UNO-Mitarbeiter inspizieren angegriffenes Fahrzeug

“Fehler” – Israel übernahm Verantwortung für Tod von Helfern

Mittwoch, 03. April 2024 | 12:44 Uhr

Der israelische Generalstabschef Herzi Halevi hat den Tod von Mitarbeitern der US-Hilfsorganisation World Central Kitchen (WCK) im Gazastreifen durch einen israelischen Luftschlag einen “schweren Fehler” genannt und sein Bedauern ausgedrückt. “Der Angriff wurde nicht in der Absicht durchgeführt, den WCK-Helfern zu schaden”, sagte er in der Nacht auf Mittwoch. Laut der Zeitung “Haaretz” handelten die beteiligten Soldaten eigenmächtig und gegen Anweisungen und Regeln.

“Es war ein Fehler, der auf eine falsche Identifizierung folgte – in der Nacht in einem Krieg unter sehr komplexen Bedingungen. Das hätte nicht passieren dürfen”, sagte Halevi in einer Videostellungnahme. “Dieser Vorfall war ein schwerer Fehler”, sagte er. Das habe eine vorläufige Untersuchung ergeben. Nähere Einzelheiten nannte er nicht.

Ein unabhängiges Gremium werde den Vorfall gründlich untersuchen und “in den nächsten Tagen abschließen”, fuhr der israelische Generalstabschef weiter fort. Die Armee werde aus den Schlussfolgerungen lernen “und sie sofort umsetzen”, sagte Halevi. Die Armee nehme “aus tiefstem Herzen” Anteil an der Trauer der Angehörigen und der Hilfsorganisation.

Wie “Haaretz” unter Berufung auf Militärkreise berichtete, hätten an dem Vorfall beteiligte Kommandanten und Streitkräfte gegen Anweisungen und Regeln gehandelt. Koordinierungsprobleme zwischen der Armee und der Hilfsorganisation World Central Kitchen seien dagegen nicht der Grund für den tödlichen Angriff gewesen. Ein israelischer Armeesprecher sagte auf Anfrage, man prüfe die Berichte.

World Central Kitchen hatte am Vortag den Tod von sieben Mitarbeitern im Gazastreifen bestätigt. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanyahu sprach in einer Videobotschaft von einem “tragischen Fall eines unabsichtlichen Treffers unserer Streitkräfte gegen Unschuldige im Gazastreifen”. Man prüfe den Vorfall und werde alles tun, damit sich Derartiges nicht wiederhole.

Der Tod der ausländischen Helfer im Gazastreifen bei dem israelischen Luftangriff stellt Medienberichten zufolge die weitere Versorgung der Palästinenser in dem Kriegsgebiet infrage. “Jeder fühlt sich jetzt bedroht”, zitierte die “New York Times” am Dienstag (Ortszeit) Michael Capponi, Gründer der Hilfsorganisation Global Empowerment Mission. Es müsse der internationalen Gemeinschaft von Nichtregierungsorganisationen “garantiert werden, dass wir bei unserer Arbeit, die so wichtig ist, sicher sind”, forderte Capponi.

Israel riskiere, am Ende ohne Partner für die Bereitstellung und Lieferung humanitärer Hilfe in den Gazastreifen dazustehen, zitierte die “Times of Israel” einen Beamten der US-Regierung. Tess Ingram, Sprecherin des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen (UNICEF), sagte der Zeitung “New York Times”, sie hoffe, dass der Tod der Mitarbeiter von WCK im Gazastreifen “die Welt dazu bringen wird, zu erkennen, dass das, was hier passiert, nicht in Ordnung ist”. “Die Nachricht von dem Angriff ist entsetzlich – ein wahr gewordener Albtraum für uns”, sagte Soraya Ali, Sprecherin der Organisation Save the Children, der US-Zeitung.

Auch die US-Regierung hatte empört auf den Tod der Helfer von World Central Kitchen reagiert und von Israel eindringlich Aufklärung gefordert. “Mehr als 200 Mitarbeiter von Hilfsorganisationen wurden in diesem Konflikt getötet, der damit zu einem der schlimmsten Konflikte für Mitarbeiter von Hilfsorganisationen in der jüngeren Geschichte zählt”, sagte der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrates, John Kirby, am Dienstag.

US-Präsident Joe Biden machte dem Verbündeten Israel anschließend schwere Vorhaltungen. “Das ist kein Einzelfall”, beklagte Biden am Dienstagabend (Ortszeit) in einer schriftlichen Stellungnahme. “Dieser Konflikt ist einer der schlimmsten in jüngerer Zeit, was die Zahl der getöteten Mitarbeiter von Hilfsorganisationen angeht.” Der Demokrat kritisierte wörtlich: “Israel hat nicht genug getan, um die Helfer zu schützen, die versuchen, die Zivilbevölkerung mit dringend benötigter Hilfe zu versorgen.”

Der Vorfall löste auch Spannungen zwischen Polen und Israel aus. Ministerpräsident Donald Tusk kritisierte am Mittwoch den israelischen Premier Netanyahu und Israels Botschafter in Warschau, Jakov Livne. “Heute stellen Sie diese Solidarität auf eine harte Probe. Der tragische Angriff auf Ehrenamtliche und Ihre (Netanyahus) Reaktion darauf lösen verständlicherweise Wut aus”, schrieb Tusk auf X. Netanyahu hatte den Angriff, bei dem auch ein polnischer WCK-Mitarbeiter starb, mit den Worten kommentiert: “So etwas passiert im Krieg.”

Der australische Premierminister Anthony Albanese brachte Netanyahu in einem Telefongespräch persönlich “Australiens Wut und Besorgnis” über den Tod der sieben Helfer zum Ausdruck. Dies sagte Albanese auf einer Pressekonferenz. Unter den getöteten zivilen Helfern war eine australische junge Frau.

