Von: mk
Bozen/Villnöß – Nachdem unlängst mehrere Villnösser Brillenschafe durch Wolfrisse getötet wurden, soll es nun einen weiteren Fall gegeben haben. „Die Bauern haben es satt und fühlen sich von der Politik und den Behörden nicht ernst genommen“, sagt die Landtagsabgeordnete der Süd-Tiroler Freiheit, Myriam Atz Tammerle. Für sie gibt es nur eine Lösung: „Der Wolf muss weg!“
Es sei schon lange bekannt, dass Herdenschutzmaßnahmen in Südtirol nichts bringen, da diese von Wölfen und Schakalen umgangen werden können. Es sei auch eine Tatsache, dass der Wolf nicht nur die Sicherheit der Tiere auf den Almen, sondern auch die der Menschen bedroht. Außerdem werde der Tourismus langfristig darunter leiden, wenn das Wolfsproblem nicht zeitnah gelöst wird, erklärt die Bewegung
Atz Tammerle meint: „Die Wölfe müssen eingefangen und in ein Gebiet umgesiedelt werden, wo sie für niemanden eine Gefahr darstellen. Südtirol und die benachbarten Gebiete, die zu dicht besiedelt sind, sind der falsche Ort dafür. Wenn wir diese Tiere nicht mehr hier haben, dann haben wir das Problem nicht mehr.“
Paul Runggatscher von der Süd-Tiroler Freiheit in Villnöß fügt außerdem hinzu: „Den Bauern sollte für ihre Arbeit mehr Respekt entgegengebracht werden. Ihnen geht es in erster Linie nicht ums Finanzielle, sie leiden auch mit den Tieren. Es muss daher umgehend eine Lösung für dieses Problem gefunden werden.“
Die Bergbauern würden einen wesentlichen Teil zu einer funktionierenden Bewirtschaftung der Almgebiete beitragen. „Die geltenden realitätsfremden Gesetze, die lediglich darauf abzielen, den Wolf zu schützen und somit den Bauern massiv Probleme bereiten, dürfen nicht länger toleriert werden“, betont die Landtagsabgeordnete. Sie fordert, dass die Probleme der Bauern endlich ernst genommen werden und dass die Politik endlich die Ärmel hochkrempelt und handelt.
Grüne: „Ausbildung und Herdenschutz sind die Lösung“
„Wir müssen sofort handeln, denn um die Weidewirtschaft auf unseren Almen zu erhalten und auch zukünftig zu unterstützen, sind rechtlich einwandfreie und rasch umsetzbare Lösungen notwendig“, fordern hingegen die Grünen in Südtirols Landtag.
Die Schafsrisse in diesem Sommer haben die Diskussion wieder angefacht und es wurden Forderungen laut, die Großraubtiere von Südtirol fernzuhalten. Bär, Luchs und Wolf sind durch EU-Gesetze streng geschützt. Daran werde sich in absehbarer Zeit nicht viel ändern, erklären die Grünen.
Das Mindeste was die Politik hier machen könne, sei es, den Menschen reinen Wein einzuschenken. „Denn der Abschuss der Großraubtiere wird laut Gesetz nur in seltenen Ausnahmefällen möglich sein, sofern alle Maßnahmen zum Schutz der Herden bereits ausgeschöpft wurden. Und bei diesen Maßnahmen gilt es rasch zu handeln. An erster Stelle steht die Ausbildung von Hirtinnen und Hirten. Gut ausgebildetes Personal ist auch in der Lage, die neuen Herausforderungen auf den Almen zu meistern“, so der Grüne Landtagsabgeordnete Hanspeter Staffler. In Südtirol würden sich die Landwirtschaftsschulen als Ausbildungsstätten bestens eignen, weil dort die nötigen didaktischen und fachlichen Kompetenzen vorhanden sind.
