Von: luk
Bozen – Mehr Mittel, mehr Respekt, mehr Rückendeckung: Die ASGB-Landesbediensteten haben gestern im Rahmen ihrer Vollversammlung im Kolpinghaus in Bozen eine Reihe von Forderungen an die Landesregierung (und nicht nur) gerichtet. Sie sollen das Image und die Attraktivität des Landes als Arbeitgeber steigern und damit das Funktionieren der für die Südtiroler Autonomie zentralen Verwaltung auch langfristig zu sichern.
„Weshalb wir den öffentlichen Dienst brauchen – Betrachtung seiner Leistung und Wirkung“ war das Motto der Vollversammlung der ASGB-Landesbediensteten, der mitgliederstärksten Gewerkschaft in der Landesverwaltung. „Dass wir unsere Mitgliederzahl in den letzten fünf Jahren von etwa 1500 auf 1700 steigern konnten, ist angesichts der Pensionierungswelle alles andere als selbstverständlich“, so die Vorsitzende der ASGB-Landesbediensteten, Brigitta Steiger.
Der Mitgliederzuwachs sei, so Steiger, nicht zuletzt auf die vielen Herausforderungen im öffentlichen Dienst zurückzuführen, denen man sich in den letzten Jahren zu stellen gehabt habe. Auch deshalb wurde gestern die Bedeutung eines funktionierenden öffentlichen Dienstes im Beisein von Landeshauptmann und Personal-Landesrat Arno Kompatscher von verschiedensten Seiten beleuchtet.
Warum braucht es den öffentlichen Dienst?
Marjaana Gunkel, Professorin an der Fakultät für Wirtschaftswissenschaften der Freien Universität Bozen, unterstrich etwa, dass der öffentliche Dienst allgemein zur Verbesserung der Lebensqualität und zum Funktionieren einer Gesellschaft beitrage. Gunkel machte zudem deutlich, was es brauche, damit eine Beschäftigung im öffentlichen Dienst für junge Talente attraktiv werde: vom Arbeitsklima über eine transparente Kommunikation bis hin zu Entgelt und Sozialleistungen, Weiterbildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten.
Als „Rückgrat unserer Gesellschaft“ bezeichnete ASGB-Vorsitzender Tony Tschenett den öffentlichen Dienst, der daher geschätzt und attraktiver gestaltet werden müsse. Auch müsse endlich Rechtssicherheit um die Kollektivvertragsverhandlungen geschaffen werden. „Es braucht eine Durchführungsbestimmung, mit der die primäre Zuständigkeit über die Kollektivvertragsabschlüsse an das Land übergeht“, so Tschenett, der einen entsprechenden Appell an den Landeshauptmann und die künftige Landesregierung richtete.
Kompatscher selbst betonte, dass ein funktionierender öffentlicher Dienst nicht nur Teil der Südtiroler Nachhaltigkeitsstrategie sei. Die oft beklagten vielen öffentlich Bediensteten seien auch Teil der Erfolgsgeschichte des Landes, das Zuständigkeiten verwalte, die andere Länder nicht hätten. Trotz eines Ausbaus dieser Zuständigkeiten sei es oft schwierig, Mitarbeiter zu finden, weshalb es gelte, an einem attraktiven öffentlichen Dienst zu arbeiten: mit den notwendigen Mitteln, mit Transparenz und Teilhabe.
Zwei Resolutionen verabschiedet
Von der Vollversammlung der ASGB-Landesbediensteten verabschiedet wurden gestern auch zwei Resolutionen. In der ersten geht es um eine gezielte Imagearbeit für den öffentlichen Dienst. So wird etwa gefordert, dass die Arbeit der Landesverwaltung öffentlich anerkannt und die gesellschaftliche, wirtschaftliche sowie autonomiepolitische Bedeutung einer funktionierenden Verwaltung systematisch unterstrichen werde. Diese Resolution richtet sich nicht nur an die Politik, sondern auch an alle anderen Interessensträger in der Gesellschaft.
Die zweite Resolution ist dagegen allein an die Politik und die Verantwortlichen der Landesverwaltung gerichtet. Die ASGB-Landesbediensteten fordern darin kontinuierliche Vertragsverhandlungen, die rechtzeitige Bereitstellung von Mitteln für Inflationsanpassung und Gehaltserhöhungen, ein Nachdenken über neue Aufstiegsmöglichkeiten sowie eine alters- und alternsgerechte Gestaltung des öffentlichen Dienstes, um dessen Attraktivität als Arbeitgeber nachhaltig und langfristig zu steigern.