Antrag der Grünen für alternativen zu Bleischrot im Landtag

Bleifreie Jagd

Mittwoch, 30. November 2022 | 13:32 Uhr

Bozen – Im Südtiroler Landtag wurde heute das Thema “bleifreie Jagd” behandelt. Die Grünen haben dazu einen Beschlussantrag eingebracht. Das Ziel: Bleivergiftungen bei Wildtieren und Umweltbelastungen zu beenden.

Beschlussantrag Nr. 598/22: Bleifreie Jagd: Retten wir Adler, Bartgeier und andere Raubvögel vor der Vergiftung (eingebracht von den Abg. Dello Sbarba, Foppa und Staffler am 15.06.2022). Der Landtag möge die Landesregierung verpflichten aufgrund der ihr gemäß Art. 9-bis des Landesgesetzes Nr. 14 aus dem Jahr 1987 übertragenen Befugnisse das Verbot des Einsatzes von Bleischrot im gesamten Gebiet des Landes Südtirol zu verfügen.

Riccardo Dello Sbarba (Grüne) unterstrich, dass der Antrag nicht gegen die Jagd, sondern gegen die Nutzung von bleihaltiger Munition sei. Diese verursache Bleivergiftungen, von denen vor allem Vögel betroffen seien. Es gebe ungiftige Alternativen, welche etwa im Nationalpark Stilfserjoch bereits verpflichtend verwendet würden.

Diego Nicolini (5 Sterne Bewegung) erklärte, er unterstütze den Antrag. Es sei auch notwendig, grundsätzlich über die Jagd zu sprechen bzw. sich gegen diese auszusprechen, da diese ausschließlich zum Vergnügen der Menschen sei und grausam gegen Tiere. Die Jagd sollte verboten werden, dies sei der Standpunkt der 5 Sterne Bewegung. Er habe in der Vergangenheit einen ähnlichen Antrag eingereicht, der jedoch bei der Landesregierung auf wenig Interesse gestoßen sei.

Franz Ploner (Team K) sagte, das Team K werde diesen Antrag mittragen. Es gebe bereits ein EU-weites Verbot von bleihaltiger Munition – und zwar in Feuchtgebieten. Es gehe mit diesem Antrag um eine Umsetzung dieser Vorgabe. Auch würden die Südtiroler Jäger seines Wissens die Nutzung bleifreier Munition bereits mittragen.
Die Grünen würden mit diesem Antrag ein wichtiges Thema aufgreifen, in Europa würden jährlich etwa eine Million Vögel wegen bleihaltiger Munition sterben, so Sven Knoll (Süd-Tiroler Freiheit). Doch seines Wissens gebe es noch nicht ausreichend geeignete Munition. Auch was mit bleihaltiger Munition, die Jäger bereits erworben haben, passiere, interessiere ihn, ebenso wie mögliche Übergangsregelungen.

Andreas Leiter Reber (Freiheitliche) verwies darauf, dass im Antrag wesentliches weggelassen würde. So wäre etwa von einem Viereck des Todes für Adler in Südtirol die Rede, wobei es um vier verendete Tiere gehe. In über 40 Prozent der Landesfläche sei Bleischrot bereits verboten, man befinde sich mitten in der Umstellungsphase und sei damit schon weiter als in vielen anderen Ländern Europas. Bleifreie Munition sei derzeit allerdings schwer erhältlich. Die Zahl der verendeten Vögel an Stromleitungen und Aufstiegsanlagen sei viel höher als jene, die durch bleihaltige Munition verendeten.

Franz Locher (SVP) unterstrich, dass es wichtig sei, eine diesbezügliche Regelung in Südtirol zu haben. Doch bleihaltige Munition spiele im Land kaum eine Rolle, er sehe ganz andere Probleme im Bereich Wild und Wald, zum Beispiel die Zunahme des Rotwildes oder der Borkenkäfer. Die Jägerschaft nehme ab. Das im Antrag angesprochene Thema sei nicht gravierend, deshalb gehe er davon aus, dass die SVP den Antrag nicht unterstütze.

Hanspeter Staffler (Grüne) betonte, dass die ökologische Notwendigkeit der Jagd in Südtirol und im Alpenraum von den Grünen nicht angezweifelt werde. Es gehe aber um die Fakten. Und diese besagten, dass alljährlich in Europa 1,2 Millionen Vögel durch Bleischrot verendeten. Die Vögel hätten einen schweren Stand. Schrot werde im Wesentlichen beim Niederwild eingesetzt; dieses würde oft durch Gastjäger betrieben, die – anders als die Südtiroler Jäger – häufig Bleischrot verwendeten. Es sei deshalb eine Pflicht, Schritte zu stützen, um den Vogelbestand im Land zu stützen. Denn je mehr Südtirol Adler und Adlerpaare habe, desto besser könne sich auch die Population in den umgebenden Gebieten entwickeln.

Manfred Vallazza (SVP) erklärte, er habe Erkundigungen eingeholt und demnach gebe es nicht viele Alternativen zum Bleischrot. Stahlschrott sei eine, doch dieses sei gefährlich, etwa wenn es abdrifte. Man müsse abwarten, bis es andere Möglichkeiten gebe.

LR Arnold Schuler verwies darauf, dass der Mensch immer mehr Besitz von der natürlichen Landschaft genommen habe und dass der Mensch deshalb bei Wald und Wild eingreifen müsse. Der Druck auf die Jägerschaft wegen der hohen Wildzahlen sei in einigen Revieren so hoch, dass er kaum mehr bewältigbar sei. Das Jagdsystem in Südtirol sei sozial und aus diesem Grund höher angesehen als in anderen Teilen Europas. Es stelle sich die Frage, ob beim Bleischrot ein Verbot unmittelbar notwendig sei oder ob es andere Möglichkeiten gebe, gerade auch weil in Südtirol viele Jäger Alternativen nutzten, laut einer Umfrage seien es 44 Prozent, – dabei sei die Verfügbarkeit der Alternativen, genauso wie jene von Munition im Allgemeinen derzeit ein Thema. Es sei klar, dass die Zukunft der Südtiroler Jagd bleifrei sei; die Frage sei, wie und wie schnell.

Riccardo Dello Sbarba (Grüne) zeigte sich erfreut über dieses Ziel, kritisierte aber, dass die angeblich mangelnde Verfügbarkeit bleifreier Munition eine Entschuldigung sei. Er schlug im Einvernehmen mit LR Schuler eine Anpassung des Antrags vor und bat um Vertagung.

Die Arbeiten im Plenum werden um 14.30 Uhr wieder aufgenommen.

Von: luk

Bezirk: Bozen