Von: APA/Reuters/dpa
Nach der scharfen internationalen Kritik an der humanitären Situation im Gazastreifen hat Israel mit dem Abwurf von Hilfsgütern über dem Küstengebiet begonnen. “Die Abwürfe beinhalten sieben Paletten mit Mehl, Zucker und Lebensmittelkonserven”, sagte ein Militärsprecher am Samstag. Es würden auch humanitäre Korridore für UNO-Hilfskonvois geschaffen. Für Sonntagmorgen kündigte das Außenministerium “eine humanitäre Pause in zivilen Zentren und humanitären Korridoren” an.
Die israelische Armee bestritt zugleich, dass im Gazastreifen gehungert wird. “Es gibt keinen Hunger im Gazastreifen, das ist eine falsche Kampagne, die von der Hamas verbreitet wird”, hieß es in der Erklärung. Hingegen betonte das von der Hamas kontrollierte Gesundheitsministerium im Gaza, dass mehr als 125 Menschen an Mangelernährung gestorben seien, darunter 85 Kinder. Verantwortlich für die Verteilung von Lebensmitteln seien die UNO und internationale Hilfsorganisationen, betonte die israelische Armee. Sie müssten dafür sorgen, “dass die Hilfe nicht die Hamas erreicht”. Mehr als 700 Lkw-Ladungen mit Hilfsgütern warteten im Gazastreifen auf Verteilung.
Zuvor hatte es nach palästinensischen Angaben neuerlich Tote unter Wartenden auf Hilfsgüter gegeben. 16 Palästinenser seien ums Leben gekommen, als sie nahe dem nördlichen Grenzübergang Zikim auf Lastwagen mit humanitärer Hilfe warteten, erklärten Ärzte des Shifa-Krankenhauses in der Stadt Gaza. Weitere 300 Menschen erlitten demnach Verletzungen. Die Angaben ließen sich zunächst nicht unabhängig überprüfen.
Das israelische Militär äußerte sich zunächst nicht zu dem Vorfall. Im umkämpften Gazastreifen kommt es immer wieder zu Schüssen auf Menschen vor Zentren für die Verteilung von humanitärer Hilfe oder in der Nähe von Grenzübergängen. Israels Militär hatte in der Vergangenheit erklärt, geschossen werde auf Verdächtige, wenn diese sich unerlaubt den Truppen nähern oder abgesperrte Gebiete betreten.
Verzweifelte Lage im Küstengebiet
Internationale Hilfsorganisationen beschreiben die Lage der rund gut zwei Millionen Palästinenser in dem Küstengebiet als verzweifelt. Da Israel nur wenig humanitäre Hilfe in das abgeriegelte Küstengebiet lässt, hungert der Großteil der Bevölkerung. Das Verhalten Israels wird international scharf kritisiert. Am Samstag bezeichnete auch Bundeskanzler Christian Stocker (ÖVP) die humanitäre Situation im Gazastreifen als “unerträglich” und forderte eine Waffenruhe.
Wie die für die Genehmigung und Koordinierung der Hilfstransporte zuständige israelische Militärbehörde Cogat mitteilte, seien am Freitag 100 Lastwagen mit humanitärer Hilfe in den Gazastreifen eingefahren. UN-Organisationen hätten die Güter verteilt. In den vergangenen Wochen erreichten nach UNO-Angaben nur wenige Hilfskonvois das Gebiet. Für eine ausreichende Versorgung wären diesen Angaben zufolge mindestens 500 Lastwagen am Tag nötig.
Auslöser des Gaza-Kriegs war der Überfall der Hamas und anderer islamistischer Terrororganisationen auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem rund 1.200 Menschen getötet und mehr als 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt wurden.
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