Von: luk
Meran – Die Stadtgemeinde Meran hat ihre Klimaschutz-Politik um eine eigene Strategie ergänzt, wie mit den Auswirkungen der Erderwärmung umgegangen werden soll. Am 16. Jänner findet zum Thema eine Bürgerversammlung statt.
Der Plan mit dem etwas sperrigen Namen „Aktionsplan für Nachhaltige Energie und Klima“ (SECAP) wurde heute von Madeleine Rohrer, Stadträtin für Umwelt, und Marc Zebisch von Eurac Research präsentiert. Meran ist eine der ersten Gemeinden Südtirols, welche das relativ neue Themenfeld der Klimaanpassung über ein breites Spektrum an Politikbereichen behandelt.
In Zukunft werden die Klimafolgen noch deutlicher zu spüren sein. „Wenn global keine massiven Klimaschutzmaßnahmen umgesetzt werden, ist nach unseren Auswertungen in Meran mit einer weiteren Erwärmung um bis zu ca. 4,5 Grad Celsius im Sommer und ca. 3,5 Grad im Winter bis zum Ende des Jahrhunderts zu rechnen“, unterstrich Marc Zebisch. Auch muss damit gerechnet werden, das Extremereignisse wie Hitzewellen und Trockenperioden häufiger werden und Starkregenereignisse heftiger ausfallen werden.
„Der Klimawandel ist eine Herausforderung, der wir uns stellen müssen. Seine Auswirkungen betreffen uns alle, daher müssen wir uns gemeinsam wappnen. Ebenso wichtig bleiben die Bemühungen, den CO2-Ausstoß zu begrenzen, damit die Folgen nicht noch stärker werden. Klimaschutz und Klimawandel-Anpassung ergänzen sich also“, erklärte Bürgermeister Paul Rösch.
„Unser Ziel ist es, die Auswirkungen des Klimawandels auf das Leben in Meran genau zu erfassen. So können wir die Bürger und Besucher über Klimagefahren informieren und uns an die Klimarisiken anpassen. Denn nur so kann Meran trotz Klimawandel eine unter ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Gesichtspunkten lebenswerte Stadt bleiben”, so Rohrer.
Auch Meran spürt den Klimawandel
Die Weltorganisation für Meteorologie (WMO) hat kürzlich bekannt gegeben, dass die Durchschnittstemperatur der Jahre 2010 bis 2019 höher als je zuvor in einem Jahrzehnt seit Beginn der Messungen lag. Die CO2-Konzentration in der Atmosphäre hat einen neuen Höchstwert erreicht. Auch in Südtirol geht das Jahr 2019 als überdurchschnittlich warmes Jahr in die Wettergeschichte ein: Die Temperaturen lagen um ein bis eineinhalb Grad Celsius über den langjährigen Durchschnittswerten, wie der Landeswetterdienst berichtet. Die Folgen des Klimawandels sind auch in Meran bereits spürbar.
Über ein Jahr lang hat die Gemeinde Meran deshalb an einer Anpassungsstrategie gearbeitet. In zahlreichen Expertengesprächen und drei Workshops haben 70 Fachleute für ihre Bereiche die Auswirkungen des Klimawandels in Meran identifiziert, ihre Bedeutung für die Stadt analysiert und Maßnahmen ausgearbeitet. Verschiedene Risiken und Gefahrenquellen wurden bewertet, um zukünftige Schäden für die Stadt und ihre Bewohner so gering wie möglich zu halten.
Hitze, Trockenheit, extreme Niederschläge
Die wichtigsten Klimagefahren für Meran sind zunehmende Hitze und Trockenheit sowie ein Anstieg von extremen Wetterereignissen wie Stürmen und intensiven Niederschlägen. Drei große Ziele wurden formuliert:
Erstens soll die Wärmebelastung im städtischen Bereich reduziert werden. Gerade in der Innenstadt gibt es viel Asphalt und Fassaden, die Wärme speichern und abgeben. Bei längeren Hitzeperioden entstehen Temperaturen, die vor allem für Kinder und geschwächte Personen gefährlich sind. Mit einer Hitzelandkarte sollen besonders betroffene Hitzeinseln in der Stadt aufzeigt und gezielt entschärft werden.
Zweitens soll die Bevölkerung bei Hitzeperioden besser unterstützt und auf die bestehenden Gefahren hingewiesen werden, auch auf Ebene der Stadtviertel. Die Sensibilisierung der Bevölkerung ist eine der dringlichsten Aufgaben. Nur wer weiß, was in der eigenen Stadt und in der Umwelt passiert, kann Entscheidungen verstehen und sich danach richten. Beispiel für eine kleine, aber sehr konkrete Maßnahme ist der Einsatz von Gemeindepersonal zur stärkeren Kontrolle bestehender Präventionsmaßnahmen gegen die Tigermücke.
Drittens sind Maßnahmen zur Reduzierung des Überschwemmungsrisikos erforderlich. Das historische Kanalsystem im Stadtbereich ist für die heutige Situation nicht mehr geeignet und muss angepasst werden. Die Stadt Meran ist von einem weit verzweigten Netz von teilweise unterirdischen Kanälen durchzogen. Die Instandhaltung und Kontrolle dieser Kanäle muss von den verschiedenen zuständigen Stellen (Konsortien, Gemeinde, Land) koordiniert werden. Erforderlich sind außerdem sogenannte Retentionsflächen, die bei heftigen Niederschlägen vorübergehend überflutet werden können.
Insgesamt wurden 19 Maßnahmen für folgende sieben Bereiche ausgearbeitet: Land- und Forstwirtschaft, Gesundheit, Tourismus, Umwelt und biologische Vielfalt, Wasser, Gebäude/ Flächennutzung/Verkehr/Zivilschutz sowie Energie.
An der Ausarbeitung beteiligt waren Mitarbeiter der Gemeinde- und Landesverwaltung, von Meran 2000, der Gärten von Schloss Trauttmansdorff, der Stadtwerke, der Pitsch-Stiftung, des Sozialsprengels, des Krankenhauses und der Kurverwaltung; außerdem Interessenvertretungen wie Bauernbund oder Istituto Nazionale dell’Urbanistica sowie Organisationen wie Klimahausagentur, Freiwillige Feuerwehr und Bergrettungsdienst. In die 100 Seiten starke Strategie eingeflossen sind auch Inputs des Jugendparlaments zur Alpenkonvention (YPAC), das im März 2019 zum selben Thema in Meran tagte.
Bürgerversammlung am 16. Januar
Am 16. Jänner 2020 wird die Anpassungsstrategie im Bürgersaal in der Otto-Huber-Straße der Öffentlichkeit vorgestellt. Beginn ist um 20.00 Uhr. Die Strategie wird dem Gemeinderat im Februar zur Debatte vorgelegt.
Weitere Informationen und Unterlagen zur Klimaschutz-Politik der Gemeinde Meran finden sich auf der Gemeindewebseite.