Von: APA/Reuters/dpa
Einen Tag nach dem Attentat auf demokratische Politiker im US-Bundesstaat Minnesota läuft die Fahndung nach dem Täter auf Hochtouren. Die Polizei sucht nach Vance Luther B. Die US-Senatorin Amy Klobuchar aus Minnesota sagte am Sonntag, es werde vermutet, dass er sich noch in der Region aufhalte. Der 57-Jährige stand in Verbindung zu evangelikalen Gruppen und behauptete, ein Sicherheitsexperte mit Erfahrung im Gazastreifen und in Afrika zu sein.
Das geht aus Postings im Internet hervor, die von Reuters überprüft wurden. Nach Angaben von Klobuchar hatte der Mann auch Kontakte zu radikalen Abtreibungsgegnern. “Er hält sich irgendwo in der Gegend auf”, sagte die Demokratin dem Sender NBC News über den flüchtigen Tatverdächtigen. Auch im benachbarten South Dakota sei eine Warnung herausgegeben worden. “Hier sind gerade alle angespannt, denn wir wissen: Dieser Mann würde im Bruchteil einer Sekunde töten”, sagte Klobuchar. Der Verdächtige sei “offensichtlich nicht zurechnungsfähig”.
Schütze hatte Liste mit Dutzenden Demokraten
ABC News berichtete unter Berufung auf Strafverfolgungsbehörden, dass auf der in dem Wagen des Schützen gefundenen Liste Dutzende Demokraten aus Minnesota als Anschlagsziele standen. Er hatte am Samstag eine Regionalabgeordnete und deren Ehemann getötet und einen weiteren Regionalabgeordneten und dessen Ehefrau schwer verletzt. Die Behörden gehen von einem “politisch motivierten Attentat” aus.
Nach bisherigen Erkenntnissen schoss der 57-Jährige gegen 02.00 Uhr Früh mehrere Male auf den regionalen Senator John Hoffman und dessen Ehefrau in deren Anwesen. Ein Wachtmeister verständigte die Polizei, die zum Haus der Abgeordneten Melissa Hortman fuhr. Der Täter hatte sie und ihren Ehemann allerdings schon erschossen. Der Bewaffnete schoss sofort auf die beiden Polizisten, als diese sich dem Haus der Hortmans näherten. Diese erwiderten das Feuer, der Täter ist seitdem flüchtig.
Der Verdächtige hinterließ vor Hortmans Haus in einem Vorort von Minneapolis ein Fahrzeug, das einem Polizei-Geländewagen ähnelt. Darin befand sich ein “Manifest” und eine Liste mit Anschlagszielen. Das FBI veröffentlichte Fotos des Verdächtigen, der eine Gummimaske und eine polizeiähnliche Uniform trug.
Es besteht die Sorge, dass weitere Menschen in Gefahr sein könnten. Zugleich ist erneut eine Debatte über politisch motivierte Gewalt in den USA entbrannt. “Es ist furchtbar, dass sich Staatsbedienstete auf so konkrete und beängstigende Weise um ihre persönliche Sicherheit sorgen müssen”, sagte die demokratische US-Senatorin für Minnesota, Tina Smith, in einem Interview mit dem Sender NPR.
Smith ist eine von mehreren Amtsträgerinnen und Amtsträgern auf der Liste, die Einsatzkräfte neben einer größeren Menge Munition und einer zum Vatertag adressierten Grußkarte im Fahrzeug des mutmaßlichen Täters gefunden hatten. Laut dem US-Sender CNN standen auf der Liste unter anderem Politiker aus Minnesota und anderen Bundesstaaten sowie Befürworter des Rechts auf Abtreibung. Die Behörden gehen deshalb davon aus, dass möglicherweise weitere Menschen bedroht sein könnten.
Das zu wissen, habe sie auf jeden Fall beunruhigt, sagte Senatorin Smith. Sie habe ihre Parteikollegen Hortman und Hoffman noch Stunden vor den Angriffen bei einem Festessen gesehen. “Es ist einfach schwer zu glauben, dass das vergangene Nacht passiert ist.”
Trump verurteilte Tat
Ähnlich äußerten sich etliche andere Politiker – Demokraten wie Republikaner. US-Präsident Donald Trump verurteilte die Tat in Minnesota scharf und sprach von einem “gezielten Angriff auf Staatsbedienstete”. Er kündigte an, alle Beteiligten “mit der vollen Härte des Gesetzes” verfolgen zu lassen. Sein demokratischer Amtsvorgänger Joe Biden rief auf der Plattform X zu Geschlossenheit gegen politisch motivierte Gewalt auf. Hass und Extremismus dürften in den USA keinen Platz finden.
Die Bevölkerung wurde bei der Fahndung um Mithilfe gebeten. Die Bundespolizei FBI setzte eine Belohnung von bis zu 50.000 US-Dollar (43.432,94 Euro) für Hinweise aus.
Ein Freund des Verdächtigen sagte dem US-Sender CNN unter Tränen, er habe ihn als “liebevollen, fürsorglichen Kerl” erlebt. Er wisse auch nicht, warum er das getan habe. Ob der mutmaßliche Täter allein handelte, ist bisher unklar.
Verdächtiger schickte Freunden nach der Tat eine Nachricht
Nach der Tat habe der Verdächtige ihm und einem weiteren Freund eine Nachricht geschickt, berichtet die Zeitung “Minnesota Star Tribune”. Darin hieß es demnach: “Ich bin vielleicht bald tot, also möchte ich euch nur wissen lassen, dass ich euch beide liebe und wünschte, es wäre nicht so gekommen.”
Der Verdächtige soll ein evangelikaler Christ sein, berichtet CNN. Er habe in der Vergangenheit Missionsarbeit im Ausland gemacht und auch lokale politische Ämter innegehabt, schrieben US-Medien nach Auswertung seiner Online-Profile und verschiedener Dokumente. Demzufolge soll er in einem Gremium mit dem angeschossenen Hoffman gesessen haben. Ob die beiden sich kannten, war zunächst unklar. In Afrika habe der Verdächtige versucht, Islamisten zum Christentum zu bekehren, schrieb die “Washington Post”. Auch zu LGBTQ-Rechten äußerte er sich laut CNN kritisch.
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