Unterberger verweist auf elektronische Fußfessel

Frauenmord in Meran löst politische Reaktionen aus

Dienstag, 25. September 2018 | 18:03 Uhr

Bozen/Meran – Südtirol wird im Jahr 2018 bereits vom vierten Frauenmord erschüttert, auf Staatsebene zählt man 45 Frauenmorde im Jahr 2018. Dies betont SVP-Senatorin Julia Unterberger, nachdem in Gratsch bei Meran am Montag die 34-jährige Alexandra Riffeser vermutlich von ihrem Ehemann erstochen wurde.

Unterberger begrüßt, dass die elektronische Fußfessel für Stalker und Misshandler innerhalb der Familie im Sicherheitsdekret verankert wurde. Dies sei eine positive Neuerung.

„Sehr oft findet diese Aggression gegenüber Frauen in dem Moment statt, in dem diese ihre Trennungsabsicht äußern. Männer sind oft unfähig, den Wunsch auf ein eigenständiges Leben der Partnerin zu akzeptieren und mit dem Kontrollverlust fertig zu werden. Mord ist nur die Spitze des Eisberges. Zahlreiche Frauen sind von Gewaltübergriffen betroffen. Der vorbeugende Schutz, den der Staat aufgrund von Anzeigen leisten kann, ist leider limitiert“, betont Unterberger.

Das Gewaltschutzgesetz vom Jahr 2001 sehe zwar vor, dass gewalttätige Familienmitglieder von der Familienwohnung weggewiesen werden und ein Näherungsverbot ausgesprochen werden kann, es gebe jedoch wenig Kontrollen, um einen Verstoß gegen die Auflagen zu ahnden.

„Daher kann ein elektronisches Armband oder eine Fußfessel zumindest vermeiden, dass sich gewalttätige Männer ihren Opfern unbemerkt nähern und auf diese Weise einem Teil der Gewalttaten vorbeugen. Die beste langfristige Maßnahme, um Gewalt gegen Frauen zu vermeiden, ist jedoch die effektive Gleichstellung der Geschlechter auf allen Ebenen, damit diese sich auf Augenhöhe begegnen und kein Mann mehr glaubt, er müsse seinen Besitz verteidigen, wenn seine Partnerin sich von ihm trennen will“, so Unterberger.

Grüne: „Tötung von Menschen wegen ihrer Zugehörigkeit zum weiblichen Geschlecht“ ist ein Problem

Auch die grünen Frauen reagieren bestürzt auf die Bluttat in Meran. Immer noch sei die Erkenntnis über den Tatbestand des „Femizid“ nicht wirklich durchgedrungen. Bei Femizid (femminicidio im italienischen Sprachraum) handle es sich um „die Tötung von Menschen wegen ihrer Zugehörigkeit zum weiblichen Geschlecht.“

Allein in Italien würden jährlich im Schnitt mehr als 150 Frauen ihren Partnern, Ex-Partnern oder anderen (männlichen) Familienangehörigen zum Opfer fallen. Die Tatmotive seien meist ähnlich: Eifersucht, das Ende einer Beziehung (wenn es von der Frau ausging) oder andere Schritte für größere persönliche Selbständigkeit der Frauen in- und außerhalb der Beziehung.

Mit dieser ‚Abnabelung’ ihrer Frauen könnten manche Männer nicht umgehen, wobei dem besitzanzeigenden Wörtchen „ihrer“ (Frauen) hier eine ganz besonders wörtliche und grausame Bedeutung zukommt, erklärt Silvia Rier von den grünen Frauen: „Tatsächlich betrachten diese Männer „ihre“ Frauen als ihr persönliches Eigentum. Entsprechend verfügen sie darüber.“

Es sei ein gesamtgesellschaftliches Problem, das weite Kreise ziehe: „Kinder, Geschwister, Eltern, Großeltern – sie alle sind betroffen. Es ist höchste Zeit, dass das Problem erkannt und anerkannt wird, damit es gelöst werden kann.“

Frauen, aber vor allem Männer müssten sensibilisiert werden. „Frauen müssen in der Lage sein, zu jedem Zeitpunkt mögliche Gefahren vorhersehen und abschätzen zu können; sie müssen wissen, welchen Gefahren sie ausgesetzt sind oder sein könnten, wie sie potentielle Gefahrensituationen vermeiden und sich ihnen rechtzeitig entziehen können. Sie müssen aber auch wissen, wo sie Hilfe finden und mit welcher Hilfe sie in welcher Situation rechnen können“, erklärt Rier.

Bei den Männern sei die Herausforderung naturgemäß eine größere, aber durchaus mit hohen Chancen auf Erfolg: „Es braucht direkt an Männer gerichtete Sensibilisierungs- und Aufklärungskampagnen, aber auch ausdrückliche Anti-Gewalt-Programme, in denen Männer lernen können, wie sie mit dem eigenen Gewaltpotential umgehen und es kanalisieren können, ohne sich von ihm beherrschen zu lassen.“

Einfache, rasch umzusetzende und hochwirksame Sensibilisierungsmaßnahmen gebe es übrigens schon seit Längerem, vereinzelt auch in Südtirol („Panchina Rossa“, „Postoccupato“ – www.postoccupato.org).

„Leider sind wir trotz allem von einer echten Kenntnisnahme des Problems weit entfernt. Der letzte tragische Tod einer Frau in Meran spricht eine klare Sprache“, erklären die grünen Frauen abschließend.

Von: mk

Bezirk: Bozen, Burggrafenamt