In komplexen Konfliktgebieten wie dem Gazastreifen teilten die Vereinten Nationen und andere Hilfsorganisationen den Kriegsparteien freiwillig die Koordinaten ihrer Büros, Lagerhäuser und anderer Einrichtungen mit, um zu vermeiden, dass sie versehentlich getroffen werden, schrieb das “Wall Street Journal”. Einsätze im nördlichen Gazastreifen, der als besonders risikoreich gilt, müssten von der für die Koordinierung von Hilfe zuständigen israelischen Militärbehörde COGAT genehmigt werden. Die meisten Anträge würden abgelehnt. Dennoch seien bereits mehrfach Hilfskonvois in Gaza angegriffen worden, hieß es. Es sei nicht klar, warum der sogenannte “Deconfliction”-Mechanismus wiederholt versagt habe, um die Sicherheit der Helfer zu gewährleisten, schrieb die US-Zeitung weiter.

Die von der Terrororganisation Hamas kontrollierte Gesundheitsbehörde im Gazastreifen gab indes eine neue Opferbilanz bekannt. Wie es am Mittwoch hieß, wurden seit Kriegsbeginn 32.975 Palästinenser getötet. Zudem gebe es 75.577 Verletzte.

Von: APA/dpa/Reuters

Kommentare

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13 Kommentare auf "“Fehler” – Israel übernahm Verantwortung für Tod von Helfern"


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Universalgelehrter
27 Tage 16 h

Biden muss seine ambivalente Haltung Israel gegenüber langsam überdenken. Zeitgleich mit der Lebensmittelhilfe aus der Luft lieferte die USA “in aller Stille“ Bomben und Kampfflugzeuge an Israel. Somit wirft die USA indirekt gleichzeitig Lebensmittel und Bomben auf Gaza ab. Ein Paradoxon, das wohl niemand versteht.

Goennenihrwichtigtuer
Goennenihrwichtigtuer
Universalgelehrter
27 Tage 13 h

Wol i schun, i war jo eigentlich lei für bomben (wia die USA inoffiziell a) ober da enk die Hamas mit propaganda zuakackt fordern ihre sie miaßn ihre Peiniger durchfiatern und “Zivilisten” versorgen… nr gibs holt gute mine zum bösen Spiel.. No scheinheiliger find i die muslimische Welt de dr hoss auf Israel anscheinend mehr eint wia es leid dor Palästinenser…

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Universalgelehrter
27 Tage 9 h

@Goennenihrwichtigtuer
Ich würde gerne auf deinen Kommentar antworten, aber ehrlich gesagt, ich verstehe dein “Geschreibsel” weder inhaltlich noch sprachlich. Ich denke, es geht nicht nur mir so.

Goennenihrwichtigtuer
Goennenihrwichtigtuer
Universalgelehrter
27 Tage 7 h

@ woasch wos mi sel interessiert ob du mir ontwortesch oder nit. (Des isch rhetorische Frog brauchsch nit ontworten😉)

N. G.
N. G.
Kinig
27 Tage 14 h

Bomben auf Hilfsorganisationen, auf Flüchtlingsgebiete und jetzt Konsulate in fremden Ländern.
Befreit man auf diese Weise Geiseln? Oder was ist das sonst?
Netanyahu muss WEG! Und die Israels sollten sich darauf besinnen was sie da wirklich tun bzw. zulassen!

Goennenihrwichtigtuer
Goennenihrwichtigtuer
Universalgelehrter
27 Tage 10 h

Die Hamas zwing die Israeli in die Logik des Krieges und sem passieren sochn de in kriag passieren. Netanjahu war weck wenn se die Geiseln frei lossen tatn. Und Iran isch für die Israeli olls ondere als a “fremdes Land” mein ahnungsloser Kollege… Du muasch mol awian dein Wissen aufn nuiesten stand bringen und a poor sochen ordnen.

Faktenchecker
27 Tage 8 h

NG Oh mein Gott, Du hast echt keine Ahnung, oder? Netanyahu hat überhaupt nichts mit den Bomben auf Hilfsorganisationen, Flüchtlingsgebiete und Konsulate zu tun. Das sind doch alles nur Missverständnisse oder Verschwörungstheorien! Die Israels sind total unschuldig, die machen nur gute Sachen. Vielleicht solltest du einfach mal aufhören, so eine hirnlose Propaganda zu verbreiten. Schau lieber mal in den Spiegel und überlege, was du wirklich im Leben erreichen willst, anstatt Unsinn zu labern.

Satiremodus aus….

Hustinettenbaer
27 Tage 16 h

Die gesamte Militäraktion entwickelt(e) sich zu einem Riesen-“Fehler”.

user6
user6
Tratscher
27 Tage 16 h

kollateralschaden

mermer
mermer
Tratscher
27 Tage 12 h

Da gabs doch mal so einen norweger der mit moslems große probleme hatte… den könnten die israelis in den gaza schicken und anschließend für den friedensnobelpreis vorschlagen?

hundeseele
hundeseele
Universalgelehrter
27 Tage 10 h

Toll! Man kann eigentlich alles machen was man will,Hauptsache danach sagen:tut mir leid,oder ich kann mich nicht erinnern,oder ok,meine Schuld,übernehme die Verantwortung dafür-Was heist das jetzt? …sie übernehmen die Verantwortung???

oldenauer
oldenauer
Superredner
27 Tage 10 h

Wos sollst 7 winiger

Aurelius
Aurelius
Kinig
26 Tage 22 h

wer es jetzt noch nicht begriffen hat was Israel vor hat, der ist wirklich nur blind…..

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