Tim Walz (l.) wird Vize-Kandidat von Kamala Harris

Harris wählt Minnesotas Gouverneur Walz als Vize-Kandidat

Dienstag, 06. August 2024 | 17:15 Uhr

Von: APA/dpa/AFP/Reuters

Die demokratische US-Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris will zusammen mit dem Gouverneur des US-Staates Minnesota in den Wahlkampf ziehen. Tim Walz werde ihr Kandidat für den Vizeposten. Das teilte die Demokratin über Social Media mit. Der 60-jährige frühere Lehrer steht seit 2019 an der Spitze des 5,7-Millionen-Einwohner-Staates. Er gilt als Politiker, der mit seiner einfachen Sprache auch zu Wählern ohne akademische Bildung Zugang findet.

Zugleich vertritt der ehemalige Nationalgardist und Football-Trainer liberale Positionen zu Abtreibung und Cannabis. Walz ist mit seiner Frau Gwen seit 30 Jahren verheiratet und Vater von zwei Kindern.

“Was mich an Tim beeindruckt, ist seine tief sitzende Überzeugung, für Familien der Mittelschicht zu kämpfen”, teilte Harris über Instagram mit. Sie ging tiefer auf Walz’ familiären Hintergrund ein und pries dessen politische Erfolge. “Wir werden ein großartiges Team sein”, schrieb sie weiter. “Wir werden diese Wahl gewinnen.” Auf X fügte Harris hinzu: “Lasst uns jetzt mit der Arbeit loslegen.” Sie verband die Ankündigung mit einem Spendenaufruf an ihre Unterstützer.

Das Wahlkampfteam des republikanischen US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump bezeichnete Walz in einer ersten Reaktion als “gefährlichen linksliberalen Extremisten”. “Wenn Walz den Wählern nicht die Wahrheit sagt, werden wir es tun: Genau wie Kamala Harris ist Tim Walz ein gefährlicher linksliberaler Extremist”, erklärte Trumps Wahlkampfsprecherin Karoline Leavitt am Dienstag. Der “Traum” von Harris und Walz sei es, die USA in ein Ebenbild Kaliforniens zu verwandeln – “der Albtraum eines jeden Amerikaners”.

Der Mittelweststaat Minnesota zählt zwar nicht zum engeren Kreis der wahlentscheidenden Bundesstaaten, doch könnte Walz der Präsidentschaftskandidatin helfen, in “swing states” der Region wie Wisconsin und Michigan ein breiteres Spektrum an Wählerschichten zu erreichen und so diese Staaten zu gewinnen. Die Präsidentschaftswahlen finden am 5. November statt.

Als weitere mögliche Vizepräsidentschaftskandidaten waren unter anderen Josh Shapiro, der Gouverneur von Pennsylvania, sowie der Senator Mark Kelly aus Arizona im Gespräch. Harris will bereits am Dienstagabend bei einem Auftritt in Philadelphia in Pennsylvania mit ihrem “running mate” in den Wahlkampf ziehen.

Es wird erwartet, dass Harris und Walz noch in dieser Woche eine Tour durch mehrere umkämpfte Bundesstaaten beginnen werden, in denen die Wahl voraussichtlich entschieden wird. Zu diesen “Swing States” zählen Arizona, Nevada, Georgia, Pennsylvania, Michigan und Wisconsin.

Walz erregte zuletzt Aufsehen, weil er den rechtspopulistischen republikanischen Präsidentschaftskandidaten Trump und dessen Vizekandidaten J.D. Vance als “weird” (“merkwürdig”, “schräg”) bezeichnete. Er gilt als Erfinder dieses Etiketts, das landesweit Verbreitung fand und das auch Harris seither häufig für ihren Rivalen anwendet.

Harris, die erste Frau sowie schwarze und südasiatische Person im Amt des Vizepräsidenten, stand bei ihrer Suche nach einem Vize unter Zeitdruck. US-Präsident Joe Biden hatte sich erst Ende Juli aus dem Präsidentschaftsrennen zurückgezogen und Harris damit das Feld überlassen. Seither hat sie Hunderte Millionen Dollar an Wahlkampfspenden eingesammelt. Zudem brachte sie zügig genügend Delegierte der Demokraten hinter sich, so dass die Partei ihre offizielle Nominierung am Montagabend verkündete. Der Parteitag findet erst vom 19. bis 22. August statt. Die Präsidentenwahl ist am 5. November. In Umfragen liegen Trump und Harris nahe beieinander. Der Ausgang der Wahl gilt daher als offen.

Trumps Vize Vance hat ebenfalls angekündigt, diese Woche in Swing States Wahlkampf zu betreiben. Der 39-jährige Senator aus Ohio ist vor allem bei Trumps ultrakonservativer Basis beliebt. Der einstige Kritiker von Trump gilt als eine der Zukunftshoffnungen der Republikaner. Sein Start als Vizekandidat war jedoch holprig. Alte Aussagen von ihm wie beispielsweise Kritik an “kinderlosen Katzendamen” sorgten für Aufregung.

Kommentare

Aktuell sind 5 Kommentare vorhanden

Kommentare anzeigen