Als nächstes gelte es, professionellen Herdenschutz zu betreiben, wie es die EU fordert: Hirten und Hirtinnen müssten die Herden tagsüber hüten und begleiten und falls notwendig, die Tiere am Abend in einen umzäunten Pferch führen. Hunde könnten die Arbeit der Hirtinnen und Hirten zusätzlich unterstützen.
„Ungefähr 100.000 Euro werden jährlich notwendig sein, um den zusätzlichen Aufwand in Südtirol zu finanzieren. Doch die EU stellt zu diesem Zwecke finanzielle Hilfen zur Verfügung. So erhält allein Frankreich jedes Jahr beträchtliche Gelder für die Kosten des Personals, der Zäune und der Hunde aus Brüssel“, erklärt die Staffler.
Die Grünen würden die Weidewirtschaft voll und ganz unterstützen und den betroffenen Schafhaltern einen pragmatischen Weg für die Lösung des Problems aufzeigen. „Mit gut ausgebildeten Hirtinnen und Hirten und mit der vollen finanziellen Unterstützung der Herdenschutzmaßnahmen wird die Weidewirtschaft in unseren Bergen auch zukünftig möglich sein“, sind die Grünen überzeugt.
Laut Vallazza Entscheidung erforderlich: Almwirtschaft oder Wolf?
Der SVP-Landtagsabgeordnete Manfred Vallazza bringt nach den jüngsten Wolfsübergriffen auf Schafsherden die Sorgen der Bauern auf den Punkt und fordert auf, geschlossen auf allen politischen Ebenen zu intervenieren.
„Wir müssen gemeinsam auf allen politischen Ebenen Druck ausüben, damit endlich etwas passiert. Wenn wir nicht Herr der Lage werden und das Wolfstreiben blockieren, wird die Bewirtschaftung unserer Almen zum Erliegen kommen. Solche Folgen würden sich auch auf den Tourismus fatal auswirken“, ist Landtagsabgeordneter Manfred Vallazza überzeugt.
„Wir müssen entscheiden: Entweder wir bewirtschaften unsere Almen oder wir beherbergen Wölfe. Für beides haben wir schlichtweg keinen Platz. Von der Alm Antersasc in St. Lorenzen sind schon alle Schafe abgezogen worden“. Damit nicht weitere Almen schließen, müsse man im Zusammenschluss der Alpenregionen in Österreich, Deutschland und Italien – unter Einbezug aller Betroffenen – vorgehen und geschlossen in Brüssel vorstellig werden. Sowohl die Landesregierung als auch Südtirols Parlamentarier seien aufgefordert in Rom beim Ministerium und bei der Behörde ISPRA zu intervenieren, damit eine Entnahme möglich werde. „Nur so kann unsere Almwirtschaft gerettet werden“, sagt Vallazza.
„Auf Landesebene haben wir derzeit alles unternommen, was unsere Möglichkeiten zulassen“, versichert Vallazza. „Für weitere Schritte sind uns im Moment die Hände gebunden. Die Behörde ISPRA entscheidet, wann und wie viele Wölfe entnommen werden dürfen.“ Vor rund einem Jahr haben die Bauernvertreter in der SVP-Fraktion im Landtag einen Beschlussantrag eingebracht, der Südtirol als sensible Zone einstuft, die frei von Wölfen gehalten werden soll. Dieser ist im Plenum mehrheitlich angenommen worden. Ferner folgte eine Gesetzesinitiative, die den Landeshauptmann ermächtigt, den Abschuss von Problemtieren anzuordnen. Voraussetzung dafür, dass betreffende Tiere entnommen werden dürfen, ist die Einholung eines Gutachtens der Höheren Anstalt für Umweltschutz und Forschung (ISPRA).
Das Gesetz ist seitens der italienischen Regierung angefochten worden, hat jedoch vor dem Verfassungsgericht standgehalten. „In den Städten sind keine Ratten erwünscht. Und wir Bauern brauchen auf den Almen den Wolf nicht“, schließt Vallazza ab.