Trotz Erfüllung der Kriterien kein Zugang zum Dienst

Eltern beschweren sich: „Ungerechtfertigte Absagen für Notbetreuungsdienst“

Mittwoch, 27. Mai 2020 | 19:41 Uhr

Bozen – Am 18. Mai 2020 ist der Notbetreuungsdienst für einige Kinder in den deutschen und ladinischen Kindergärten und Schulen gestartet. Die Eltern konnten ihre Kinder am 13. Mai für den Dienst anmelden. Seither habe die Elterninitiative Südtirol zahlreiche E-Mails erhalten, in denen Eltern ihren Unmut und ihr Unverständnis beklagen, da sie eine Absage für den Notbetreuungsdienst erhalten hätten, obwohl sie den Kriterien entsprechen würden, hießt es in einer Aussendung.

Vor allem zahlreiche Eltern, die teilweise im Homeoffice (z.B. drei Tage vormittags im Büro und zwei Tage Homeoffice) arbeiten, hätten eine Absage erhalten – aber nicht nur.

„Dabei schrieb der Landesrat Philipp Achammer klar und deutlich auf seiner Facebook Seite: ‚Nein, es ist keine Voraussetzung, dass die Antragsteller ununterbrochen von Montag bis Freitag vormittags arbeiten, um Zugang zum Dienst zu haben – es genügen auch nur einige Tage.‘ Demnach sind diese Absagen ungerechtfertigt und die Kinder hätten für den Dienst aufgenommen werden müssen“, erklärt die Elterninitiative.

Die Initiative hat sämtliche Beispiele gesammelt und gemeinsam mit der Allianz für Familie ein Dokument erarbeitet, das am Montag, den 18 Mai dem Landesrat zugestellt wurde, auch mit der Bitte um Weiterleitung an die Kommissionen, sodass diese Eltern womöglich erneut kontaktiert werden und die Kinder nachgemeldet werden können. „Das Problem wurde dem Landesrat auch in einem Online-Meeting geschildert. Leider wurden die Eltern weder kontaktiert, noch die Kinder nachträglich zum Dienst zugelassen“, bedauert die Elterninitiative.

Übergabe der Onlinepetition

Die Petition, die in kurzer Zeit über 7.000 Unterschriften gesammelt hat, wurde heute den Adressatinnen und Adressaten übergeben. Über 7.000 Südtirolerinnen und Südtiroler sind überzeugt: Ohne Kinderbetreuung kann man nicht arbeiten. Seit dem 26.04.2020 haben 7.210 Personen die Petition, lanciert von der Elterninitiative sowie der Initiative für Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Südtirol, unterschrieben, die heute den Adressaten, unter anderem den zuständigen Landesräten Waltraud Deeg und Philipp Achammer, übergeben wird.

Was hat sich aber in der Zwischenzeit konkret getan? Die Initiatorinnen ziehen Bilanz: Ein Notbetreuungsdienst wurde mit 18. Mai endlich auf die Beine gestellt. „Während die Kleinkindbetreuung in Anbetracht der Lage vielerorts gut zu funktionieren scheint, ist die Situation in Kindergarten und Grundschule jedoch eine völlig andere: Aufgrund der einschränkenden Zulassungskriterien werden nur sehr wenige Kinder betreut. Eltern, die von zu Hause arbeiten können (oder könnten) oder deren Arbeitszeiten sich nicht mit den sehr knappen Betreuungszeiten decken, wurden von der Notbetreuung ausgeschlossen. Der Notdienst bleibt zudem nur bis Schulende aufrecht, dann müssen sich die Eltern wieder neu organisieren“, kritisiert die Elterninitiative.

Auch die vielen Eltern, die von zu Hause oder zu anderen Zeiten als am Vormittag arbeiten, bräuchten dringend Unterstützung. Zudem sei auch die Kontinuität beim Personal in dieser Notbetreuung vielfach nicht gegeben, was nicht der geforderten kindgerechten Betreuung entspreche.

Der zweiten Forderung einer zusätzlichen Sonderelternzeit sei die Politik ebenfalls kaum nachgekommen, auf lokaler Ebene habe sich in diesem Bereich noch überhaupt nichts getan. „Die Elternzeit wurde zwar auf insgesamt 30 Tage aufgestockt, aber wie soll man mit 30 Tagen fünf Monate abdecken?“, klagen die Initiatorinnen. Die Elternzeit werde zudem nur zu 50 Prozent, und nicht zu 80 Prozent vergütet, wie die Petition eigentlich gefordert hatte.

Einfacher, unbürokratischer und leistbarer Zugang zu individuellen Lösungen wie Babysittingdiensten war die dritte der Forderungen der Petition. „Auch hier hat sich so gut wie gar nichts getan: Es ist aufgrund der einschränkenden Kriterien nach wie vor sehr schwierig, geeignete Personen zu finden. Eine Anstellung über das sogenannte libretto famiglia, Voraussetzung für die Nutzung des Babysitterbonus, ist für viele Familien daher keine geeignete Möglichkeit, die Kinderbetreuung organisieren und bezahlen zu können. Wir fordern, auch im Hinblick auf den Herbst, dass die Politik einen interdisziplinären Krisenstab einrichtet, in welchem Expertinnen und Experten aus dem Bereich Familie, ein kind- und familiengerechtes Betreuungskonzept erarbeitet, und das so schnell wie möglich. Es kann nicht sein, dass die Wirtschaft hochgefahren wird und dabei die Probleme der Eltern und Kinder dauernd das Nachsehen haben“, so die Initiatoren der Initiative.

Link der Petition: https://www.change.org/ohne-Kinderbetreuung-nicht-arbeiten

Von: mk

Bezirk: Bozen