Gonzalez ging als Favoritin in die Wahl

González und Noboa gehen in die Stichwahl in Ecuador

Montag, 21. August 2023 | 15:04 Uhr

Bei der Präsidentschaftswahl in Ecuador gehen die linksgerichtete Kandidatin Luisa González und der rechtsliberale Geschäftsmann Daniel Noboa in die zweite Runde. Nach Auszählung von gut 92 Prozent der Stimmen lag die 45-jährige González mit 33 Prozent vorn, wie die Wahlkommission am Sonntag (Ortszeit) in Quito mitteilte. Der 35 Jahre alte Noboa, Sohn des Unternehmers und früheren Präsidentschaftskandidaten Alvaro Noboa, kam demnach überraschend auf 24 Prozent.

“Wir feiern, weil wir Geschichte schreiben, obwohl so viele von uns ignoriert wurden. Heute beginnen wir, eine andere Geschichte zu zeichnen”, sagte González vor Anhängern bei einer Veranstaltung im Süden Quitos. González gilt als Schützling des wegen Korruption verurteilten Ex-Präsidenten Rafael Correa. “Das erste Mal hat eine Frau bei den Präsidentenwahlen in Ecuador gewonnen. Hoch leben die Frauen meines Vaterlandes”, sagte González. “Genossen, gemeinsam schreiten wir weiter voran bis zum endgültigen Sieg.”

Noboa erklärte, das ecuadorianische Volk habe gewonnen. “Der Kandidat der Jugend, der Menschen, die Hoffnung suchen, die Ecuador verändern wollen, hat gesiegt.” Er freue sich auf die Stichwahl gegen González, die für den 15. Oktober angesetzt ist. Im Falle eines Wahlsiegs in der zweiten Runde wäre der in den USA ausgebildete Wirtschaftswissenschaftler der jüngste Präsident in der Geschichte des südamerikanischen Landes.

Die Wahlen waren von der Ermordung eines Kandidaten überschattet worden. Der Kandidat Fernando Villavicencio, der der Korruption den Kampf angesagt hatte, war bei einer Wahlkampfveranstaltung getötet worden. Dennoch konnte seine Partei am Sonntag 16 Prozent der Stimmen auf sich vereinen. Nach dem Attentat wurde der Journalist Christian Zurita als Ersatzkandidat nominiert, doch der Name Villavicencio erschien auf den Wahlzetteln, da diese vor seiner Ermordung gedruckt worden waren. Villavicencio war ein erbitterter Gegner von Ex-Präsident Correa. Zurita räumte am Sonntagabend zusammen mit mehreren anderen Kandidaten seine Niederlage ein.

Der Tag der Demokratie sei Dank der gemeinsamen Arbeit der Streitkräfte und der Polizei sowie mehr als 40.000 Wahlhelferinnen und Wahlhelfern völlig ruhig und in Frieden abgelaufen, sagte die Vorsitzende der Wahlbehörde des südamerikanischen Landes, Diana Atamaint, zum Start der Auszählung am Sonntagabend.

Alle acht Bewerberinnen und Bewerber für das Amt der Staatschefin oder des Staatschefs hatten mit Versprechen für sich geworben, gegen die organisierte Kriminalität vorzugehen, und traten im Wahlkampf teils in kugelsicheren Westen auf. Das südamerikanische Land mit seinen rund 18 Millionen Einwohnerinnen und Einwohnern kämpft mit einer zunehmenden Welle der Gewalt und dem wachsenden Einfluss von Drogenkartellen.

Im Jahr 2022 gab es in Ecuador 26 Mordfälle pro 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Damit hat das Land Mexiko, Kolumbien und Brasilien überholt. Am späten Freitagabend überlebte der Bürgermeister der Küstenstadt La Libertad im Westen Ecuadors nach eigenen Angaben einen Mordanschlag. Am Montag davor erschossen Unbekannte im Norden des Landes einen Lokalpolitiker der Partei Bürgerrevolution von Correa.

Von: APA/Reuters/dpa