In Israel besteht aktuell ein Sendeverbot gegen Al-Jazeera

Journalisten in Gaza durch israelischen Angriff getötet

Montag, 11. August 2025 | 05:15 Uhr

Von: APA/AFP/dpa/Reuters

Bei einem israelischen Angriff in Gaza-Stadt sind am Sonntagabend fünf Mitarbeiter des arabischen Senders Al-Jazeera getötet worden. Der Journalist Anas al-Sharif wurde zusammen mit vier Kollegen bei einem “mutmaßlich gezielten israelischen Angriff” getötet, berichtete der katarische Sender unter Berufung auf den Leiter des Al-Shifa-Krankenhauses in der Stadt Gaza. Die israelische Armee (IDF) bestätigte einen Angriff und bezeichnete al-Sharif als “Terroristen”.

“Vor kurzem hat die IDF in der Stadt Gaza den Terroristen Anas al-Sharif getroffen, der sich als Journalist für den Sender Al-Jazeera ausgab”, erklärte die israelische Armee am späten Sonntag im Onlinedienst Telegram. Al-Sharif sei “ein Anführer einer Terrorzelle der Terrororganisation Hamas und verantwortlich für Raketenangriffe auf israelische Zivilisten und IDF-Truppen” gewesen.

Al-Jazeera: Keine Beweise für israelische Behauptungen

Der arabische Sender erklärte dazu, das israelische Militär habe keine von unabhängigen internationalen Stellen verifizierten Unterlagen vorgelegt, die diese Behauptung belegen würde. Die UNO-Sonderberichterstatterin Irene Khan hatte bereits im vergangenen Monat erklärt, dass die israelischen Behauptungen unbegründet seien. Israels Armee verwies dagegen auf nachrichtendienstliche Informationen und im Gazastreifen gefundene Dokumente, die die militärische Zugehörigkeit von Anas al-Sharif zur Hamas belegen würden.

Al-Jazeera bezeichnete den 28-jährigen al-Sharif als “bekannten arabischen Korrespondenten”, der ausführlich aus dem Norden des Gazastreifens für den Sender berichtet habe. Der Angriff habe ein Zelt für Journalisten vor dem Haupttor des Al-Shifa-Krankenhauses getroffen. Neben al-Sharif seien dabei auch der Al-Jazeera-Korrespondent Mohammed Qriqea und die Kameramänner Ebrahim Zaher, Moamen Aliwa sowie deren Assistent Muhammed Nofal getötet worden.

Zuvor am Sonntag hatte al-Sharif im Onlinedienst X von “intensiver, konzentrierter israelischer Bombardierung der Stadt Gaza” berichtet. Einer seiner letzten Beiträge enthielt ein kurzes Video, das israelische Angriffe auf die Stadt zeigte.

Journalistenkomitee entsetzt

Das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ) äußerte sich “entsetzt” über den Tod der fünf Journalisten. “Die Praxis Israels, Journalisten ohne glaubwürdige Beweise als Kämpfer zu bezeichnen, wirft ernsthafte Fragen” auf, erklärte CPJ-Regionalleiterin Sara Kudah in der Nacht auf Montag. “Journalisten sind Zivilisten und dürfen niemals zur Zielscheibe werden”, fügte Kudah hinzu.

Die palästinensische Journalistengewerkschaft bezeichnete den israelischen Angriff auf al-Sharif und seine Kollegen als “blutiges Verbrechen” und Ermordung.

Da der Gazastreifen abgeriegelt ist, sind viele Medien weltweit auf Text-, Foto- und Videoberichterstattung palästinensischer Reporter für internationale Nachrichtenagenturen angewiesen. Der Organisation Reporter ohne Grenzen zufolge wurden seit Kriegsbeginn mehr als 200 Journalisten im Gazastreifen getötet.

Angespanntes Verhältnis zwischen katarischem Sender und Israel

Das Verhältnis zwischen Israel und dem katarischen Sender Al-Jazeera ist seit Jahren angespannt. In Israel besteht aktuell ein Sendeverbot gegen Al-Jazeera. Ermöglicht worden war dies durch ein im April beschlossenes Gesetz, welches das Verbot ausländischer Medien vorsieht, die als schädlich für die Sicherheit Israels angesehen werden. Israels Kommunikationsminister Shlomo Karhi hatte den Sender als “ein Sprachrohr des Terrorismus im Dienste der Hamas” bezeichnet. Der Sender weist die Anschuldigungen zurück.

Seit dem Überfall der Hamas auf Israel, bei dem 1.219 Menschen getötet worden waren, geht Israel massiv militärisch im Gazastreifen vor. Nach Angaben des von der Hamas geführten Gesundheitsministeriums wurden seit Beginn der israelischen Militäroffensive im Oktober 2023 mehr als 61.000 Menschen in dem Palästinensergebiet getötet. Die Zahlen lassen sich nicht unabhängig überprüfen.

Am Samstag erklärte der von der Hamas kontrollierte Zivilschutz im Gazastreifen, bei israelischen Angriffen seien an diesem Tag mindestens 37 Menschen getötet worden. Unter den Toten seien 30 Zivilisten, die auf Hilfsgüter gewartet hätten. Aufgrund der massiven Einschränkungen für Medien in dem Palästinensergebiet lassen sich die Angaben nicht unabhängig überprüfen.

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