Von: ka
Neapel – Ein Streit zwischen einer neapolitanischen Lokalbesitzerin und zwei israelischen Touristen, der mit dem Rauswurf der beiden Israelis endete, schlägt in der italienischen Öffentlichkeit hohe Wellen.
„Wir wurden von einer pro-palästinensischen Restaurantbesitzerin hinausgeworfen“, klagten die beiden aus Israel stammenden Italien-Urlauber und zeigten die Besitzerin der Taverna Santa Chiara an. Die Inhaberin, Nives Monda, weist den Vorwurf, eine Antisemitin zu sein, entschieden zurück. „Wir haben ihnen gesagt, dass wir gegen die israelische Apartheid sind. Sie waren es, die uns angegriffen haben“, sagt Nives Monda.
Am Samstagmittag saß ein israelisches Touristenpaar in der Taverna Santa Chiara im Zentrum von Neapel. Als sie im Gespräch mit anderen Gästen am Nachbartisch ihre Herkunft offenbarten, erklärte die Inhaberin des Lokals, Nives Monda, ihnen, dass sie sich der pro-palästinensischen Kampagne gegen die Opfer im Gazastreifen angeschlossen habe. Als sie die israelischen Touristen aufforderte, es ihr gleich zu tun, kam es zu einem lautstarken Streit, der in heftige gegenseitige Beschuldigungen ausartete und darin gipfelte, dass die israelischen Touristen des Lokals verwiesen wurden. Ein Teil der Auseinandersetzung wurde von der israelischen Touristin gefilmt und ins Internet gestellt.
Seitdem die beiden israelischen Touristen, Geulah Moses, 59, und Raul Moses, 64, bei den Carabinieri von Neapel Anzeige gegen die Besitzerin der Taverna Santa Chiara, Nives Monda, erstattet haben, ist der Streit, der sich am Samstag gegen 13.00 Uhr in der Taverne ereignete, Gegenstand von Ermittlungen der Staatsanwaltschaft.
„Wir beschlossen, zum Mittagessen in das Restaurant Taverna Santa Chiara zu gehen. Wir gingen hinein, bekamen einen Tisch für zwei Personen und fragten auf Englisch nach der Speisekarte. Neben uns saß eine spanische Familie aus Barcelona“, erzählt das Touristenpaar aus Israel den Carabinieri.
Die beiden Israelis berichten, dass sie sich mit den spanischen Touristen anfreundeten und ins Gespräch kamen. Als sie beiläufig erwähnten, dass sie aus Israel stammen, „kam die Wirtin an unseren Tisch und beschuldigte uns vor allen Leuten, dass unser Volk für den Völkermord in Gaza verantwortlich sei“. Und nicht nur das. Die Touristen berichten, die Frau habe hinzugefügt, dass „Zionisten und Israelis in Neapel nicht willkommen sind und dass sie das Geld der Israelis nicht wollen“.
Die Touristen sprechen von einem verbal aggressiven Verhalten, das jedoch nie zu körperlichem Kontakt oder einer unverhohlenen Bedrohung geführt habe. „Sie wiederholte immer wieder, dass wir 55.000 Kinder getötet hätten“, berichten die Besucher, „worauf wir antworteten, dass wir den Krieg nicht begonnen haben, sondern uns verteidigen und für unsere Unabhängigkeit kämpfen“.
Daraufhin habe die Frau sie „wiederholt in hohem Ton aufgefordert, das Lokal zu verlassen“ und „berührte einen vor uns stehenden Stuhl, der in diesem Moment frei war, als wolle sie uns bildlich zum Gehen auffordern“.
Die Touristen blieben, um die Rechnung zu bezahlen. In der Ermittlungsakte befindet sich auch das Video, das die israelische Touristin in dem Lokal aufgenommen hat. In dem Video, das von Geulah Moses selbst in sozialen Medien veröffentlicht wurde und eine Minute und 38 Sekunden dauert, wird die Wirtin von dem Touristenpaar mehrfach als „Antisemitin und Terrorunterstützerin“ beschimpft.
„Es ist beschämend, wir haben mit eigenen Augen gesehen, was Antisemitismus ist. Wir hätten nie gedacht, dass so etwas in Neapel passieren könnte, einer wunderbaren Stadt, in der Freiheit und Liebe in der Luft liegen“, kommentiert die 59-Jährige das Video.
Den Vorwurf, Antisemitin zu sein, weist Nives Monda entschieden zurück. Sie habe nie das Wort Juden oder Israelis in den Mund genommen und wiederholt gesagt, dass nur „Zionisten“ in ihrem Restaurant nicht willkommen seien. „Diese Frau hat mich als Antisemitin bezeichnet, aber ich habe nichts gegen Juden. Sie sind in meinem Lokal genauso willkommen wie jeder andere. Ich bin gegen Zionisten, das ist etwas ganz anderes. Ich bin für die Menschenrechte und verurteile die Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die in Gaza begangen werden. Als die Touristin den Völkermord leugnete und mich mit diffamierenden Anschuldigungen überhäufte, bat ich sie, das Restaurant zu verlassen“, erklärt die Wirtin.
Das Video, das sich in Windeseile über die sozialen Netzwerke verbreitete, löste in der italienischen Öffentlichkeit eine heftige Debatte aus. Während pro-palästinensische Aktivisten das Verhalten der Lokalinhaberin loben und sich mit ihr solidarisieren, üben viele Italiener scharfe Kritik. Die jüdische Gemeinde, die Facebook-Einträge der Lokalbesitzerin ausgewertet hat, wirft Nives Monda vor, eine Pro-Hamas-Aktivistin zu sein.
Neapels Bürgermeister Gaetano Manfredi und die Stadträtin für Tourismus, Teresa Armato, bemühen sich derweil, die Wogen zu glätten und Schaden von ihrer Stadt abzuwenden. „Wir müssen den Dialog suchen und das Klima des Hasses bekämpfen, das in einer Stadt wie Neapel, die immer tolerant war, nicht gedeihen kann“, sagte Teresa Armato nach einem Treffen mit dem israelischen Touristenpaar.
Doch weder Gaetano Manfredi noch Teresa Armato können die Eigendynamik stoppen, die der Streit längst angenommen hat. Am Montag versammelten sich Aktivisten der Pro-Pal-Bewegung vor der Taverna Santa Chiara, um neue Aufkleber mit der Aufschrift „Zionists not welcome, Napoli è con Gaza al 100 %“ – „Zionisten nicht willkommen, Neapel ist zu 100 Prozent mit Gaza“ – zu präsentieren.
„Wir werden diese Aufkleber an alle Ladenbesitzer und Restaurantbesitzer verteilen, die sich der Kampagne anschließen wollen, und sie an ihren Schaufenstern anbringen“, sagten sie. Es ist eine Aktion, die an die schlimmsten Zeiten erinnert.
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