen Eltern Peter Neumair und Laura Perselli eine lebenslange Haftstrafe abbüßen muss, hat sich auf ein Wiedergutmachungsverfahren eingelassen. Während zwei Tanten einer Teilnahme zustimmten, lehnt seine Schwester Madé weiterhin jeglichen Kontakt ab.

Der 34-jährige Bozner hat seine Eltern bekanntlich am 4. Jänner 2021 in ihrer Wohnung in der Runkelsteiner Straße getötet und deren Leichen in die Etsch geworfen. Nachdem er zunächst versucht hatte, die Ermittler auf falsche Fährten zu locken, und die Suche nach den vermissten Eltern sich über Wochen hingezogen hatte, legte er schließlich ein Geständnis ab. Der Fall hat weit über Bozen hinaus für Aufsehen und auch international für Schlagzeilen gesorgt.

Das vom Gesetzgeber durch die Cartabia-Reform eingeführte Verfahren ist eine ergänzende, nicht aber eine alternative Maßnahme zur Verbüßung der Strafe. Ziel ist es, die durch die Straftat zerrütteten Beziehungen wiederherzustellen. Die Treffen finden auf freiwilliger Basis statt – unter der Mediation von Fachleuten.

Im September endete für Neumair die einjährige Isolationshaft im Gefängnis in Verona. Nun darf er in seiner Zelle trainieren und er hat von der Leitung der Haftanstalt die Erlaubnis erhalten, anderen Häftlingen das Schachspiel beizubringen. Zudem ist es ihm gestattet, neben seinen Anwälten Flavio Moccia und Angelo Polo auch von anderen Personen Besuch zu erhalten. Rund einmal im Monat trifft er sich mit den beiden Tanten – zwei Verwandte, die seinen Eltern sehr nahestanden. Sie hatten seinem Wunsch nach Dialog zugestimmt, berichtet die Zeitung Alto Adige.

Seine Schwester Madé, die im Prozess als Nebenklägerin auftrat, hat sich dazu noch nicht bereit erklärt. „Ein Weg der Wiedergutmachungsjustiz müsste notwendigerweise über das Anerkennen der eigenen Verantwortung führen, was bis heute nie geschehen ist. Benno hat niemals den Kontakt zu Madé gesucht“, erklärt ihr Anwalt, Carlo Bertacchi. Die sogenannte „Restorative Justice“ ist ein vom Gerichtsverfahren unabhängiges Programm, das zu jedem Zeitpunkt gestartet werden kann.

Für einen Annäherung an seine Schwester sei es für den 34-Jährigen noch zu früh, erklärt sein Anwalt Flavio Moccia. „Heute hat Benno erkannt, dass er einen therapeutischen Weg braucht.“ Im Gefängnis habe er keine Probleme verursacht und verhalte sich ruhig und ausgeglichen. „Die Isolationshaft war eine extrem schwere Zeit, da er an vier schweren Persönlichkeitsstörungen leidet, aber er hat diese Phase mit Entschlossenheit überwunden und wirkt heute gefasst.“

Vor Gericht endete der Mordfall bekanntlich am 12. September 2024 durch ein Urteil der Kassation, das rechtskräftig ist und das die lebenslange Haftstrafe besiegelte. In allen drei Instanzen war Benno Neumair als zurechnungsfähig und damit als voll schuldfähig eingestuft worden.

Bezirk: Bozen

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