Streng geschützte Art

Biotop in Branzoll gestrichen: Sorge um Hornotter

Sonntag, 27. Juli 2025 | 11:28 Uhr

Von: mk

Branzoll – Tiefe Enttäuschung und scharfe Kritik äußert der Heimatpflegeverein in Branzoll an der jüngsten Entscheidung von Gemeinde und Landesregierung. Kern des Konflikts ist die faktische Aufhebung des Schutzstatus für ein wichtiges Habitat der Hornotter im ehemaligen Steinbruch. Der Verein spricht von einem „unhaltbaren“ Rückschlag für den Naturschutz.

Die Aufregung ist groß beim Heimatpflegeverein Branzoll. Wie Präsidentin Bruna Corteletti Bertinazzo laut einem Bericht der Zeitung Alto Adige mitteilt, wurde im überarbeiteten Landschaftsplan der Gemeinde, der am 8. Juli von der Landesregierung genehmigt wurde, das bereits vorgesehene Biotop ersatzlos gestrichen – für den Verein zutiefst enttäuschende Entscheidung.

Der Verein hatte bereits vor einigen Jahren beantragt, das Areal als Biotop in den kommunalen Landschaftsplan aufzunehmen. Dieser Vorschlag basierte auf einer umfassenden Studie zur Präsenz der Hornotter und den Empfehlungen Südtiroler Experten. Die Gemeinde hatte diesem Antrag im Jahr 2015 noch stattgegeben.

Besondere Sorge bereitet den Heimatpflegern die Begründung im Beschluss der Landesregierung: Demnach heißt es dort, die Ausweisung als geschütztes Biotop und Ruhezone würde dazu führen, dass der ehemalige Steinbruchbetrieb niemals wieder aktiviert werden könnte.

Dabei sei der ehemalige Steinbruch damals aufgrund zahlreicher Muren geschlossen worden. Eine Wiedereröffnung sei von Gemeinde und Landesregierung in der Vergangenheit abgelehnt worden. Der Heimatpflegeverein sieht in der aktuellen Entscheidung jedoch eine Art Hintertür, die sich die Politik offenlässt.

Streng geschützte Art

Gerade in der Umgebung des ehemaligen Steinbruchs wurde ein bedeutendes Habitat der Hornotter identifiziert. Die Studie, auf der der ursprüngliche Biotop-Vorschlag basierte, beinhaltet eine Reihe von Maßnahmen zum Schutz und zur Erhaltung dieser als besonders wertvoll eingestuften Art. Das Biotop war zum Schutz der Hornotter und anderer Reptilienarten vorgeschlagen worden, was auch das Amt für Natur, Landschaft und Raumentwicklung im Jahr 2023 bestätigt hatte.

Die Gemeinde hatte sich damals verpflichtet, den Schutz des Lebensraums dieser streng geschützten Art nach Kräften zu unterstützen und zur Vermeidung der Zerstörung ihrer natürlichen Umgebung beizutragen.

„In Zeiten drastischer Klimaveränderungen, Versprechungen zum Klimaplan 2040 und anderen wichtigen Themen des Klimaschutzes ist eine solche Entscheidung schlichtweg unhaltbar“, erklärt der Heimatpflegeverein in Branzoll. Man sei bereit, gegen die Entscheidung anzukämpfen.

Das auffällige Horn

Die Hornotter gehört zur Familie der Vipern und ist damit eine Giftschlange. Die Färbung variiert sehr stark; die meisten Tiere sind grau, gelblich, oder rotbraun mit dunklerem Zickzack- oder Rautenband auf dem Rücken, dessen Farbe ebenfalls von hellbraun bis schwarz variiert. Männchen sind meistens etwas heller gefärbt als Weibchen und haben eine ausgeprägtere Kopf- und Körperzeichnung.

Namensgebend ist das auffällige, rundum mit kleinen Schuppen bedeckte Horn an der Schnauze. Über den Augen befinden sich, wie bei den meisten Vipern-Arten, kräftig ausgebildete Leisten, die ihr einen von Menschen als „drohend“ empfundenen Blick verleihen. Die Pupillen sind senkrecht schlitzförmig.

Unter den europäischen Vipern hat die Europäische Hornotter eines der stärksten Gifte. Damit ist das Gift auch stärker als jenes der Kreuzotter und kann auch für Menschen gefährlich werden. Es besteht zum einen aus gewebezerstörenden Substanzen, die zu Nekrosen (örtlicher Gewebstod) führen, zum anderen aus Nervengiften, die Lähmungen hervorrufen können. Todesfälle kommen vor allem bei Kindern oder geschwächten Personen vor. Die Giftzähne sind bis zu einem Zentimeter lang. Der Biss ist nicht schmerzhaft und meist blutend.

Wurde man von einer Hornotter gebissen, sollte man nicht mehr laufen, sich ruhig verhalten und am besten hinlegen sowie nach Möglichkeit die Rettung rufen.

Bezirk: Überetsch/Unterland

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