Wechselseitiger Beschuss geht weiter

Israel greift Atomanlage Isfahan im Iran an

Samstag, 21. Juni 2025 | 20:17 Uhr

Von: APA/AFP/dpa/Reuters

Die israelische Luftwaffe hat über weiten Teilen des Iran die schweren Angriffe fortgesetzt und unter anderem eine Atom-Einrichtung bombardiert. Es habe sich um eine Fabrik für Uran-Zentrifugen in Isfahan gehandelt, teilte das israelische Militär mit. Laut iranischen Staatsmedien traten keine schädlichen Stoffe aus. Bei einem Angriff in Qom tötete Israel einen Kommandanten einer Spezialeinheit der Revolutionsgarden. Der Iran begann einen neuen Angriff mit Drohnen auf Israel.

Die israelische Armee hatte vor der Attacke auf Isfahan eine neue Angriffswelle auf den Iran gestartet. Ziel seien Raketenlager und die Infrastruktur für Raketenstarts, teilte das Militär mit. Der Iran hatte zuvor nach Angaben des israelischen Militärs Raketen auf Israel abgefeuert. Über Tel Aviv waren einem Reuters-Zeugen zufolge mehrere Explosionen zu hören. Später gab das israelische Militär Entwarnung.

Am Freitag hatte der Leiter der Internationalen Atomenergie-Agentur (IAEA), Rafael Grossi, erklärt, bisher habe seine Behörde noch keinen Austritt radioaktiver Strahlung im Iran seit Beginn des Krieges gegen Israel vor einer Woche feststellen können. Israel hatte am 13. Juni einen Großangriff auf Ziele im Iran begonnen. Erklärtes Ziel ist es, Teheran vom Bau einer Atombombe abzuhalten. Die israelische Armee bombardiert seitdem Militär- und Atomanlagen im Iran. Als Reaktion greift der Iran seinerseits Ziele in Israel mit Raketen an. Westliche Staaten werfen dem Iran seit Jahren vor, nach Atomwaffen zu streben, was Teheran bestreitet.

Izadi getötet

Laut Israel ist bei dem jüngsten Angriff in der iranischen Stadt Qom ein langjähriger Kommandant der Al-Quds-Brigaden, einer Sondereinheit für Auslandseinsätze der mächtigen Iranischen Revolutionsgarden, getötet worden. Es handle sich um Saeed Izadi, der das Palästina-Corps der Al-Quds-Brigaden geleitet habe, erklärt der israelische Verteidigungsminister Israel Katz. Eine Bestätigung der Revolutionsgarden gibt es zunächst nicht.

Die Al-Quds-Brigaden (Jerusalem-Brigaden) haben im Nahen Osten eine vom Iran unterstützte Regionalallianz namens “Achse des Widerstands” aufgebaut, zu der die Hisbollah im Libanon und die Hamas im Gazastreifen gehören. Seit Beginn des Gaza-Kriegs ist das Bündnis stark geschwächt worden. Der israelische Verteidigungsminister erklärt weiter, die Tötung Izadis sei “ein großer Erfolg für den israelischen Geheimdienst und die Luftwaffe”. Izadi habe für die Finanzierung und Bewaffnung der Hamas bei den Angriffen auf Israel am 7. Oktober 2023 gesorgt.

Explosionen im Südwesten Irans

Im Südwesten des Irans gab es iranischen Medienberichten zufolge Explosionen. Das Webportal der Tageszeitung “Shargh” meldete etwa Explosionen in der Stadt Ahwas. Die Stadt liegt in der Provinz Khuzestan. Diese liegt an der irakischen Grenze und gilt als wichtigste Ölförderregion des Landes. Auch in der Hafenstadt Mahshahr waren den Berichten zufolge Explosionen zu hören.

Moderate Politiker im Iran wollen Staatsoberhaupt Ayatollah Ali Khamenei angesichts des Krieges mit Israel dazu bewegen, der US-Forderung nach einem Stopp der Urananreicherung nachzugeben. In einem Brief wollen führende Vertreter der Reformbewegung ein Einlenken Khameneis erzielen, um die Zukunft der Islamischen Republik zu sichern und den Frieden wiederherzustellen. Initiiert wurde der Vorstoß nach Informationen aus Teheran unter anderem von Ex-Präsident Mohammed Khatami und dem früheren Außenminister Mohammed-Jawad Sarif.

