Von: ka
St. Leonhard in Passeier/Basel (CH) – Als seine Mutter ihn darauf aufmerksam machte, dass das Fünf-Sterne-Luxushotel Andreus Resorts in St. Leonhard in Passeier einen „Tester” für seine neu errichteten Luxusvillen suchte, bewarb sich auch der 41-jährige Südtiroler Arzt Alexander Lunger.
Wie der Corriere dell’Alto Adige berichtet, machte sich Lunger, der in Basel als plastischer Chirurg tätig ist, keine großen Hoffnungen. Als er den Zuschlag bekam, nahm er den Auftrag, eventuelle Mängel aufzudecken und Verbesserungen vorzuschlagen, dankend an. „Die Villen sind top, aber am älteren Teil des Hotels sind einige Verbesserungen vorzunehmen”, lautet das Fazit des Mediziners.
Das Fünf-Sterne-Luxushotel Andreus Resorts im Passeiertal suchte einen „Non-Mystery-Guest“. Gesucht wurde also ein Gast, der die neuen, luxuriösen Sky Villas kostenlos testet, seine Meinung ungefiltert kundtut, bereit ist, die versprochene Entspannung zu genießen, aber auch Kritik zu üben und neue Lösungen vorzuschlagen. Fündig wurden die jungen Inhaber des Hotels schließlich in der Schweiz, wo ein Südtiroler Arzt ohne große Ambitionen und Hoffnungen auf die Initiative aufmerksam geworden war. „Meine Mutter hat mich auf die Initiative aufmerksam gemacht”, erzählt Alexander Lunger. Sein Vater und sein Bruder, die ebenfalls Ärzte sind, begleiteten ihn bei diesem „Test“, der so authentisch und ehrlich wie möglich sein sollte.
Was als originelle Marketingkampagne begann, entpuppte sich für Alexander Lunger und seine beiden Begleiter als Reise zu den eigenen Wurzeln. Seine Mutter, die in den vergangenen Jahren mehrmals im Andreus übernachtet hatte und den Newsletter mit dem Aufruf „Tester für die Sky Villa gesucht” erhalten hatte, schlug ihm vor, sich als „Tester” für die neu errichteten Sky Villen, die ab 2.350 Euro pro Nacht angeboten werden, zu bewerben.
„Ich hätte nicht gedacht, dass sie mich auswählen würden”, gibt der Chirurg dem Corriere gegenüber zu und erzählt, dass er sich „mit einer einfachen E-Mail und einer Nachricht über Instagram beworben hat, ohne Erfahrungen als Influencer oder Weltenbummler vorweisen zu können”.
Seine Bewerbung sagte den Hotelinhabern, der Familie Fink, wahrscheinlich zu, weil sie sehr authentisch wirkte. Alexander Lunger präsentierte sich als Südtiroler, der zwar aus beruflichen Gründen im Ausland lebt, seine Heimat aber liebt und daher jede Gelegenheit nutzt, um nach Hause zurückzukehren. Vermutlich waren es genau diese Ehrlichkeit, seine Zweisprachigkeit und seine berufliche Erfolgsgeschichte fern der Heimat, die den Ausschlag gaben, dass der 41-jährige Auslandssüdtiroler der perfekte Tester ist, um die Vorzüge der Sky Villen herauszustellen, aber auch eventuelle kritische Punkte der neuen, gerade eingeweihten Luxusvillen aufzudecken.
Alexander Lunger verbrachte ein luxuriöses „Männerwochenende“ mit seinem 75-jährigen Vater Josef und seinem Bruder Fabian. Der „Test” erwies sich als wunderbare Gelegenheit, die Heimat wiederzuentdecken und die familiäre Harmonie zu stärken. Die Sky Villa, eine 190 Quadratmeter große Oase mit einer 90 Quadratmeter großen privaten Terrasse, einem beheizten Pool, einer Sauna und einem Whirlpool, übertraf laut dem 41-jährigen Arzt alle Erwartungen.
Am meisten beeindruckten ihn nicht der Luxus, sondern die Privatsphäre und die Unabhängigkeit seiner Sky Villa. Insbesondere die Möglichkeit, den Wellnessbereich der Villa jederzeit nutzen zu können und damit die Öffnungs- und Schließzeiten der Gemeinschaftsbereiche zu ignorieren, gefiel Alexander Lunger.
