Von: mk
Bozen – Auch Bozen stöhnt unter den Touristenmassen. Stadtrat Claudio Della Ratta lieferte die Daten: 2024 verzeichnete die Stadt Bozen 429.151 Touristenankünfte (ein Plus von mehr als zehn Prozent zum Vorjahr) sowie 945.745 Nächtigungen (ein Plus von acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Das sind Rekordwerte, mit denen Bozen – laut Demoskopia 2025 – auf Rang drei der am stärksten von den Touristenmassen überlaufenen Städte Italiens liegt, hinter Rimini und Venedig, vor Florenz, Rom und Mailand.
„Dieser statistische Wert manifestiert sich immer öfter als Verkehrskollaps an den Stadt-Zufahrten, überfüllten Parkplätzen, Parksuchverkehr, dem Menschengedränge in wenigen Straßen des Stadtzentrums, die überfüllten Restaurants. Dazu kommt noch die Invasion der ratternden Rollkoffer mit Ziel AirBNBs im Stadtzentrum. Und in wenigen Monaten bringt der nächste Weihnachtsmarkt der Stadt wieder Besuchermassen – wobei sich dieser Ausnahmezustand schon langsam auf das ganze Jahr ausweitet“, der grüne Gemeinderat Rudi Benedikter in einer Aussendung.
Offenbar hat Bürgermeister Claudio Corrarati das Problem in seinem Ausmaß erkannt. „Wenn wir nicht früh gegensteuern, wird Bozen regelrecht lahmgelegt“, erklärte der Bürgermeister. Auch hds-Präsident Philip Moser betrachtet „ein Besuchermanagement durch Reservierungspflicht oder Besucherobergrenzen als dringend notwendig“.
„Doch da ‚die Touristen‘ nicht als Einzelpersonen von Beschränkungen und Verboten erfasst werden können, muss das ‚Gegensteuern‘ bei der Masse an Touristen an sich ansetzen, beim Phänomen Überfüllung an sich, und dabei das Problem an der Wurzel packen“, erklärt Benedikter. Daher fordern die Grünen im Bozner Gemeinderat den Bürgermeister und den Stadtrat auf, in Zusammenarbeit mit dem Verkehrsamt ein Maßnahmenpaket zu schnüren, das sofort umsetzbare Initiativen enthalten soll:
1. Moratorium aller offiziellen Tourismuswerbung für die Stadt durch Verkehrsamt und IDM (die private und die inoffizielle in den sozialen Medien wuchert ohnehin immer stärker);
2. Parkleitsystem: In das Parkleitsystem, zu den beiden traditionellen peripheren Parkplätzen „Messe“ und „Siberia“, auch weitere Parkplätze und Tiefgaragen wie Pfarrhof, Stadthalle, Hadriansplatz, Landesgericht, Duca d’ Aosta Straße einbeziehen und – wo nötig – die SASA-Linien anpassen.
3. Anmeldesystem für Touristenbusse, die ein „Zeitfenster“ für den Innenstadtbesuch vorbuchen müssen (Beispiel Salzburg) und Besucherlimits für die städtischen Touristen-Hotspots (Beispiel Ötzi-Museum).
„Eine Maus ist süß, viele Mäuse sind ekelhaft“, zitiert Benedikter Andrea Roedig (Deutschlandfunk Kultur 25.08.2024) zum Phänomen Overtourismus.
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