Von: mk
Bozen – Der Bürgermeister von Karneid, Albin Kofler hat damit gedroht, die Straße auf der Höhe der Einfahrt ins Eggental vom Kreisverkehr bis zur Brücke an der Grenze zum Gemeindegebiet von Bozen an Regentagen ebenfalls sperren, sollten die Fahrverbote in Bozen umgesetzt werden. Bozens Bürgermeister Renzo Caramaschi versteht die Aufregung allerdings nicht.
Bekanntlich sollen in Bozen ab August die Einfahrten in die Stadt bei der Kampill- und bei der Virgl-Brücke für den Verkehr gesperrt werden, wenn die Parkgaragen im Zentrum zu 90 Prozent ausgelastet sind. Anrainer und Lieferwagen sind ausgenommen. Ziel ist es, die Autos zu den Parkplätzen am Bozner Boden und zur Messe zu leiten.
Wie Caramaschi erklärt, würden dieselben Maßnahmen bereits während der Zeit des Weihnachtsmarkts umgesetzt. Bislang habe niemand etwas dagegen einzuwenden gehabt. „Kurz vor den Landtagswahlen steigt leider auch das Level der Polemiken“, erklärt Caramaschi laut einem Bericht von Alto Adige online.
Treffen der Bürgermeister
Wesentlich gemäßigter ging es dann auch beim Treffen der Bürgermeister von Bozens umliegenden Gemeinden mit Vizebürgermeister Luis Walcher und Stadtrat Stefano Fattor, das Caramaschi persönlich einberufen hatte. Bei dem Treffen sollte die Dringlichkeit der Verkehrseinschränkungen erklärt werden, zumal in Bozen im August nicht nur zahlreiche Touristen erwartet werden.
Neben 39 Baustellen in der Stadt wird vom 7. bis zum 12. August auch die Zugstrecke von Bozen nach Trient wegen Instandhaltungsarbeiten geschlossen. Bis zum 22. August gilt dasselbe für die Strecke vom Brenner bis Innsbruck. Zahlreiche Ersatzbusse werden durch die Garibaldi-Straße zum Bahnhof fahren. Die Vertreter der Bozner Stadtverwaltung riefen deshalb die Bürgermeister der umliegenden Gemeinden dazu auf, Gäste über die Tourismusbüros zu sensibilisieren, auf öffentliche Verkehrsmittel umzusteigen.
Im Detail sehen die Verkehrseinschränkungen in Bozen so aus: Sollten die Parkgaragen im Zentrum eine Auslastung von 90 Prozent erreichen, wird zunächst die Mayr Nusser-Straße gesperrt. Die Autos werden dann zur Parkhaus Bozen Mitte umgelenkt. Sollte dies nicht ausreichen, wird der Verkehr ab der Kampill- und Virgl-Brücke gesperrt. Im Ausnahmefall könnte dann noch als letztes Hilfsmittel die Rittner Straße bis zur Talstation gesperrt werden. Die Maßnahmen haben experimentellen Charakter und sollen bis Ende August dauern.
Stadt ohne Umfahrung
Nachdem sich Techniker monatelang mit Studien, Simulationen und Überprüfungen auseinandergesetzt haben, hat man sich zu dieser Lösung durchgerungen. Bozen ist eine Stadt ist, die keine Umfahrungsstraße hat. Die Gefahr von Fahrverboten besteht darin, dass sich der Verkehr lediglich von einem Viertel ins nächste verlagert.
„Caramaschi hat im Jahr 2018 einen Fehler gemacht, als er die Streichung eines Umfahrungsprojektes der Brennerstaatsstraße im Tausch gegen das Versprechen einer Untertunnelung der A22 akzeptiert hat“, kommentiert der Leiferer Bürgermeister Christian Bianchi die Situation. Er fordert nun ein verpflichtendes Dokument seitens der Landesregierung. „Die Gelder lassen sich sicher auftreiben – so wie immer, wenn man etwas will“, erklärt Bianchi.