„Eine gewisse Autonomie zu haben, trotz der Eingebundenheit im Hotel, ist der wahre Pluspunkt dieser Villen“, betont er und sieht im Erhalt der Privatsphäre den eigentlichen Mehrwert. Dazu kamen überraschende Momente und Erfahrungen. „Mein Bruder und ich konnten unseren 75-jährigen Vater überzeugen, zum ersten Mal mit uns ins Fitnessstudio und in die Sauna zu gehen. Das war eine Leistung und ein kleiner Sieg für uns. Wir hoffen, dass er dabei bleibt, denn es schien uns, als würde ihm das Gewichtheben und Bankdrücken gefallen“, freut sich der 41-Jährige.
Seine Aufgabe bestand jedoch nicht nur darin, die Vorteile der Sky Villen zu erwähnen, sondern auch darin, eventuelle Mängel aufzuzeigen. Diesem Auftrag kam er zur Zufriedenheit der Familie Fink nach. So bemerkte der Tester beispielsweise, dass das Hotel im Laufe seines zehnjährigen Wachstums zu einem „Labyrinth aus Fluren und Aufzügen“ geworden sei. Der Einrichtungsstil sei teilweise chaotisch und es gebe zu viele Dekorationsgegenstände, die nicht zum entspannenden Minimalismus der schlicht und klar gestalteten Sky Villa passen.
Lunger zögerte auch nicht, auf eine kuriose Unstimmigkeit hinzuweisen: Eine „Panorama-Sauna”, von der aus man aufgrund eines späteren Anbaus keinen Ausblick mehr genießen kann, verdiene diese Bezeichnung nicht mehr. Seine kleinen Vorschläge wurden von den Eigentümern mit großer Aufmerksamkeit aufgenommen, was zeigt, wie ernst Alexander seine Aufgabe nimmt. Die drei Männer „schätzten die Qualität des Essens, die große Auswahl an lokalen Produkten und den ausgezeichneten Service“, den sie auf die Probe stellten, indem sie jedes Mal verschiedene Gerichte bestellten, um sie alle zu probieren.
Der Aufenthalt bot auch Gelegenheit, mit der Familie Fink über weitere Themen zu sprechen. „Mit der jungen Generation der Eigentümer haben wir über die Abwanderung von Fachkräften gesprochen. Das ist ein Thema, das uns sehr nahegeht, denn sowohl ich als auch mein Vater und meine Brüder, die alle Ärzte sind, mussten Südtirol verlassen, um uns beruflich zu verwirklichen“, erzählte der Chirurg.
Glücklicherweise hat der Erfolg des Tourismus- und Gastronomiesektors in Südtirol nicht mit den Schwierigkeiten anderer Branchen zu kämpfen, in denen junge Menschen „gezwungen“ sind, ihr Glück anderswo zu suchen. Dieser Widerspruch stimmt ihn traurig und bewegt ihn dazu, so oft wie möglich in seine Heimat zurückzukehren.
Alexander Lunger gilt als gutaussehend. Er ist sich aber bewusst, dass das Bild eines fitten plastischen Chirurgen in den sozialen Medien auch Kritik hervorrufen kann. „Ich habe mich aus Spaß an der Initiative beteiligt, aber ich bin auch ein wenig stolz darauf, für die Vorzüge meiner Heimat zu werben“, erklärt der 41-Jährige.
„Ich weiß, dass die optische Erscheinung bei der Entscheidung der Eigentümer von Andreus eine wichtige Rolle gespielt haben mag, aber das ist in jedem Bereich so, vom Marketing bis hin zu dem Bild, das andere von uns haben. Ich glaube, ich habe dem Hotel und vielleicht auch dem Krankenhaus, für das ich arbeite, einen guten Dienst erwiesen. Schließlich repräsentiere ich einen gesunden Mann, der mit seiner Familie die Natur in einer wunderschönen Gegend genießt. Was könnte ich als Arzt Besseres empfehlen?“, sagt Alexander Lunger überzeugt.
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