Anhängerinnen der Favoritin Luisa Gonzalez

Ecuador wählt nach Kandidatenmord neuen Präsidenten

Sonntag, 20. August 2023 | 15:04 Uhr

Von: APA/dpa/AFP

Überschattet von dem Mord an einem Kandidaten hat in Ecuador haben die Wählerinnen und Wähler in Ecuador am Sonntag in einer ersten Wahlrunde über einen neuen Präsidenten abgestimmt. Um 7.00 Uhr (Ortszeit, 14.00 Uhr MESZ) öffneten die Wahllokale in dem einstmals recht friedlichen südamerikanischen Staat, der von einer Welle der Gewalt erschüttert wird. Überall im Land wurden Soldaten eingesetzt, um das Votum abzusichern.

Bei den vorgezogenen Wahlen am Sonntag ging Luisa González, politische Erbin des wegen Korruption verurteilten Ex-Präsidenten Rafael Correa (2007 bis 2017), als Favoritin ins Rennen, gefolgt von dem indigenen Umweltaktivisten Yaku Pérez und dem deutschstämmigen früheren Vizepräsidenten Otto Sonnenholzner. Insgesamt bewarben sich acht Kandidaten um das höchste Amt in dem Land.

Neben dem Präsidenten wählen die Ecuadorianer auch die Abgeordneten der Nationalversammlung und stimmen über zwei Volksentscheide zu Ölförderung im Yasuní-Nationalpark im Amazonasgebiet und dem Bergbau in den Nebelwäldern des Chocó Andino ab. Erreicht bei der Präsidentenwahl keiner der Kandidaten die absolute Mehrheit oder mindestens 40 Prozent der Stimmen mit zehn Prozentpunkten Vorsprung auf den Zweitplatzierten, kommt es am 15. Oktober zur Stichwahl. Die jüngsten Umfragen deuteten darauf hin, dass sich kein Kandidat direkt in der ersten Runde durchsetzen kann.

Am Mittwoch vergangener Woche war der Oppositionskandidat Fernando Villavicencio nach einer Wahlkampfveranstaltung in der Hauptstadt Quito erschossen worden. Die Regierung des südamerikanischen Landes machte das organisierte Verbrechen für die Tat verantwortlich. Ecuador dient als Transitland für Kokain, mehrere Verbrechersyndikate kämpfen um die Kontrolle der Schmuggelrouten. Villavicencio hatte angekündigt, hart gegen Korruption und Kriminalität durchzugreifen. Seine Partei Construye (“Baue”) präsentierte den Journalisten Christian Zurita als neuen Kandidaten.

Zurita hat indes nach eigenen Angaben Todesdrohungen in den Onlinenetzwerken erhalten. “Die Drohungen gegen mein Leben und mein Team werden uns nicht aufhalten, aber sie zwingen uns zu stärkeren Sicherheitsvorkehrungen”, schrieb Zurita auf Twitter (X). Seine Partei Construye habe die Behörden und Wahlbeobachter informiert.

“Die Ecuadorianer werden mit drei Gefühlen wählen: Angst vor der Unsicherheit, Pessimismus hinsichtlich der wirtschaftlichen Situation und Misstrauen gegenüber der politischen Klasse”, sagte der Politologe Santiago Cahuasquí von der Internationalen Universität SEK der Nachrichtenagentur AFP.

Die vorgezogenen Präsidenten- und Parlamentswahlen waren notwendig geworden, weil der konservative Staatschef Guillermo Lasso inmitten eines Amtsenthebungsverfahrens wegen mutmaßlicher Unterschlagung gegen ihn die Nationalversammlung aufgelöst hatte.