Von: luk
Bozen – Eine in Bozen vor Ort durchgeführte Studie der Eurac stellt jetzt fest: Mit Batterie betriebene Busse brauchen weniger Energie und sind im Betrieb günstiger als jene mit Wasserstoff. Die Grünen appellieren an die Landesregierung, diese “neuesten Erkenntnisse” im Landesmobilitätsplan zu berücksichtigen und damit in die für den Klimaschutz beste Technologie zu investieren.
In der internationalen Fachzeitschrift „Journal of Energy Storage“ ist dieser Tage ein Artikel erschienen, der es in sich hat. Erstmals, so die Autoren, werden der Verbrauch von Energie und die Effizienz von E-Bussen und H2-Bussen miteinander verglichen, und zwar nicht aufgrund von theoretischen Annahmen. Vielmehr hat die Eurac den Einsatz der 16 H2-Busse und fünf E-Busse auf den Straßen von Bozen und Leifers zwischen Januar 2021 und April 2022 wissenschaftlich begleitet. Die 21 Busse legten in diesem Zeitraum insgesamt 537.500 Kilometer zurück. Die mit Wasserstoff betriebenen Busse brauchten für dieselbe Strecke in und um Bozen 126–145 Prozent mehr Energie als die Elektro-Busse. “Das bedeutet erstens, dass die Energieeffizienz der H2-Busse deutlich schlechter ist als der E-Busse, was unter anderem damit zu tun hat, dass die Herstellung von Wasserstoff und die spätere Umwandlung in Strom zum Antrieb des Fahrzeugs viel Energie verbraucht. Zweitens kostet dem Südtiroler Steuerzahler ein Kilometer mit einem H2-Bus um 2,3-mal so viel wie dieselbe Strecke mit einem E-Bus. Die Betriebskosten für einen E-Bus betragen laut Studie der Eurac 0,55 Euro pro Kilometer, für einen Wasserstoff-Bus hingegen 1,27 Euro/Kilometer”, so die Studie.
„Dieser in den Straßen von Bozen durchgeführte Test der beiden Technologien und die Analyse der Eurac sind für Südtirol wegweisend. Denn bisher hat die Landesregierung nicht wirklich zwischen H2- und E-Bussen entscheiden wollen“, so Madeleine Rohrer, Grüne Kandidatin für den Landtag. So spiele die Wasserstoff-Technologie im neuen Landesmobilitätsplan eine wesentliche Rolle: Es sollen mehr als 141 Millionen Euro mit Geldern aus dem PNRR und den Olympischen Spiele in Wasserstoff-Technologie investiert werden (Beschluss LR 611/2022). Unter anderem will die Landesregierung für 22,7 Millionen 48 Fahrzeuge für die Olympischen Spiele ankaufen, eine eigene Tankstelle für sechs Millionen errichten und weitere elf Millionen für Tankstellen zur „grünen“ Befahrung der Dolomitenpässe einsetzen. Es werden außerdem 154 Dieselbusse umgerüstet (22,5 Millionen) und weitere 13 neue angekauft (10,2 Millionen).
„Die Eurac hat am Fuhrpark der SASA aufzeigen können, dass E-Busse für Südtirol deutlich billiger sind und weniger Energie verbrauchen. Gerade weil es Strom aus Wasser, Wind und Sonne nicht im Überfluss gibt und der laufende Betrieb der Busse aus dem Landeshaushalt bezahlt werden muss, sollte Südtirol in eine effiziente Technologie investieren“, so Rohrer. Die Grünen appellieren an die Landesregierung, die Prioritäten im Landesmobilitätsplan anhand der jüngsten Forschungsergebnisse zu gewichten.
Im Fazit der Eurac-Studie heißt es: „Diese Arbeit ist für politische Entscheidungsträger und öffentliche Verkehrsunternehmen von grundlegender Bedeutung für die strategische und betriebliche Entscheidungsfindung bei der Umstellung auf emissionsfreie Flotten auf der Grundlage von überwachten Leistungsdaten im realen Betrieb und der Wahrnehmung der Fahrer, die sie täglich nutzen“.
Die englischsprachige Studie gibt es hier.