Industrie oder Wohnungen wichtiger?

Bozen: Streit um Akustikplan

Dienstag, 24. September 2024 | 12:33 Uhr

Von: luk

Bozen – Der neue Akustikplan der Stadt Bozen sorgt für heftige Debatten. Es geht dabei um das Stahlwerk Valbruna, einer der größten Arbeitgeber in der Region, dessen Zukunft durch die geplanten Maßnahmen ernsthaft bedroht sein könnte. Der Unternehmerverband Südtirol schlägt in einer Aussendung Alarm.

Das Bozner Stahlwerk Valbruna in Bozen Süd bedeckt eine große Fläche. Mehr als 500 Mitarbeiter sind rund um die Uhr damit beschäftigt, Stahlprodukte in den Hochöfen zu fertigen. Trotz seiner wirtschaftlichen Bedeutung sorgt das Stahlwerk für erhebliche Lärmemissionen, die mit den Plänen der Stadt Bozen zur Schaffung von Wohnraum in Konflikt geraten.

Denn Bozen möchte in der Industriezone künftig auch Wohnungen bauen. Dieses Vorhaben würde Valbruna aber vor ernsthafte Probleme stellen. Der damit einhergehende Akustikplan würde drastische Lärmschutzmaßnahmen erzwingen, was die Produktion im Stahlwerk stark einschränken könnte.

Unternehmerverband warnt vor Abwanderung

Der Südtiroler Unternehmerverband zeigt sich alarmiert und kritisiert die Pläne der Stadtgemeinde scharf. Für Verbandspräsident Heiner Oberrauch sind die Akustikvorgaben in einer Zone, die von einem großen Industriebetrieb wie Valbruna geprägt ist, „absolut unsinnig“. Er warnt, dass solche Maßnahmen den Fortbestand des Unternehmens gefährden könnten.

“Wir sind in Südtirol, so wie in ganz Europa, gefordert, Maßnahmen zu ergreifen, um den Erhalt und die Entwicklung der verarbeitenden Unternehmen zu sichern. Ein zentrales Unternehmen für den Wirtschaftsstandort Südtirol sind die Stahlwerke Valbruna, ein hochinnovativer Produzent von Spezialstahlen. Darum fordern wir, dass der Gemeindeakustikplan der Industriezone Bozen jene Akustiklasse zuweist, die sie braucht, damit Unternehmen wie Valbruna ihre innovativen Tätigkeiten heute und auch in Zukunft ausführen können. Genau aus diesem Grund erachten wir in der Industriezone die Realisierung einer Wohnsiedlung mit der Produktionsfunktion als nicht miteinander vereinbar. Einerseits, weil dadurch der Fortbestand der Produktionstätigkeit der Unternehmen gefährdet wird und andererseits, weil die Qualität des Wohnens dadurch beeinträchtigt werden würde”, so Oberrauch.

“Dabei steht für den Unternehmerverband immer der Dialog im Mittelpunkt, und die Bereitschaft, unsere Ideen und Vorschläge einzubringen. Die Wettbewerbsfähigkeit und das Allgemeinwohl sind eng miteinander verbunden. Die verarbeitenden Unternehmen garantieren hochqualifizierte Arbeitsplätze, die ausschlaggebend dafür sind, um junge Talente in Südtirol zu halten und neue anzuziehen. Es sind diese Unternehmen, die die höchste Produktivität in Südtirol aufweisen und somit höhere Löhne und Steuereinnahmen für öffentliche Leistungen garantieren”, so Oberrauch.

Auch Gewerkschaft schlägt Alarm

Besorgt ist auch die Gewerkschaft SGK/UIL: 700 Arbeitsplätze seien in Gefahr. Das Land müsse die Produktivität steigern und sie nicht senken. Die Industrie sei ein wirtschaftlicher und sozialer Grundpfeiler. Die Gewerkschaft fordert nun ein Treffen mit der Landesregierung, um sicherzustellen, dass die Stahlwerke weiterbestehen und die Mitarbeiter ihre Jobs behalten können.

Die Entscheidung, wie sich Bozen Süd in Zukunft entwickeln wird, steht noch aus – doch die Weichen, ob dort Stahl oder Wohnungen dominieren werden, müssen bald gestellt werden.

Bezirk: Bozen

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