Caramaschi reagiert unterdessen ungehalten, wenn es um die Umfahrung geht. „Wenn das Geld da ist, soll sie natürlich gebaut werden. Doch es handelt sich um keine Priorität“, meint Caramaschi. Vizelandeshauptmann Giuliano Vettorato habe ihm einen Finanzierungsplan zugesichert. „Mittlerweile sind Monate vergangen und ich habe noch immer nichts gehört“, erklärt der Bozner Bürgermeister. Auch Fattor pocht darauf, dass man Bozens größeren Straßenbauten auf Landesebene mehr Priorität einräumen sollte. Bislang habe man nur in die Peripherie des Landes investiert.
Landeshauptmann Arno Kompatscher entgegnet dem mit dem Argument, dass man aus Bozen oft ein „Nein“ zu hören bekomme, wenn man etwas mache. „Wir erstellen Projekte und treiben auch die Gelder für die Finanzierung auf“, erklärt Kompatscher. Jüngstes Beispiel sei die neue Zugstation in St. Jakob. Außerdem verweist Kompatscher auf den Hörteberger Tunnel. „Mehr können wir nicht tun“, erklärt er laut Alto Adige online.
Salvini schaltet sich ein
Unterdessen hat sich auch Verkehrsminister Matteo Salvini zu Wort gemeldet. In einer Pressemitteilung lässt er verlauten, dass man lokalen Anfragen durchaus größte Aufmerksamkeit schenke. In diesem Sinne werde die Bereitschaft des Ministeriums signalisiert, das Umfahrungsprojekt für Bozen auf der Brennerstaatsstraße in Betracht zu ziehen, da es erlaube, den Verkehrsfluss am Stadteingang mittels eines Tunnels von St. Jakob bis nach Bozen Nord zu reduzieren. Caramaschi antwortet darauf, dass Bozen nicht über die nötigen 250 Millionen Euro verfüge, die Landesverwaltung hingegen schon.
Lvh: Konstruktive Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft und Gemeinde
Die Verkehrsherausforderungen der Landeshauptstadt Bozen sind auch für die Wirtschaft von entscheidender Bedeutung. Um diese Themen anzugehen und passende Lösungen zu finden, lud die Gemeinde Bozen heute die Südtiroler Wirtschaftsverbände zu einem bedeutenden Treffen bezüglich der Verkehrsregelung in der Stadt ein.
Auch lvh-Vizepräsident Hannes Mussak nutzte die Gelegenheit, an der Sitzung mit der Gemeinde teilzunehmen und sich aktiv zum Thema einzubringen. Zum Treffen eingeladen hatten Bürgermeister Renzo Caramaschi, Vizebürgermeister Luis Walcher, Stadträtin für Schule, Wirtschaft, Tourismus und Stadtmarketing Johanna Ramoser sowie Stadtrat für Vermögen, Mobilität und Wohnungsbau Stefano Fattor. Von Beginn an brachte sich der lvh hinsichtlich funktionierender Verkehrsregelungen in der Landeshauptstadt ein und erarbeitete konkrete Lösungsansätze.
Der lvh zeigt sich äußerst positiv gestimmt, da ein Großteil der eingebrachten Vorschläge von der Gemeinde Berücksichtigung fanden. Vizepräsident Hannes Mussak äußerte sich dazu wie folgt: “Ich freue mich sehr, dass die Gemeinde unsere Vorschläge ernsthaft in Betracht gezogen hat. Unser gemeinsames Ziel ist es, eine Verkehrsregelung zu schaffen, die es den Wirtschaftstreibenden ermöglicht, ungestört ihrer Arbeit nachzugehen. In diesem Zusammenhang betonen wir die Bedeutung eines regelmäßigen Austauschs zwischen der Gemeinde und der Wirtschaft. Wir möchten uns herzlich für die konstruktive Zusammenarbeit bedanken.”