Von: APA/Reuters/dpa
Nach dem tödlichen Anschlag auf den rechtskonservativen US-Influencer Charlie Kirk in Utah suchen die Ermittler unter Hochdruck nach dem flüchtigen Schützen. Die mutmaßliche Tatwaffe – ein Repetiergewehr – sei inzwischen in einem nahe gelegenen Waldstück sichergestellt worden, sagte der zuständige FBI-Agent Robert Bohls am Donnerstag. Der mutmaßliche Täter sei anschließend vom Dach eines Gebäudes gesprungen und in ein angrenzendes Wohngebiet geflohen.
Dem Beauftragten für öffentliche Sicherheit in Utah, Beau Mason, zufolge ist der mutmaßliche Schütze im College-Alter und fügte sich unauffällig in das Umfeld der Utah Valley University ein. Zwei festgenommene Personen wurden wieder freigelassen und galten nicht als tatverdächtig.
Inzwischen hat das FBI Fotos einer Person veröffentlicht, die für die Ermittlungen von Interesse sei. Man erhoffe sich Hinweise der Öffentlichkeit bei der Identifizierung, hieß es in dem Aufruf. Unklar war zunächst, in welchem Zusammenhang die Person mit dem tödlichen Schuss auf Kirk stehen könnte. Kurz darauf teilte die Bundespolizei zudem mit, dass sie eine Belohnung von bis zu 100.000 US-Dollar (rund 85.000 Euro) für Hinweise aussetze, die zur Identifizierung oder Festnahme von einem oder mehreren möglichen Verantwortlichen führen.
Präsident Donald Trump kündigte an, Kirk posthum die Freiheitsmedaille des Präsidenten zu verleihen, die höchste zivile Auszeichnung der USA. Vizepräsident JD Vance sagte eine Reise nach New York ab, um stattdessen Kirks Familie zu besuchen. Führende Politiker beider Parteien verurteilten zwar die Gewalt. Allerdings offenbarte das Attentat die tiefe politische Spaltung des Landes: Als die Abgeordneten im Repräsentantenhaus der Tat gedachten, kam es zu einem Tumult, nachdem einige Demokraten fragten, warum Morde an weniger prominenten Personen nicht die gleiche Aufmerksamkeit erhielten.
Wichtiger Vertreter der MAGA-Bewegung
Der 31-jährige Kirk war am Mittwoch bei einer Veranstaltung vor rund 3.000 Menschen an der Universität in dem konservativen Bundesstaat mit einem einzigen Schuss getötet worden. Den Ermittlern zufolge war der Täter wenige Minuten vor Beginn der Veranstaltung auf dem Campus eingetroffen und auf ein nahe gelegenes Dach gestiegen. Kirk, ein entschiedener Verfechter des Rechts auf Waffenbesitz, beantwortete gerade eine Frage aus dem Publikum zu Massenerschießungen, als ihn die Kugel in den Hals traf. Aufnahmen des Vorfalls zeigten, wie Zuschauer in Panik flohen.
Kirk galt als einflussreicher konservativer Aktivist und enger Verbündeter von Trump. Millionen folgten seinen Social-Media-Kanälen und Podcasts. Er ging häufig öffentlich in Rededuelle und war rhetorisch versiert. Kirk richtete sich an ein jüngeres Publikum und gründete 2012 die Jugendaktivistenorganisation Turning Point USA, die an vielen Highschools und Hochschulen aktiv ist. Er wollte in den nächsten Wochen an vielen weiteren Unis auftreten – unter dem Motto “American Comeback”.
Er hinterlässt eine Frau und zwei kleine Kinder. Der Anschlag reiht sich ein in eine Welle politischer Gewalt in den USA. Einem Experten der University of Maryland zufolge gab es im ersten Halbjahr 2025 rund 150 politisch motivierte Anschläge, fast doppelt so viele wie im Vorjahreszeitraum. “Ich denke, wir befinden uns gerade in einer sehr, sehr gefährlichen Lage”, warnte der Forscher Mike Jensen. Trump selbst hat zwei Attentatsversuche überlebt.
Trump trauert und kritisiert
Welche Bedeutung ihm im Machtzentrum Washingtons zugeschrieben wird, wird nach seinem Tod deutlich. US-Präsident Donald Trump selbst war es, der den Tod Kirks nach dem Schuss bekanntmachte. US-Vizepräsident JD Vance bezeichnete Kirk als “wahren Freund”. Trump ließ die Flaggen am Weißen Haus und Botschaften weltweit auf halbmast setzen. Danach folgte eine Ansprache direkt aus dem Oval Office aus dem Weißen Haus an “alle Amerikaner”, in der er Kritik an “radikalen Linken” äußert, die seiner Darstellung nach Amerikaner wie Kirk mit “Nazis und den schlimmsten Massenmördern und Verbrechern der Welt” verglichen hätten.
“Diese Art von Rhetorik ist direkt verantwortlich für den Terrorismus, den wir heute in unserem Land erleben, und sie muss sofort aufhören”, so Trump. Seine Regierung werde jeden finden, der zu dieser Gräueltat und zu anderer politischer Gewalt beigetragen habe. Nicht nur Republikaner äußerten sich bestürzt über Kirks Tod, auch Demokraten verurteilten die Tat, darunter Ex-Präsident Joe Biden.
Vizepräsident JD Vance wollte am Donnerstag nach Utah reisen, um dort Kirks Angehörige zu treffen. Vance breche nach einer Gedenkzeremonie zum 24. Jahrestag der Terroranschläge vom 11. September 2001 in New York in Utahs Hauptstadt Salt Lake City auf, hieß es von einer mit den Vorgängen vertrauten Quelle. Der US-Vizepräsident wird den Angaben zufolge von seiner Frau Usha Vance begleitet. Das Paar werde Salt Lake City besuchen, “um der Familie von Charlie Kirk seinen Respekt zu erweisen”, hieß es weiter.
FPÖ-Europaabgeordneter Harald Vilimsky scheiterte mit einer Initiative, dass Kirk auch im Europaparlament gedacht wird. Dass eine Gedenkminute von der Europäischen Volkspartei (EVP) und Parlamentspräsidentin Roberta Metsola “verweigert” worden sei, sei “ein Schlag ins Gesicht all jener, die an die Grundwerte der Demokratie glauben”, so Vilimsky in einer Aussendung. “Während für den Kriminellen George Floyd im Europäischen Parlament 2020 sehr wohl eine Schweigeminute abgehalten wurde, wird Charlie Kirk diese Ehre verweigert, obwohl er durch seine Aktion des Dialogs und des Miteinanderredens eher verbinden als spalten wollte”, kritisierte Vilimsky die “offensichtliche Doppelmoral” im Europaparlament.
Kirk während Gespräch zu Waffengewalt getroffen
Kirk sprach am Mittwoch zu Mittag auf dem Campus der Utah Valley Universität in Orem südlich der Hauptstadt Utahs, Salt Lake City, als auf ihn geschossen wurde. Er trat bei einer Veranstaltung im Freien auf und saß unter einem schattenspendenden Zelt. Kirk hatte ein großes Publikum – entsprechend viele Menschen wurden Zeugen von dem Angriff.
Auf Videos, die vor dem Angriff aufgenommen und in sozialen Medien veröffentlicht wurden, ist zu hören, dass Kirk Fragen zu Waffengewalt in den USA gestellt werden, kurz bevor er selbst von dem Schuss getroffen wird. Es wird vermutet, dass der Schütze von einem nahe gelegenen Dach geschossen hat. Das FBI teilte mit, man habe Videomaterial, wie der mutmaßliche Schütze danach von einem Gebäude sprang.
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