Docherty mahnt zu realistischen Erwartungen im Krieg

Britischer Minister rechnet mit Sieg der Ukraine

Mittwoch, 30. August 2023 | 05:01 Uhr

Von: apa

Die Ukraine wird nach Einschätzung des britischen Europaministers Leo Docherty den Verteidigungskrieg gegen Russland letztlich gewinnen. “Die Kampfkraft, das wirtschaftliche Gewicht und der politische Wille derjenigen, die die Ukraine unterstützen, sind eindeutig so, dass dies langfristig auf einen Erfolg hindeutet.” Es werde jedoch wohl seine Zeit brauchen, sagte der konservative Politiker am Rande des Europäischen Forums Alpbach zur APA.

“Wir müssen in unseren Erwartungen realistisch sein. Wir können keine spektakulären Erfolge erwarten. Was wir aber tun können, ist, sie zu befähigen, ihren Kampf fortzusetzen”, sagte der ehemalige Veteranenminister, der selbst als Angehöriger der britischen Armee im Irak und in Afghanistan im Einsatz war. “Es ist in gewisser Weise ein brutaler Zermürbungskrieg, aber das sollte uns nicht davon abhalten, die Ukraine weiterhin rückhaltlos zu unterstützen.”

Eine gewisse Gefahr, dass irgendwann eine Art Müdigkeit bei den Unterstützern der Ukraine eintreten könnte, sieht Docherty durchaus. Er sprach auch von einem “Zermürbungskrieg der Desinformation”: “Russland wird versuchen, seine Handlungen als vertretbar darzustellen, und hoffen, dass manche Länder wegen der wirtschaftlichen Konsequenzen den Mut verlieren.”

Im Vereinigten Königreich sei bisher allerdings keine derartige Müdigkeit festzustellen: “Das ist sehr interessant. Es herrscht Einigkeit über alle politischen Grenzen hinweg. Die britische Öffentlichkeit hat natürlich viele Folgen hinnehmen müssen, aber es ist wirklich bemerkenswert, dass sie das in überwältigendem Maße unterstützen.”

Hilfreich könnten aus Sicht des konservativen Politikers dabei auch die regelmäßig veröffentlichten Geheimdienst-Updates des britischen Verteidigungsministeriums zum Kriegsverlauf sein, die nicht nur russischer Desinformation entgegenwirken sollten, sondern auch Teil einer “Politik der Transparenz” seien, wie der Minister auf eine Frage nach dem bisherigen Erfolg der Publikationen Londons sagte. “Das ist sehr wichtig, wenn es um globale Angelegenheiten und die Bereitstellung harter, tödlicher Hilfe und von Hard Power geht”, unterstrich Docherty.

Man müsse der britischen Öffentlichkeit so viel Transparenz wie möglich geben. “Sie wollen wissen, was mit ihrem Steuergeld passiert. Und das muss man auch im Kontext vieler Jahre möglicherweise unzufriedenstellender Verwicklungen im Mittleren Osten sehen, wo die politischen Linien sehr viel weniger klar waren. Ich glaube, daraus haben wir gelernt.”

Desinformation sei “eine weitere Front”, sagte Docherty. “Und wenn unsere Geheimdienst-Berichte mit Mythen aufräumen können, dann sollten sie genutzt werden.”

(Das Interview führte Alexandra Angell/APA)