Von: luk
Bozen – Der „Südtiroler Speck g.g.A.“ steht im Fokus der MahlZeit-Aktion zum Welternährungstag 2022. Die Kampagne MahlZeit wird von der Organisation für Eine solidarische Welt OEW mitgetragen.
Der ‘Südtiroler Speck g.g.A.’ – einst DAS Symbol für Tradition und Bodenständigkeit habe sich zum Synonym für ein globalisiertes, aus den Fugen geratenes Ernährungssystem entwickelt. “Ein System, das mit Urwaldzerstörung, Menschenrechtsverletzungen und Tierleid die ganze Bandbreite zerstörerischer Produktionsprozesse in sich trägt. Höchste Zeit, dem Aufruf der Sustainability Days zu folgen und die ‘Südtiroler Markenprodukte’, allen voran den Speck, an Kriterien wie Transparenz und Klimarelevanz zu messen”, heißt es in einer Aussendung.
„Wenn Südtirol die Ergebnisse der Sustainability Days ernst nimmt und wir die Klimaziele erreichen wollen, dann müssen wir unser gesamtes Ernährungssystem radikal überdenken und als logische Folge auch Teile der Südtiroler Lebensmittelproduktion“, sagt Joachim Raich. Raich, Experte für Waldschutz bei der Menschenrechtsorganisation Südwind, stammt aus Passeier und behandelt in seiner Masterarbeit die ökologischen Kosten der Produktion von „Südtiroler Speck g.g.A.“. Ein zentrales Ergebnis seiner Untersuchung: Südamerikanische Sojafuttermittel zur Erzeugung des Schweinefleisches für ‚Südtiroler Speck g.g.A.‘ treiben die Regenwaldzerstörung voran. „Inmitten der Klimakrise für den ‚Südtiroler Speck g.g.A.‘ die grünen Lungen unserer Erde abzuholzen, ist inakzeptabel“, so der Wissenschaftler.
Die Kampagne MahlZeit hat Raich eingeladen, seine Forschungsergebnisse im Rahmen ihrer Aktion zum Welternährungstag vorzustellen. MahlZeit greift dabei auch die Abschlussforderungen aus den Sustainability Days auf. So etwa lautet eine der Empfehlungen für Landwirtschaft und Ernährung: „Bei der Bevölkerung die Kenntnisse über und die Verpflichtung zu nachhaltiger Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion erhöhen/fördern“.
“In diesem Sinne ist unsere heutige Aktion zu sehen. Wir wollen die Kenntnisse darüber erhöhen, dass der ‘Südtiroler Speck g.g.A.’ ein eklatantes Beispiel für Intransparenz und das Gegenteil von Nachhaltigkeit ist. Wir haben deshalb für unsere Aktion den Speck stellvertretend für eine notwendige Transformation im Ernährungssystem ausgewählt”, so die Organisatoren der Kampagne MahlZeit.
“Raich thematisiert im Rahmen unserer Aktion die ökologischen und vor allem die sozialen Kosten, die durch die derzeitige Auslagerung der Rohstoffproduktion entstehen. Immerhin stammen mehr als 99 Prozent der ‘Südtiroler’ Speckhammen von Tieren, die weder in Südtirol geboren, noch hier gefüttert oder geschlachtet wurden. Dazu kommt, dass 60 Prozent der Sojafuttermittel für deren Mast aus Südamerika stammen.” Die Aktivisten stellen in diesem Zusammenhang die Frage: „Darf Südtirol angesichts der Klimakrise ein solches Produkt überhaupt unterstützen – sei es durch Subventionen, sei es durch die Dachmarke Südtirol?“