Von: bba
Bozen – Dass die Lehrerausbildung ein langer, aufwändiger Weg ist, ist an den Voraussetzungen für die Tätigkeit als Oberschullehrer an staatlichen Schulen ersichtlich: Ein fünfjähriges Masterstudium, zusätzliche 24 ECTS-Punkte und eine ergänzende Lehrbefähigungsausbildung an der Universität Brixen sind für Oberschullehrer – egal welchen Faches – ein Muss. Das bedeutet, mehrere Jahre einen weiteren erheblichen Aufwand betreiben zu müssen. Verlangt wird dazu auch noch nach einem bestandenen Probejahr, um eine freie Stelle irgendwo im Land Südtirol zu erhalten. Lehrbefähigungsausbildungen werden – leider – in großen Zeitabständen angeboten, Stammrollen gibt es nicht wie Sand am Meer. Das Kämpfen für eine Stammrolle kann schon Mal weit über zehn Jahre dauern.
Laut Team K soll sich die Ausbildung für Musiklehrer im Vergleich zu Nachbarländern erheblich in die Länge ziehen. Die Musiklehrer sind also “in guter Gesellschaft” mit Lehrern anderer Fächer, denen hierzulande so einiges abverlangt wird. Team K zufolge treibt die Bildungspolitik Musikstudenten aufgrund der Südtiroler Hindernisse ins Ausland.
Unsere Nachbarn legen den Lehrern weit weniger Steine in den Weg. Südtirol macht den Lehrerberuf auf diese Weise unattraktiv, ist doch das Verhältnis zwischen Aufwand und Zukunftsaussichten in einer ernsten Schieflage.
Kommen wir zu den Musikern: In Südtirol kann sich ein Musiker durch ein Studium am Konservatorium nach fünf Jahren für den Lehrberuf qualifizieren. Nach dieser Grundausbildung muss eine berufsbegleitende Ausbildung zur Erlangung der Lehrbefähigung absolviert werden, um Chancen auf eine Stammrolle zu haben. In Österreich hingegen kann dasselbe Ergebnis mit einem vierjährigen Bachelor-Abschluss erreicht werden – samt Lehrbefähigung. Alex Ploner vom Team K fordert die Landesregierung auf, diesen Wettbewerbsnachteil für AbsolventInnen des Bozner Konservatoriums zu beheben.
„Die Beseitigung der Benachteiligung von Südtiroler Musikstudierenden im Wettbewerb um die Stammrolle wird schon seit Jahren gefordert. Der Mehraufwand an Zeit, Geld und Energie treibt junge MusikerInnen, die eine Karriere an der Schule anstreben, ins Ausland. Damit läuft das Südtiroler Bildungssystem Gefahr, die Südtiroler MusikerInnen für die Ausbildung der Kinder und Jugendlichen in Südtirol zu verlieren. Ich habe den Eindruck, dass eine lösungsorientierte Zusammenarbeit mit dem Konservatorium von Seiten der Bildungspolitik zu wenig gesucht wird”, erklärt Alex Ploner vom Team K.
Tatsächlich wird Bewerberinnen und Bewerbern, welche in Österreich das Lehramtsstudium absolviert haben, neben der kürzeren Studiendauer und der direkten Anerkennung der Lehrbefähigung noch eine zusätzliche Punktezahl von 15 Punkten für die Landesranglisten zuerkannt. „Wir wollen von der Landesregierung wissen, wie es sein kann, dass die AbsolventInnen aus Österreich bevorzugt werden und gleichzeitig Studierende nach fünfjährigem Studium in Bozen keine Lehrbefähigung erhalten”, so Alex Ploner.
Rechtlich gesehen kann das Land Südtirol 30 Prozent der Musiklehrerausbildung selbst gestalten. Die Landesregierung hat somit sehr wohl Spielraum für Reformen. Dieser muss in Zusammenarbeit mit dem Konservatorium genutzt werden. Eine in unregelmäßigen Abständen stattfindende, berufsbegleitende Ausbildung zur Erlangung der Lehrbefähigung für Abgänger des Konservatoriums ist für das Team K keine Lösung.
Die Thematik der überhöhten Ausbildungsdauer und den überzogenen Anforderungen betrifft in Südtirol wohlgemerkt nicht nur Musiklehrer, sondern alle Oberschullehrer staatlicher Schulen – unabhängig vom Fach. Ein Umdenken und Richtungswechsel sind höchste Zeit, soll der Lehrerberuf nicht zunehmend unattraktiv werden.
Die bescheidenen, eingefrorenen Gehälter der Oberschullehrer staatlicher Schulen sind ebenso abschreckend. Auch hier tut sich trotz der steigenden Anforderungen an die Lehrerschaft nichts.