Von: luk
Bozen – Südtirols Umweltverbände haben sich heute in einer Videokonferenz auf Einladung von Landeshauptmann Arno Kompatscher und Landesrat Giuliano Vettorato zum Klimaplan ausgetauscht. Die Forderung: Klimaschutz muss zur Chefsache werden.
„Die Aufgabe der Politik ist es jene Rahmenbedingungen zu schaffen, damit Südtirol bereits im nächsten Jahrzehnt nur mehr so viel klimaschädliches CO2 ausstößt, wie die Natur selbst noch aufnehmen kann“, so Klaus-Peter Dissinger, Präsident des Dachverbandes für Natur- und Umweltschutz. Klimaschutz sei die größte Herausforderung der Gesellschaft. Schließlich garantiere nur das in Paris 2015 vereinbarte Ziel, die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen, die Attraktivität und die Qualität des Lebens- und Wirtschaftsraums Südtirol. „Als Anwälte und Sprecher der Umwelt unterstützen wir die Landesregierung, will sie tatsächlich einen Klimaplan vorlegen, der auch den Erfordernissen entspricht“, so Dissinger, der sich auch im Namen aller für den konstruktiven Austausch mit dem Landeshauptmann bedankt. Die über 40 Teilnehmenden haben Kompatscher und Vettorato drei zentrale Forderungen vorgelegt.
„Wir fordern einen Klimacheck bestehender und neuer klimarelevanter Gesetze, Verordnungen und Projekte. Jede Maßnahme des Landes, der Bezirksgemeinschaften und der Gemeinden muss ein Beitrag zur Klimaneutralität von Südtirol sein. Nur so haben die jungen Menschen von heute und die Kinder von morgen dieselben Chancen“, so Majda Brecelj von Fridays for Future und David Hofmann von Regala Zukunft. Alle 116 Gemeinden müssen ein Gemeindeentwicklungsprogramm erarbeiten. Gerade diese Strategien und neuen Bauleitpläne sind ganz grundsätzliche Bausteine für ein klimaneutrales Südtirol.
„Die Landesregierung hat es in der Hand, über Förderungen und Subventionen dem Klimaschutz die dringend benötigte Schlagkraft zu geben. Ausschließlich Projekte, die deutlich den CO2-Ausstoß senken, dürfen mit öffentlichen Geldern unterstützt werden“, so Georg Simeoni vom AVS und Carlo Alberto Zanella vom CAI. Schließlich gehe es beim Klimaschutz auch um die soziale Nachhaltigkeit. So kommt der massive Ausbau des öffentlichen Verkehrs – anstelle von Projekten für den Massentourismus, die die Landschaft verschandeln – vor allem jenen Menschen zugute, die mit einem geringen Einkommen auskommen müssen und für die absehbare Entwicklungen, wie höhere Energiepreise, noch einschneidender sein werden.
„Damit Südtirol nicht nur auf dem Papier Klimaland ist, muss der Klimaschutz zur Chefsache werden. Das bedeutet auch, dass beim Land eine einzige mit Kompetenz und Ressourcen ausgestattete Stelle eingerichtet werden muss, die alle Aktivitäten landesweit koordiniert“, so Claudia Plaikner vom Heimatpflegeverband und Thomas Egger vom Klimaclub. Die Stadt Kopenhagen mit ähnlich vielen Einwohner:innen wie Südtirol beschäftige zum Beispiel ein Dutzend Personen und verfüge über eine halbe Million Euro an Budget, um die Klimaziele umzusetzen. Zudem müsse es ein regelmäßiges und unabhängiges Monitoring geben, damit Südtirol weiß, ob es auf dem richtigen Weg ist und Maßnahmen zeitnah nachgebessert werden können.
Als grundsätzlich positiv bewerten die Umweltvereine den Vorschlag des Landeshauptmanns, eine Kommission einzurichten, die alle Anregungen, Verbesserungsvorschläge und Konflikte mit anderen Umweltzielen prüft und anschließend der Öffentlichkeit einen Bericht vorlegt. „Klimaschutz macht einen Umbau der Gesellschaft unerlässlich, was in der Zusammensetzung der Kommission berücksichtigt werden muss”, so Kris Krois vom Zukunftspakt und Markus Heiss vom Fischereiverband. Auch müsse eine solche Kommission Südtirol langfristig begleiten, Kontinuität und Unabhängigkeit gewährleisten.
Die Umweltverbände rufen schließlich in der gemeinsamen Medienmitteilung besonders all jene auf, denen eine nachhaltige Entwicklung Südtirols am Herzen liegt, ihr Feedback zum Klimaplan noch innerhalb dieses Jahres auf der vom Land eingerichteten Seite abzugeben: https://www.klimaland.bz/ klimaplan-energie-suedtirol- 2050/