Prigoschin plant anti-westliche Konföderation

Darum ist der Sudan für die Wagner-Gruppe so wichtig

Freitag, 28. April 2023 | 07:57 Uhr

Darfur – Die Wagner-Gruppe arbeitet in Afrika an der Bildung einer anti-westlich eingestellten Konföderation. Die geht aus den Pentagon-Leaks hervor, die von der Washington Post veröffentlicht wurden.

Ziel ist es offenbar, Instabilität zu erzeugen und Falschinformationen zu verbreiten, um die Position von Moskaus Verbündeten zu stärken. Die USA wollen dabei aber nicht tatenlos zusehen. Unter anderem liegt der Plan auf dem Tisch, der Ukraine gezielte Informationen preiszugeben, um die Kommandanten der Gruppe zu töten.

Den Informationen aus dem Pentagon zufolge war der wachsende Einfluss Russlands in Afrika den USA schon länger ein Dorn im Auge. Im vergangenen Jahr gerieten deshalb Stützpunkte und Handelsrouten der Wagner-Gruppe ins Visier – unter anderem mithilfe von Sanktionen und Hackerattacken, aber auch mit Angriffen.

Während Jewgeni Prigoschin wegen der immer stärkeren Beteiligung seiner Truppen im Ukraine-Krieg in Kreml-interne Machtkämpfe verwickelt ist, vermuten die USA, dass er versuchen wird, sein Netz an Söldnern und seinen Einfluss global auszudehnen.

Trotz allem geht aus dem Dossier nicht hervor, dass die CIA, der Pentagon oder andere US-amerikanische Behörden in den letzten sechs Jahren den Wagner Söldnern besonders viele Steine in den Weg gelegt hätten, während diese in acht afrikanischen Ländern Fuß fassten. Der wichtigste Schlag gegen die Wagner-Gruppe ist den USA 2018 in Syrien gelungen. Bei Flugangriffen wurden Hunderte von Wagner-Söldnern getötet. Diese hatten zuvor Soldaten der Delta Force und Kurden in der Nähe einer Gasanlage angegriffen.

Mit dem Aufstieg der Wagner-Söldner in Afrika kündigt sich ein neues Kräftemessen wichtiger afrikanischer Länder und damit auch die Wiedergeburt autoritärer Systeme an. Dies erklärte Anas El Gomati, Direktor vom Think-Tank Sadeq Institute aus Tripolis. Die Wagner-Söldner würden Lösungen für die Art von Problemen anbieten, vor denen afrikanische Diktatoren stehen, erklärte er laut einem Bericht der Online-Ausgabe vom „Messaggero“.

Gold im Sudan

Vor allem in Darfur im Sudan kontrolliert die Wagner-Gruppe seit längerer Zeit über verschiedene direkt ihr unterstehende Unternehmen Goldminen. Ein großer Teil des Edelmetalls wird ins Ausland verkauft – vor allem nach Russland. Für die Sicherheit der Minen hat bis jetzt Mohammed Hamdan Daglo gesorgt, der Stellvertreter von De-facto-Präsident Abdel Fattah al-Burhan, der auch Oberbefehlshaber der Armee ist. Vor gut einer Woche sind im Sudan Kämpfe zwischen den zwei mächtigsten Generälen des Landes und ihren Einheiten ausgebrochen. Daglo hatte zuvor enorme Reichtümer angehäuft und wurde zu einem der reichsten Männer im Land.

Offiziell hatte die Wagner-Gruppe im Jahr 2017 im Sudan Fuß gefasst. Sudans Ex-Präsident Umar al-Baschir begab sich nach Russland, um für politische, wirtschaftliche und militärische Unterstützung zu werben. Im Gegenzug versprach er dem Kreml wirtschaftliche Möglichkeiten. In Sotschi besiegelten er und Russlands Präsident Wladimir Putin einen eisernen Pakt.

Wenige Monate nach diesem Treffen wurde der Minenbetreiber Meroe Gold ins Leben gerufen – eine Gesellschaft, die dem russischen Unternehmen M Invest gehört. Sie ist der drittwichtigste Goldlieferant in Afrika.

Im Jahr 2020 erhoben die USA öffentlich Anschuldigungen gegen M Invest und bezeichneten die Gesellschaft als Tarnunternehmen der Wagner-Gruppe. Diese würde das Unternehmen dazu nutzen, um das Gold außer Landes zu schaffen. Deshalb haben die USA auch Sanktionen gegen M Invest und deren Anführer. Laut US-amerikanischen Schätzungen sollen die Firmen Prigoschin geholfen haben, Transaktionen im Wert von über 7,5 Millionen Dollar durchzuführen.

Dem Autor Samuel Ramani zufolge soll die Wagner-Gruppe nach dem Fall von al-Bashir die Nähe zum neuen Obersten Rat gesucht haben, dessen Kommando Abdel Fattah al-Burhan innehatte. Im Jahr 2019 schlugen dann aber nationale Geheimdienste sämtliche Proteste aus dem Volk blutig nieder. Exponenten von Bürgerbewegungen landeten hinter Gittern. Der Oberste Rat wollte, dass ein Schritt zurückgemacht wird, um einen friedlichen Wechsel zu ermöglichen.

Laut Ramani kam es zu diesem Zeitpunkt zu einer Annäherung an die paramilitärische Organisation RSF (Rapid Support Forces). Dieser sei die Sicherheit der Schürfstätten und der Handelsrouten übertragen worden. Das Gold werde seither demnach zuerst vom Sudan nach Dubai und von dort nach Russland gebracht. Bis heute sind diese Operationen eine wichtige Einnahmequelle für die Wagner-Gruppe, mit der sie ihre Macht konsolidiert und ihre Aktivitäten finanziert.

Von: mk