Iran: Mindestens 430 Tote seit Beginn des Kriegs

Im Iran sind der Regierung zufolge seit Beginn des jüngsten Konfliktes mit Israel mindestens 430 Menschen getötet und 3500 verletzt worden. Das berichtet die staatliche Nachrichtenagentur Nur unter Berufung auf das Gesundheitsministerium in Teheran.

Araqchi: US-Eingreifen in Krieg wäre “sehr gefährlich”

Der Iran warnte die USA neuerlich vor einem Eingreifen in den aktuellen Krieg mit Israel. Es wäre “sehr bedauerlich” und für alle “sehr gefährlich”, sollten die USA sich “der Aggression” anschließen, sagte Irans Außenminister Abbas Araqchi am Rande des Treffens der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC) vor Reportern in der türkischen Metropole Istanbul. Das berichtete der arabische Nachrichtensender Al-Jazeera.

Teheran sei “leider” zu dem Schluss gekommen, dass die USA von Anfang an an der Aggression beteiligt gewesen seien, sagte er demnach weiter. Die US-Regierung würde das zwar zurückweisen, aber der Iran habe viele Hinweise, dass Washington vom ersten Tag an beteiligt gewesen sei.

Ein iranischer Regierungsvertreter sagt der Nachrichtenagentur Reuters, die Vorschläge, die die drei europäischen Staaten dem Iran im Zusammenhang mit seinem Atomprogramm am Freitag in Genf unterbreitet hätten, seien unrealistisch. Ein Beharren darauf werde beide Seiten einer Einigung nicht näher bringen, so der Insider. Der Iran werde aber die europäischen Vorschläge prüfen und seine Antworten bei der nächsten Sitzung vorlegen. Eine “Null-Anreicherung” von Uran sei aber eine Sackgasse. Der Iran werde auch nicht über seine Verteidigungsfähigkeiten einschließlich seines Raketenprogramms verhandeln.

Erdogan: Israel will Atomgespräche sabotieren

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan erhob bei einem Treffen der Organisation für Islamische Zusammenarbeit in Istanbul Vorwürfe gegen Israel. Die Angriffe des Landes gegen den Iran unmittelbar vor einer neuen Runde der Atomgespräche mit den Vereinigten Staaten zielten darauf, die Verhandlungen zu sabotieren, sagt Erdogan. Sie zeigten, dass Israel die Probleme nicht auf diplomatischem Wege lösen wolle. Er forderte die Länder mit Einfluss auf Israel auf, nicht auf dessen “Gift” zu hören, im Dialog nach einer Lösung des Konflikts zu suchen und eine weitere Eskalation zu verhindern.

Erdogan besprach sich am Rande des Treffens mit Araqchi. Sofortige Schritte müssten unternommen werden, damit der Iran und die USA technische und hochrangige Gespräche aufnähmen, sagte Erdogan den Angaben zufolge.

Macron nach Telefonat mit iranischem Präsidenten zuversichtlich

Der französische Präsident Emmanuel Macron zeigte sich nach einem Telefongespräch mit seinem iranischen Kollegen Masoud Pezeshkian zuversichtlich. “Ich bin überzeugt, dass es einen Ausweg aus dem Krieg gibt, und wir größere Gefahren vermeiden können”, schreibt Macron auf dem Nachrichtenportal X. Pezeshkian habe ihn angerufen, und man habe vereinbart, die Verhandlungen zwischen europäischen Staaten und dem Iran über dessen umstrittenes Atomprogramm zu beschleunigen. Macron betont zugleich, dass der Iran niemals in den Besitz von Atomwaffen gelangen dürfe. “Es liegt an ihm, alle Zusicherungen abzugeben, dass seine Absichten friedlich sind”, so Macron.

Pezeshkian wiederum ließ der amtlichen Nachrichtenagentur IRNA zufolge wiederum wissen, der Iran werde sein Atomprogramm “unter keinen Umständen” einstellen. “Wir sind bereit, zu verhandeln und zusammenzuarbeiten, um Vertrauen im Bereich der friedlichen nuklearen Aktivitäten aufzubauen”, so Pezeshkian. “Wir sind jedoch unter keinen Umständen dazu bereit, unser Atomprogramm vollständig einzustellen.” Mit Blick auf die anhaltende “Aggression” Israels drohte Pezeshkian eine “noch verheerendere” Reaktion des Iran an.

Die militanten Houthis im Jemen erklärten, sie würden US-Schiffe im Roten Meer angreifen, wenn die USA in israelische Angriffe auf den Iran verwickelt würden. Im Mai hatten sich die USA und die Houthis darauf verständigt, dass keine Seite die andere angreifen wird.

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