Von: luk
Bozen – Um die von der Wirtschaft in Südtirol geforderte mehrsprachige oder internationale Oberschule ist eine politische Diskussion entbrannt. Das Konzept sieht englischsprachigen Unterricht vor.
STF warnt
Die Süd-Tiroler Freiheit warnt vor Experimenten mit der deutschen Schule zumal der Unterricht in der Muttersprache eine der wichtigsten Säulen der Südtiroler Autonomie sei. “Ohne den muttersprachlichen Unterricht hätte Südtirol seine Identität im Staat Italien längst verloren. Beispiel Aosta: Nach dem Zweiten Weltkrieg sprachen 90 Prozent der Aostaner französisch beziehungsweise frankoprovenzalisch. Nach Einführung gemischtsprachiger Schulen sprechen heute weniger als 30 Prozent frankoprovenzalisch und nur noch zwei Prozent französisch! Tendenz sinkend”, so die Bewegung.
Sprachexperimente in Südtirol wie CLIL – der Unterricht eines Faches in einer Fremdsprache – seien zudem “krachend gescheitert”. “Die Schüler konnten nach CLIL weder die Sprache besser noch das Fach. Das Gegenteil ist eingetreten”, so die Süd-Tiroler Freiheit.
Team K für breites Angebot
Das Team K fordert internationale Klassenzüge an mehreren Zügen. “Um ein internationales Bildungsangebot nach den Richtlinien der IBO für alle zu gewährleisten, nehme ich nun die Landesregierung in die Pflicht, an mehreren Standorten internationale Klassenzüge von der Grundschule bis zur Matura einzurichten. Kommende Woche im Landtag werden wir sehen, ob diese Einführung der internationalen Schule nur Kosmetik und Ankündigungspolitik vor den Wahlen ist, oder ob wirklich der Wille vorhanden ist, unser Schulsystem ein Stück weit umzubauen. Es müssen neben einer besseren sprachlichen Ausbildung vor allem Werte wie Interkulturalität und kritisches Denken unserer Kinder und Jugendlichen zugelassen und gefördert werden”, ist Alex Ploner vom Team K überzeugt.
Grüne dafür, aber…
Auch die Grünen begrüßen das neue Modell, warnen aber vor einer Schule nur für Eliten. “Wir haben immer schon vorgeschlagen, eine dritte Säule neben den deutsch- und italienischsprachigen Klassen einzuführen. Diese mehrsprachigen Klassen sollten immer dann eingesetzt werden, wenn eine Mindestanzahl an Einschreibungen zusammenkommen”, so die Grünen.
„Allerdings darf die mehrsprachige Schule nicht auf die Eliten eingegrenzt werden. Der Wunsch nach einer echten mehrsprachigen Ausbildung kommt aus allen sozialen Schichten und sollte für alle gedacht und ermöglicht werden,“ so Brigitte Foppa. “Es wäre wahrlich absurd, wenn Mehrsprachigkeit nicht zu einer allgemeinen kulturellen Öffnung führen würde, sondern zu neuer Trennung und Ausschluss.”
In der Thematik der mehrsprachigen Schule als allgemeines Zusatzangebot sei die Zeit überreif, dass die Politik endlich das tut, was die Gesellschaft schon lange will.
Start innerhalb der nächsten drei Jahre
Landesschuldirektorin Sigrun Falkensteiner betont, dass der geplante internationale Klassenzug nicht nur Kindern von Fachkräften aus dem Ausland zur Verfügung stehen werde. Das Ganze solle an einer öffentlichen Schule angesiedelt werden, um allen Schülern die Möglichkeit zum Zugang zu geben, unabhängig von den finanziellen Möglichkeiten der jeweiligen Familie. Man spreche vorerst von der Aktivierung von einem Klassenzug an einer Schule.
Laut Falkensteiner soll der Start innerhalb der nächsten drei Jahre stattfinden.