Von: mk
Bozen/Meran – Alle Jahre wieder erinnert uns der 25. November daran, dass es nicht nur um die Gleichstellung von Frauen schlecht bestellt ist. Dafür kämpfen Frauen seit Jahrzehnten. Kämpfen müssen Frauen leider immer noch auch um das Essentielle, das Recht auf körperliche Unversehrtheit. Denn Frauen werden tagtäglich Opfer von geschlechtsspezifischer Gewalt. Daran erinnern die Landtagsabgeordneten der Grünen, Brigitte Foppa, Riccardo Dello Sbarba und Hanspeter Staffler.
Die Grünen fordern ein rasches Handeln. „Es braucht konkrete Maßnahmen. Doch wo beginnen, mag man sich fragen. Bei der Prävention, und zwar am besten so früh als möglich“, ist die Grüne Fraktion im Landtag überzeugt. Denn gewalttätiges Verhalten sei nicht angeboren, sondern erlernt. „Viele Kinder müssen Gewalt in der Familie miterleben, sie sind indirekt mitbetroffen, wenn sich diese Gewalt von einem Elternteil gegen das andere richtet. Diese Kinder werden der Gewalt in ihrem Erwachsenenleben später selbst mit einer dreimal so hohen Wahrscheinlichkeit wiederbegegnen“, so die Grünen. Dem gelte es entgegenzuwirken.
„Wir schlagen daher diese Woche in einem Beschlussantrag vor, in allen Schulstufen Workshops zum Thema ‚gewaltfreie Beziehungen‘ einzurichten“, so die Erstunterzeichnerin, Brigitte Foppa, „für diese muss eine fixe Finanzierung vorgesehen werden.“ Schon mit den Kleinsten könne zum Thema gewaltfreie Konfliktlösung gearbeitet werden. „Auch zeigen Beispiele den Erfolg von Workshops mit älteren Jugendlichen zum Thema Gewalt in partnerschaftlichen Beziehungen. Wichtig für die Grünen ist hierbei, dass sich die Präventionsangebote nicht nur an Mädchen richten, sondern an beide Geschlechter. Gewaltfreiheit ist ein Ziel, an dem sich Männer und Frauen, Mädchen und Jungen, orientieren müssen“, so die drei Abgeordneten der grünen Landtagsfraktion.
Schließlich wird anlässlich eines zweiten wichtigen internationalen Tages im November – dem Tag der Kinderrechte am 20. – an die UN-Kinderrechtskonvention erinnert, in der das Recht auf gewaltfreie Erziehung verankert ist. „Und eines ist klar: Aus einem Kind, dem Gewalt von klein auf nie begegnet ist, wird ein Erwachsener, für den oder die Gewalt in zwischenmenschlichen Beziehungen ein Fremdwort ist. Dafür lohnt es sich, zu kämpfen. Wir bleiben dran“, erklären die Grünen.
Liste Rösch: Diesen Tag sollte es nicht geben müssen
„Diesen Tag sollte es nicht geben müssen“, erklärt die Liste Rösch aus Meran. Dies Rede ist vom internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November. „Das Thema sollte uns jeden Tag des Jahres beschäftigen sollte: Gewalt an Frauen“. Auch die Stadtgemeinde Meran widmet sich in diesen Tagen diesem wichtigen Thema und gibt diesem, trotz Corona, Sichtbarkeit.
„Wir, als Liste Rösch/Grüne unterstützen diese Maßnahmen und möchten uns auch in Zukunft für Initiativen in diesem Bereich einsetzen. Vorausgeschickt: Eigentlich muss es darum gehen, wie Männer und Jungen dahingehend sensibilisiert werden, dass sie die körperlichen und seelischen Grenzen von Frauen und Mädchen wahrnehmen und respektieren“, heißt es in einer Pressaussendung.
