Von: APA/dpa
Ein einflussreicher iranischer Kleriker hat US-Präsident Donald Trump indirekt mit dem Tode gedroht. Großayatollah Nasser Makarem Shirazi nannte Trump zwar nicht direkt beim Namen, wies aber in einer religiösen Stellungnahme (Fatwa) darauf hin, dass Drohungen gegen den iranischen Obersten Führer Ali Khamenei Fluch und Sünde seien und im Islam mit dem Tod bestraft werden. Er nannte Trump aber nicht direkt beim Namen, sondern erklärte lediglich die islamischen Prinzipien.
Trump hatte vor knapp zwei Wochen indirekt Khamenei gedroht und gesagt, dieser sei ein leichtes Ziel. “Wir werden ihn nicht ausschalten (töten!), zumindest nicht im Moment.”
Trump betonte unterdessen, es gebe keine Gespräche mit dem Iran, und er werde der Führung in Teheran “nichts” anbieten. Er bekräftigt zudem, die USA hätten die iranischen Atomanlagen “vollständig ausgelöscht”. Am Freitag hatte Trump bereits Medienberichte zurückgewiesen, wonach seine Regierung darüber beraten habe, dem Iran mit bis zu 30 Milliarden Dollar (25,63 Mrd. Euro) beim Aufbau eines zivilen Atomprogramms zu helfen.
Iran zweifelt Willen Trumps zu Verhandlungen an
Die iranische Regierung wirft Trump indessen wechselnde Haltungen in der Frage der Wirtschaftssanktionen gegen die Islamische Republik vor. Mit Verweis auf widersprüchliche Stellungnahmen Trumps sagt der Sprecher des Teheraner Außenministeriums, Esmaeil Baghaei: “Diese Äußerungen von Trump sollten eher im Kontext psychologischer und medialer Spiele gesehen werden als ein ernsthafter Ausdruck für Dialog oder Problemlösung.”
“Feinde zur Rechenschaft ziehen”
Der schiitische Geistliche Shirazi sagte laut staatlicher Nachrichtenagentur IRNA auf die Frage eines Gläubigen zu Trump in seinem Büro in Ghom: “Personen oder Regime, die eine islamische Herrschaft angreifen oder deren religiöse Führer bedrohen oder gar gegen sie vorgehen, gelten als ‘Mohareb’ (Feinde Gottes/Krieger gegen Gott).” Daher sei es die Pflicht der Muslime, diese “Feinde” zur Rechenschaft zu ziehen.
Makarem Shirazi zählt als sogenannter Marja zu den Großayatollahs mit einem der höchsten religiösen Titel im zwölfer-schiitischen Islam. In Glaubens- und Rechtsfragen gelten Träger dieses Titels für viele Schiiten als oberste Autorität. Ein Regierungsamt bekleidet Makarem Shirazi nicht. Das politische System der Islamischen Republik Iran basiert auf dem Prinzip der “Herrschaft der Rechtsgelehrten”. Der Oberste Führer, Ayatollah Khamenei, vereint die höchste politische und religiöse Macht in einer Person.
Der bekannteste Fall, bei dem ein schiitischer Geistlicher aus dem Iran per Fatwa zur Tötung einer ausländischen Person aufrief, war jener des britisch-indischen Schriftstellers Salman Rushdie 1989. Der damalige iranische Führer Ayatollah Ruhollah Khomeini hatte zur Tötung Rushdies aufgerufen, da dessen Roman “Die satanischen Verse” blasphemisch sei. Da Khomeini kurz darauf starb, konnte die Fatwa auch nicht mehr widerrufen werden. Im August 2022 wurde Rushdie bei einem Messerangriff in New York schwer verletzt und erblindete auf einem Auge.
Iran: Merz’ “Drecksarbeit”-Zitat Schande für Deutschland
Das iranische Außenministerium kritisierte auch den deutschen Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) wegen seiner Äußerungen zum Krieg mit Israel scharf. Baghaei verurteilte Merz’ “Drecksarbeit”-Zitat und zog gar Parallelen zur Nazizeit: “Ich hätte niemals gedacht, dass der Bundeskanzler Deutschlands eine Sprache verwendet, die benutzt wurde, um die rassistischen Taten Hitlers zu rechtfertigen”, sagte Baghai in Teheran.
Merz hatte vor knapp zwei Wochen in einem ZDF-Interview mit Blick auf Israels Krieg gegen den Iran das Wort “Drecksarbeit” benutzt. “Das ist die Drecksarbeit, die Israel macht für uns alle”, sagte er. Auch in Deutschland stieß die Wortwahl auf Kritik.
Die Äußerungen haben Baghaei zufolge auch Auswirkungen auf die Beziehungen zwischen Berlin und Teheran. “Ich denke, das wird eine historische und ewige Schande für Deutschland sein”, sagte der Sprecher vor Journalisten.
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