Von: mk
Bozen – „Sind wir oder ist die Freiheit überfordert?“, das war die Fragestellung, die im Zentrum der gestrigen Abendveranstaltung der Silvius Magnago-Stiftung in der vollbesetzten Academy der Sparkasse stand. Diskussionsteilnehmerinnen und -teilnehmer aus verschiedensten gesellschaftlichen Bereichen versuchten hierauf eine Antwort zu geben.
Bereits in den Grußworten verwies die Stiftungspräsidentin Martha Stocker auf die Vielschichtigkeit und Komplexität der Fragestellung und auch darauf, dass wohl auch Angela Merkel ihre Memoiren angesichts der Weltsituation nicht umsonst unter den Titel „Freiheit“ gestellt hat. Dies geht einher mit der Frage, wer uns bewegt bzw. mit der Frage, ob wir noch selbst bewegen.
Freiheit – daran erinnerte die Moderatorin Barbara Weis zu Beginn – hat unterschiedliche Bedeutungen und Facetten. Welchen Begrenzungen sie ausgesetzt ist und wie sehr wir die Möglichkeiten, die Freiheit und Demokratie bieten, dann aus unterschiedlichen Gründen nicht nutzen (können), war dann auch Inhalt des Diskussionsabends.
Buntes Podium – viele Perspektiven
Durch den spannenden Diskussionsverlauf des interdisziplinären Podiums, dem die Universitätsprofessoren Martin Andree, Ulrike Tappeiner, Kathrin Stainer Hämmerle, Kulturaktivist Simon Mariacher und Andreas Pfeifer, Studioleiter ORF Berlin (zugeschaltet) angehörten, wurde die Vielschichtigkeit des Themas nochmals unterstrichen.
Woher kommt die Gefährdung unserer Freiheit?
Martin Andree, der Autor des Buches „Big Tech muss weg“, zeichnete ein klares Bild von dem, was Big Tech mit uns macht und welche Auswirkungen dies auf Demokratie und Gesellschaft hat. Spätestens seit dem scheinbar weiterhin unaufhaltsamen Machtzuwachs von Elon Musk ist dies wohl viel mehr Menschen bewusst. Es wird so sein, dass die Mehrzahl der Menschen sich schon bald nur mehr über digitale Medien informiert und daher ist es umso wichtiger, dass hier die Kontrolle nicht bei einigen wenigen Privatunternehmern bleibt, die nicht an Medienrecht oder anderes gebunden sind. „Die Freiheit des Netzes, wie 2006 angekündigt, ist immer noch möglich zurück zu holen, wir müssen es nur wirklich alle wollen!“
Für Andreas Pfeifer ist die Freiheit und Demokratie in Deutschland, wo er Studioleiter des ORF ist, gefestigt – auch in der Nüchternheit der politisch Handelnden. Klar sei aber auch dort, dass die nächsten Wahlen entscheidend seien. Auch er stellte fest, dass Information im klassischen seriösen Sinne nicht mehr immer möglich ist wie früher, da die Menschen oft nicht mehr bereit sind, den klassischen Medien Rede und Antwort zu stehen. Dadurch sei facettenreiches Berichten anhand von Aussagen viel schwieriger geworden. Auf für ihn sei tendenziell einiges ins Rutschen geraten – dies in ganz Europa, aber natürlich vor allem in den USA, wo Gewalt und Gewaltandrohungen auch von höchster Stelle zur Selbstverständlichkeit geworden seien.
Kathrin Stainer Hämmerle meinte dazu, dass man andererseits auch sehen müsse, dass Demokratie auch lebendiger geworden sei, dass mehr Menschen sich einbringen und natürlich auch entscheiden würden, mit wem sie reden möchten. Dies betreffe natürlich auch die Medien. „Digitale Medien haben vieles ermöglicht, wenn auch zugebenermaßen die Auswüchse nicht unterschätzt werden dürfen. Gestärkt werden Muss das Wir, das gemeinschaftliche Tun, in aller Differenziertheit.“
Ulrike Tappeiner blieb bei aller Erkenntnis, dass wissenschaftliche Daten teilweise bedenkliche, teilweise auch erschreckende Daten liefern, optimistisch. „Wir sind trotz allem aus Feudalsystemen, wo auch einige wenige im Besitz der Macht waren, herausgekommen. Dabei ist selbstverständlich die Gefahr nicht zu unterschätzen, dass in Zeiten, in denen Freiheit von Not nicht garantiert ist, sich Menschen jenen zuwenden, die einfache Heilsversprechen haben. Als Auftrag mitzunehmen bleibt, die Erkenntnisse der Wissenschaft nicht nur zu hören, sondern auch danach zu handeln.“
Simon Mariacher ist sich bewusst, dass die Herausforderungen der Zeit der Tradition und der Vision bedürfen, dass aber auch klar sein muss, dass wir nur in der Verschränkung untereinander die Herausforderungen der Zeit bewältigen können. „Dabei ist wichtig, dass man nicht nur immer sagt, die Jugend sei die Zukunft, sie braucht auch die Instrumente, für diese Zukunftsgestaltung. Grundsätzlich aber gilt: die Probleme der Gegenwart der Zukunft können in Demokratie und Freiheit nur gemeinsam, in einem generationenübergreifenden Handeln angegangen werden.“
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