Dennoch gehe es auch darum, wie man in Meran Bürgerinnen stärken und schützen könne. „Wir möchten diese Zeilen nicht schreiben, weil wir es eigentlich unmöglich finden, dass wir das immer noch sagen müssen. Ein Frauenkörper ist kein Objekt. Eine Frau hat dasselbe Recht auf körperliche und seelische Unversehrtheit wie ein Mann. Stalking ist sexuelle Belästigung“, erklärt die Liste. „Catcalling“- das ungefragte und aufdringliche, meist sexuell konnotierte Nachrufen auf offener Straße – falle ebenso unter sexuelle Belästigung. „Die eigenen vier Wände zählen immer noch zu den gefährlichsten Orten für Frauen, an denen sie körperlicher und psychischer Gewalt ausgesetzt sein können. Der Ursprung jeglicher Gewalt an Frauen ist struktureller Natur und liegt in den ungleichen Machtverhältnissen in unserer Gesellschaft. Begonnen bei einseitigen und einschränkenden Rollenzuschreibungen bis hin zu körperlicher und sexualisierter Gewalt“, so die Liste.
Diese ungleichen Machtdynamiken würden sich diskriminierend auf Frauen und Mädchen auswirken und ihre Entwicklungs- und Lebenschancen behindern. Präventionsarbeit sei deshalb besonders wichtig und diese beginne im Kleinen- auch in Meran. Die Liste Rösch/Grüne unterstützt Bildungsangebote für pädagogisches Personal. Der Diskussion um stereotype Mädchen- und Jungenbilder und ihre Auswirkung auf die Identitätsentwicklung von Kindern müsse mehr Raum bekommen: „Es wird somit mehr Bewusstsein für diese Thematik geschaffen und durch die vermehrte Sensibilität können auch Familien für eine ausgewogene und nicht- einschränkende Geschlechtererziehung gewonnen werden. Wir setzen uns dafür ein, dass in unseren politischen Gremien mehr Frauen vertreten sind, da diese in Entscheidungspositionen vermehrt auf institutioneller Ebene auf strukturelle Gewalt an Frauen aufmerksam machen können. Außerdem arbeiten Gruppen erwiesenermaßen effizienter, wenn es ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis gibt. Die letzten Wahlen zum Gemeinderat haben gezeigt, wie schwierig es ist, dass Frauen vor allem auf den Listen konservativer Parteien gewählt werden.“
Die Liste Rösch/Grüne mit ihren Unterstützern und Unterstützerinnen möchte dem Thema „Gewalt an Frauen“ mehr Sichtbarkeit geben: „Wir unterstützen Strukturen und Initiativen in unserer Stadt, welche in der Präventionsarbeit tätig sind und Frauen, welche Gewalt erfahren, Schutz bieten.“ Das Frauenhaus des Vereins „Frauen gegen Gewalt“ leiste auf diesem Gebiet bereits seit vielen Jahren sehr wichtige Arbeit, welche man hiermit auch öffentlich wertschätzen möchte. „Wir möchten eine sichere Stadt für alle. Dies bedeutet, dass neuralgische Punkte, dunkle Gassen und finstere Nischen, entschärft werden müssen. Eine belebte Stadt ist auch eine sichere Stadt. Ausgeleuchtete Parks und belebte Plätze sind sichere Orte für alle Bürgerinnen und Bürger“, erklärt die Liste.
Gut zu sehen sei dies am Beispiel des Marconi Parks in Meran. Seit die Gemeinde dem Ost-West Club kostenlos im Sommer einen Teil der Fläche zur Verfügung stellt, sei dies ein sicherer Ort für alle Menschen geworden. Zudem biete der Club dort ein breites kulturelles Angebot für die Bevölkerung an. Das Frauennachttaxi ermöglicht es in Meran für Bürger nachts von 20.30 Uhr bis 6.00 Uhr in der Früh sicher nach Hause zu kommen. Ein Teil der Fahrtspesen kann über die Gemeinde abgerechnet werden. Ein sicheres Nachhausekommen ist somit auch nachts gewährleistet. „Der Weg dahin, dass wir diese Zeilen nicht mehr schreiben müssen, ist ein langer. Wir werden ihn aber gehen und dafür kämpfen, dass nicht nur Meran gewaltfreier wird!“, so die Liste.